Die neue Version des Internet Protokolls, IPv6, soll weltweit gefördert werden. Dies verlautet aus Kreisen der Internet Engeneering Task Force (IETF). Mehr als 20 Telekommunikationsanbieter und IT-Unternehmen sollen ein IPv6-Forum gründen, um die Einführung des neuen Protokolls zu beschleunigen. Der Vorsitzende der IETF, Fred Baker, mochte zwar nicht bestätigen, dass ein solches Forum im Entstehen sein, meinte aber, dass es durchaus Sinn machen würde.
In letzter Zeit war viel von den rarer werdenden Internetadressen die Rede. Dabei geht es nicht um die Domainnamen wie «com» und «net», die bekanntlich vor Kurzem mit weiteren Endungen ergänzt wurden. Die kritische Grösse sind die numerischen Adressen: Um sich ins Netz einzuloggen benötigt jedes Gerät eine IP-Adresse. Als das Internet Adresssystem vor zwanzig Jahren entwickelt wurde, dachte niemand daran, dass die 4,2 Milliarden möglichen Adressen je ausgeschöpft werden könnten.
Parallel zur Ausdehnung des Netzes werden auch die Datenbanken mit den Adressnummern immer grösser und die ständig wachsenden Routingtabellen immer schwieriger zu handhaben.
Heute verfügen ISPs und Unternehmen meist über eine bestimmte Zahl von Adressen, die jeweils dynamisch für die Anschlusszeit zugeteilt werden, wenn jemand in ihr Netzwerk einloggt. Mit den aufkommenden Breitbandanwendungen jedoch muss jedes Kundengerät über eine feste Adresse verfügen, um ständig erreichbar zu sein. «Bald schon wird wohl selbst die Fernbedienung mit dem Fernseher per IP verkehren», meint etwa Paul Vixie, einer der Architekten des Internet-Adresssystems, «und dann wird jedes Gerät eine eigene Adresse benötigen». Fazit: Ein einziger Haushalt könnte bald einmal 250 und mehr IP-Adressen benötigen.
128-bit-Adressen
Das momentan benutzte Protokoll IPv4 benutzt ein 32-bit Adresssystem, das theoretisch gut vier Milliarden Adressen zur Verfügung stellt. Schwächen im Zuteilungssystem bewirken jedoch, dass es praktisch weit weniger sind. IPv6 dagegen benutzt 128-bit Adressen und stellt damit viele Trillionen zur Verfügung. Ausserdem bietet IPv6 mehr Datensicherheit, mehr Leistung und eine bessere Unterstützung für Serviceapplikationen und die Real-Time-Kommunikation, wie Fred Baker ausführt.
IPv6 ist schon seit einigen Jahren im Gespräch, doch die Umstellung liess auf sich warten. Dies unter anderem, da die Anwender die Vorteile des neuen Protokolls nicht kennen können, solange es Hersteller und ISPs nicht unterstützen. Die Industrie anderseits wartet zu, bis eine Nachfrage besteht. Doch in den nächsten fünf Jahren soll das IPv6-Protokoll eingeführt werden. Dies sagte Baker gegenüber PC World USA. Dabei wird die Rückwärtskompatibilität im Netz gewährleistet sein, solange eine Mehrheit der Software und der Netzwerkausrüstungen den IPv4-Standard benutzen.
Noch besteht für das neue Protokoll kein einheitlicher Standard, doch die Arbeiten sind so weit fortgeschritten, dass wichtige Hersteller beschlossen haben, entsprechende Projekte zu entwickeln. Praktisch alle grossen Router-Hersteller planen, IPv6 mit ihren Produkten zu unterstützen. Ausserdem haben, wie aus der IETF-Arbeitsgruppe zu hören ist, PC-Hersteller wie
Apple,
Hewlett-Packard,
IBM,
Microsoft,
Novell und Sun Vorbereitungen getroffen, um IPv6 in ihre Desktopsysteme und Server zu integrieren. (fis)