Preisschlacht auf dem Schweizer Server-Markt

Spieglein, Spieglein an der Wand – Wer verscherbelt die meisten Server im ganzen Land?

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/13

   

Die Zahlen der Marktforscher von IDC für das erste Quartal 99 deuten auf einen unerbittlichen Preiskampf zwischen den «Big Four» auf dem Server-Markt hin. Zwar wurden in Stückzahlen weltweit fast ein Viertel mehr Server abgesetzt, doch in Franken erlebte das Q1 sogar einen Rückgang gegenüber dem Vergleichsquartal 98. Im europäischen Markt sah es ein bisschen besser aus: hier stieg der Umsatz mit Servern im Q1 um 6%. Der durchschnittliche Preis eines Servers fiel auch im ersten Quartal 99 weiter, verglichen mit 98 um ganze 20%. Weltweit konnte Compaq – so IDC – seine Einnahmen aus Serververkäufen um nur gerade 0.6% steigern.

Schweiz: Compaq immer noch weit vorne

In der Schweiz allerdings – so eine IT Reseller-Umfrage bei den vier wichtigen Serverherstellern Compaq, IBM, HP und Dell – liegt Compaq immer noch weit voraus. Wenn sich auch die Zahlen der Hersteller nicht immer vergleichen lassen (Differenzen nach angegebener Marktstudie und Zeitperiode), kommt doch klar hervor, dass Compaq den Markt hierzulande (noch?) fest im Griff hat. Ralf Brandmeier, Chef der Enterprise Computing Group von Compaq Schweiz, meint zum ITR: «Wir konnten im ersten Quartal erstmals über 4’000 Server (es waren 4’137 Stück) absetzen. Dies entspricht einem Stückzahlenwachstum um 65% gegenüber dem dem letzten Jahr (Compaq und Digital). Der Marktanteil konnte damit gemäss Dataquest auf 54.4% gehalten werden und ist damit fast dreimal höher als der Marktanteil des nächsten Konkurrenten.» Dem Vernehmen nach soll denn auch in der Compaq-Chefetage eine kleine Party gestiegen sein, als die Zahlen aus dem ersten Quartal bekannt wurden.

2. IBM, 3. HP, 4. Dell

Auch IBM zeigte sich vom Verlauf des ersten Quartals 99 zufrieden. Die Serververkäufe sind um 88,5% gestiegen und IBM positionierte sich mit 14,9% (Quelle IDC) auf Rang 2. Von HP selbst waren keine konkreten Zahlen zu erfahren, doch HP dürfte mit ca. 11,5% den dritten Rang halten. Die Leute von Hewlett-Packard wollen aber der Nr. 2, IBM, schon in nächster Zeit auf die Pelle rücken. Im ersten Quartal habe ein Renner gefehlt, der nun mit den neuen Maschinen vorhanden sei. Noch vor Ende September seien grosse Projekte, zum Beispiel mit SAP-Applikationen, im Gange, die nun unter Hochdruck abgewickelt würden. Dell-Sprecherin Bea Melchior vermeldete 8,4% Marktanteil gemäss IDC. Man plane «im gleichen Rythmus weiter zu wachsen.»

Grossprojekte vor dem Auslaufen – alles stürzt sich auf die KMU

Auch die Binsenfrage des Jahres 99 (gibt es in der zweiten Jahreshälfte ein Absatzloch?) haben wir den «Big Four» im Servermarkt gestellt. Keiner der vier erwartet einen Absturz der Verkäufe, denn die sinkenden Einnahmen aus dem Geschäft mit Grossprojekten sollen durch den Run aus dem KMU-Umfeld auf die Server kompensiert werden.
Hewlett Packard zum Beispiel meldet grosse Nachfrage aus dem KMU-Bereich. HP-Fachhändler kämen «nicht mehr aus dem Offerieren heraus.» IBM-Sprecherin Susan Orozco sieht bei den kleinen und mittleren Firmen «Nachholbedarf» und Compaq startete das dritte Quartal 99 mit einem höheren Auftragsbestand als das zweite. Compaq-Mann Ralf Brandmeier: «Das Wachstum im Server-Markt Schweiz wird durch verschiedene Faktoren begünstigt. So durch den starken Trend zu Standardservern, deren Skalierbarkeit und Verfügbarkeit zugenommen hat. Weiter durch die hohen Investitionen der Grosskunden in den Ausbau und die Erneuerung der Server-Landschaften, begünstigt durch Y2K-Migrationen und der starken Entwicklung im Storage-Geschäft. Und durch die Ablösung von alten Legacy-Applikationen (NCR, IBM, Siemens) und deren Applikationen durch moderne, Windows NT-Server.» Obwohl Stimmen im Markt von einem Überlaufen von Compaq-Händlern zu anderen Herstellern sprechen, sieht sich Compaq mit den ProLiant 4000-Servern in einer starken Position in der angelaufenen Schlacht um die KMU. (hc)


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