Werden Hersteller wegvirtualisiert?

Servervirtualisierung lässt Rechenzentren schrumpfen. Das bekommen die Serverhersteller in Form kleiner werdender Stückzahlen zu spüren.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/12

     

Servervirtualisierung ist in der Schweiz ein grosses Thema. Das zeigte sich auch am diesjährigen VMware-Symposium in Baden. Mit rund 400 Interessierten hat sich die Besucherzahl im Vorjahresvergleich verdoppelt.
Den Grund für das grosse Interesse erfährt man, wenn man sich die Zahlen durch den Kopf gehen lässt, die von Roberto Giorgi vom VMware-­Kunden Credit Suisse vorgetragen werden: Er rechnet vor, dass die Grossbank ihre weltweit 22’000 aktiven Server dank Virtualisierung im Verhältnis 9:1 konsolidieren kann. «Allein die Stromkosten lassen sich dadurch im zweistelligen Millionenbereich senken», so Giorgi. Ausserdem kann Credit Suisse jährlich den CO2-Ausstoss von 20 Millionen Autokilometern einsparen. Dass die aktuelle «grüne Welle» die Virtualisierungsgelüste vorantreibt, wird auch von Vmware bestätigt.

Bricht der Servermarkt ein?

Die Einsparmöglichkeiten sind tatsächlich gross: Ist der durchschnittliche Server heute gerade mal zu 15 Prozent ausgelastet, soll eine Auslastung von bis zu 80 Prozent möglich sein, wenn mehrere virtuelle Server auf einer physischen Maschine laufen gelassen werden. Bedenkt man, dass eine Firma wie die Credit Suisse künftig «nur» noch 2500 anstatt 22’000 Server benötigt, sollte den Serverherstellern eigentlich angst und bange werden. Aus diesem Blickwinkel ist es erstaunlich, dass praktisch alle grossen Hersteller mit Partnerständen am Symposium vertreten waren.
Es sei in der Tat so, dass die Virtualisierung den Serverabsatz spürbar beeinflusse, gibt Adrian Mebold, Business Manager bei der HP-Serversparte, unumwunden zu. Insbesondere bei den x86-Servern stagniere der Absatz. Trotzdem gibt man sich pragmatisch. «Für Virtualisierungsprojekte werden leistungsfähigere und besser ausgestattete Server benötigt», so Mebold.

Hohe Performance macht alles wett

Darum erwartet man für 2008 trotz sinkenden Stückzahlen ein leichtes Umsatzwachstum. Ins gleiche Horn blasen auch Sun Microsystems, IBM und Dell. Nur will man bei Dell noch keine Auswirkungen auf den Markt festgestellt haben. «Der Trend zu mehr Rechenleistung hält nach wie vor an», erklärt Dell-Marketing-Managerin Cornelia Köppel.
IBM zählt die Virtualisierung gar zum eigenen Kerngeschäft. Man sei derzeit dabei, hunderte Systeme in der Schweiz zu konsolidieren, so Walter Pletscher von IBM. Der Markt verlange jetzt nach hochperformanten und extrem ausfallsicheren Rechnern, und genau in diesem Bereich sei IBM traditionell stark.

Das Zauberwort heisst Service

Robert-Jan van Espelo, Product Manager bei Sun Microsystems, verrät auch gleich, was ein Hersteller braucht, um künftig noch mitreden zu können: «Hersteller, die sich nicht weiterentwickeln und weiterhin die gleichen alten 1-CPU-Rackserver liefern, werden grosse Einbussen hinnehmen müssen.» Die Kunden hätten gemerkt, dass es längst nicht mehr nur um die tiefsten Anschaffungskosten gehe. Die hohen Ansprüche an die Verfügbarkeit und Sicherheit verlangten einen erstklassigen Support. Wer den nicht bieten könne, verschwinde vom Markt. «Die Kunden verlangen heute nicht bloss Hardware, sie wollen ein ganzes Projekt mit allen Services», bestätigt auch Köppel seitens Dell.
Davon mal abgesehen, würden sich sowieso nicht alle IT-Infrastrukturen für die Virtualisierung eignen, ist Pletscher überzeugt. «Im Bereich High Performance Computing ist man auf die Rechenleistung von hunderten Systemen angewiesen, und die Bedürfnisse vieler KMU können sehr wohl auch von Einzelservern und kleineren ­Systemen abgedeckt werden.» Auch HP bescheinigt dem KMU-Markt grosses Potential: «Hier besteht noch viel ­Nachholbedarf, und die Investi­tions­bereitschaft ist gross», so Mebold. (mag)


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