Hyperion Solution, ein Anbieter von analytischer Anwendungssoftware mit Hauptsitz in Sunnyvale, Kalifornien lud die Presse zu einem Seminar über die Veränderungen im Bereich der Informationsversorgung im Allgemeinen und die Anforderungen an ein modernes Berichtswesen, Analyse, Modellierung und Planung im Speziellen ein: Selbstredend stehen stellvertretend für letztere die Software-Lösungen von Hyperion, sogenannte «Analytic Aplications», mit denen sich Geschäftsprozesse – unabhängig von ERP- und Transaktionssystemen – strukturieren und automatisieren lassen. Operative Daten sollen extrahiert, transformiert und integriert werden. Um es auf einen Nenner zu bringen: Die Software soll die Business Performance optimieren und die Entscheidungsträger bei der Unternehmenssteuerung unterstützen.
MIS, DSS, EIS
Professor Dr. Robert Winter von der Universität St. Gallen ist Experte im Bereich der Informationsversorgung und führte in die Thematik mit einem historischen Abriss der Managementunterstützung ein. Die Zeitreise führte von einfachen Management Information Systems (MIS) der ersten Generation — Insellösungen, mit denen nur starre Auswertungen möglich waren — über Decision Support Systems (DSS), Planungs- und Entscheidungssysteme mit hoher Flexibilität aber begrenztem Anwendungsbereich, hin zu Executive Information Systems (EIS), Systeme mit einfacher Bedienung, die auf Client/Server-Struktur aufsetzen und erstmals die Einbeziehung externer Daten ermöglichen.
Fussballfeldgrosse Datawarehouses
Die neuen Analysesysteme stützen sich auf die Data Warehousing-Konzeption und münden in sogenannte Business Intelligence mit OLAP (Online Analytical Processing) und Data Mining zur Präsentation und Visualisierung der Informationen für die Unternehmensführung und das Controlling. Gartner Group und IDC schätzen das Marktvolumen von Analytischen Applikationen für das Jahr 2001 auf $6.3 Mia mit einer Wachstumsrate von 35%!
Grossunternehmen verfügen meist über mehrere «Teil»-Data Warehouses, genannt Data Marts. Die
Swisscom hat heute beispielsweise 26 Marts in ihr Datenmodell integriert. Grossunternehmen verfügen über Data Warehouses mit hunderten von Datenbanksystemen. Hierzu Robert Winter: «Wallmart beispielsweise verfügt über ein Data Warehouse der Grösse eines Fussballfeldes mit dreimal so grossen Kühlsystemen und beindicken Stromkabeln.»
Der Unterschied der neuen zu herkömmlichen Systemen besteht vor allem in der Möglichkeit des Einbezugs externer Daten und der Visualisierung und Modelierung in eine multidimensionale Analyse: Durch «Slice and Dice» lassen sich horizontale Ebenen mit vertikalen verknüpfen, also zum Beispiel eine Analyse von ausgewählten Produkte- und Kundengruppen für einzelne Filialen erstellen. Entscheidend ist auch die Möglichkeit eines schnellen Reportings an die Entscheidungsträger.
Den Blick in die Zukunft ermöglichen
Typische Anwendungen für Analytical Applications sind, im Gegensatz zu herkömmlichen, zeitlich eher rückwärtsblickenden Systemen, zukunftsorientierte Analysen: Budgetierung und Planung, globale Unternehmenskonsolidierung, Forecasting, Ergebnis-, Verkaufs- und Produktelinienanalysen oder sogenannte «What-if-Szenarios», die beispielsweise Entscheide für Betriebsschliessungen unterstützen sollen.
Hyperion arbeitet ausser mit einem eigenen Team für Beratung, Service und Support mit weltweit 300 Partnern zusammen. In der Schweiz sind dies, so Pascal Strnad, Marketing Manager bei Hyperion Schweiz, Arthur Anderson für die Implementierung und
IBM für den direkten Vertrieb. In der Romandie verfügt man über ein eigenes Verkaufsteam. Und man ist in Verhandlungen mit den «Big Five», um einen weiteren strategischen Partner für die Schweiz zu finden.
Die Frage, was ein solches Analysesystem denn koste, ist schwer zu beantworten. Strnad: «Die Systeme sind modular, je nach Bedürfnisse der Kunden kann es von 70’000 Franken aufwärts bis zu mehreren Millionen gehen. Wir haben zur Zeit einen Kunden mit fünf Mio Franken Umsatz jährlich, der sich für ein System entschieden hat, dass eine Million kostet.» Hyperion zählt in der Schweiz mittlerweile ca. 90 Firmen zu seinen Kunden, darunter beispielsweise Ciba, Credit Suisse, die Schweizerische Post, Hoffmann-La Roche, Kuoni, Nestlé und UBS. Die Hyperion-Produkte konkurrieren mit jenen von
Oracle und Baan und ergänzen die SAP-Anwendungen um analytische Komponenten.
Studie
Neue Technologien werden von Führungskräften der Wirtschaft eher ablehnend beäugt als aktiv gefördert. Dies ist zusammengefasst das Resultat einer Studie, die der Softwarehersteller Cincom veröffentlicht hat. Leiter von Computerabteilungen sollen in 60% der befragten Unternehmen mindestens zwei Stunden wöchentlich damit verbringen, ihre Vorgesetzten von den Vorteilen der IT zu überzeugen, oftmals vergebens. 73% bezw. 75% der Top-Manager von Industriekonzernen und Banken wollen sich möglichst gar nicht damit befassen. Immerhin sind sie dennoch bereit, die nötigen Finanzmittel zu bewilligen, Hauptsache sie haben nichts damit zu tun. (mh)