In der letzten Woche war das Moscone Convention Center in San Francisco vier Tage lang der Nabel der Java-Welt. Mehr als 20‘000 Besucher trafen sich an der von Sun organisierten JavaOne Developper Conference.
Java für Consumergeräte
Manche Gerätehersteller beklagten sich über den grossen Speicherbedarf von Java und vor allem auch über die Lizenzpolitik von Sun. Doch die Liste von Partnern bestätigt die guten Chancen der Java-Technologie, insbesondere bei Consumerprodukten und embedded Devices. So sprach Billy Joy, Gründer und Chef-Techniker bei Sun, denn auch von der Post-PC-Ära als einem «Zeitalter der Kleinstgeräte». Mike Clary, Chef von Suns Consumer and Embedded Software Work, wurde konkreter und gab bekannt, dass die Java-Technologie Teil der Palmpilots von
3Com werde und bis Ende des Jahres auch im
Motorola Zwei-Weg-Pager und den Zaurus PDAs von
Sharp Eingang finden werde.
Sun konnte ausserdem verschiedene Unternehmen davon überzeugen, dass es bessser sei, sich der Sun-Lizenz zu unterziehen, als Java zu clonen.
«Java everywhere»
Das Ziel ist der Einsatz von Java auf allen Systemen, die in irgend einer Form Informationen und Daten verarbeiten. Daher wurden drei Hauptkategorien geschaffen, um die Einführung bei unterschiedlichen Anwendungen wie Servern, Desktop-Computern und Consumergeräten zu erleichtern.
Die «Java 2 Standard Edition» entspricht in etwa dem Java 2 Developement Kit, wie es seit Ende letzten Jahres erhältlich ist. Die «Enterprise Edition» integriert mehrere bisher separat vermarktete Pakete wie Java Beans, Java Server Pages, Servlets und das Java-Mail-API. Die «Micro Edition» schliesslich ist für Consumergeräte gedacht und löst Personal Java und Embedded Java ab.
Der entscheidende Teil der Micro Edition ist die K Virtual Machine (KVM), eine nur gerade 64 K grosse Version der Java Virtual Machine, die zusammen mit
Motorola entwickelt wurde und für Kleinstgeräte wie Pager bestimmt ist.
Sun möchte Java 2 als «Embedded»-Technologie in Geräten wie Internettelefonen und TV-Blackboxen, aber auch in Fabrikrobotern und Navigationssystemen einsetzen.
Die liebe Konkurrenz
Die wichtigsten Java Gegner sind
Hewlett-Packard und Microsoft. HP verfügt über einen eigenen Java-Clone namens Chai, den Microsoft bereits lizenziert hat. Im übrigen setzt Microsoft auf Windows CE und die eigene Universal Plug and Play-Technologie (UPNP). HP hat ihrerseits eine Java-Version von UPNP entwickelt.
Der Sun-Konkurent zu UPNP ist das Java basierende Jini , eine im letzte Herbst eingeführte Technologie, mit der sich Geräte im Netzwerk selbständig anmelden und ihre Spezifikationen bekannt geben. Microsoft-Sprecher benutzen in dieser Auseinandersetzung gern ein Argument, das normalerweise gegen Microsoft verwendet wird: Jini sei eine proprietäre Technologie, UPNP dagegen ein offener Standard, der die Internetprotokolle benutze. Bereits im April hatte Microsoft 20 Firmen genannt, welche UPNP unterstützen wollen, darunter Schwergewichte wie
Sony und
Philips. Alec Saunders, Group Planning Manager der Consumer Windows Division bei
Microsoft, sagt dazu: «Tatsache ist, das Sun für Jini Gebühren verlangt, während wir mit UPNP nichts verdienen. Uns geht es um die Interoperabilität. Überlegen Sie doch einmal, wie schnell, respektive langsam das WWW gewachsen wäre, wenn die Erfinder von HTML für jede Homepage einen Dime verlangt hätte! Das wird nicht funktionieren.»
IBM-Vertreter meinten an der JavaOne, dass Big Blue vor allem für kleine Geräte an Java interessiert sei. Das passt in die «Persuasive Computing»-Philosophie des Unternehmen, nach der in Zukunft jedes Gerät auf jedes andere und dessen Informationen Zugriff haben wird und anzeigt.
Neue Lizenzen
Als Zeichen für den Erfolg von Java als Embedded-Technologie ist die wachsende Zahl neuer Lizenznehmer zu sehen. Der Java-Hersteller nannte an der Konferenz namentlich vier, nämlich Integrated Solutions und Insigna Solutions in Kalifornien, die Dow Group in Grossbritannien und Access in Japan.
Unter den im letzten Herbst bekannt gegebenen, neuen Lizenzbedingungen können Unternehmen Java kostenlos ausprobieren und Produkte entwickeln. Gebühren werden erst fällig, wenn die Java-Kompatibilität bestätigt und die Produkte ausgeliefert werden.
Auf diese Weise ermöglicht Sun unabhängig entwickelte Versionen der Java-Technologie. Gleichzeitig bleiben jedoch Komaptibilität und Lizenzgebühren gewährleistet, egal ob ein Unternehmen den Code von Sun benutzt oder auf ihren eigenen «Clean Room» abstellt.
Hilfe für Entwickler
«Das Java Developer Connection Portal ist zum wichtigsten Treffpunkt für die Java Entwickler-Gemeinde im Web geworden», meinte Lew Trucker, Director of Developer Relations, an der JavaOne, «Wir haben nun unsere Tools und unser Wissen benutzt, um das Web-Portal nochmals zu verbessern und den Entwicklern mehr Informationen und Resourcen zur Verfügung zu stellen.» Die neue Site kann unter http://java.sun.com besichtigt werden.
Zusätzlich wurden die «Sun Education Essentials» angekündigt: Entwickler, die Mitglied der Sun Developer Connection sind, bekommen damit Zugang zu speziellen Trainigskursen und professioneller Unterstützung für die Java Plattform und die Solaris Betriebsumgebung. Die neu standardisierte Zertifizierung soll sicherstellen, dass Entwickler, welche die Kurse absolviert haben, auch bei
IBM,
Novell,
Oracle,
Sun Microsystems und der Sun-Netscape Allianz als zertifiziert gelten. (fis)