Office 2000: Marketinglawine im Sommer

Office 2000: Marketinglawine im Sommer Microsoft lanciert die neue Version der Bürosuite. Verkauft wird auch über die Microsoft-Site.

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/11

   

In diesen Tagen schickt Branchenprimus Microsoft mit Office 2000 sein bestes Pferd ins Rennen. Neben zahlreichen neuen technischen Features stechen vor allem zwei Eigenschaften dem Reseller ins Auge. Es gibt unterdessen vier verschiedene «Editions» und das ganze Paket integriert sich «nahtlos» (Microsoft Eigenwerbung) ins Inter- und Intranet. Ausserdem sollen zahlreiche Tools das Lebens des Sysops respektive des Systemhauses erleichtern helfen.

Integration und Kommunikation

Tatsächlich fördert Microsoft den Trend zum Austausch von Informationen in Extra- und Intranetzwerken auf HTML-Basis durchgehend. Die Teil-Programme, von Word über Excel, PowerPoint bis zu Outlook unterstützen HTML. So lässt sich zum Beispiel der Kalender mit einem einzigen Befehl in HTML-Format speichern und mit einem Browser darstellen. Office-Dokumente, die in HTML abgespeichert wurden, können andernorts – vorausgesetzt Office 2000 ist auch dort installiert – bearbeitet werden. Ein Feature, dass Office 2000 sicher für grosse Firmen mit weltweiten Intranetzwerken attraktiv macht. Hilfe-Files werden jetzt alle auch in HTML-Help-Format dargestellt und können einfach ergänzt werden.

Access rückt näher an den SQL-Server

Access mit dem verbreiteten VBA als Frontend des SQL-Servers war schon immer ein starkes Argument. Nun benützt Access neben der «alten» Jet-Datenbankmaschiene auch direkt den SQL-Server und kann sogar gewisse Wartungsarbeiten im SQL-Server erfüllen. Auch der von allen Office-Programmen unterstützte Unicode-Zeichensatz sollte manchem das Leben einfacher machen.

Installationshilfen

Microsoft hat offensichtlich einige Kritiken am endlos wachsenden Aufwand für Installation und Wartung ernst genommen. Einzelne Elemente können erst bei Bedarf «automatisch» installiert werden und der «Installation Wizard» soll es den IC-Managern erlauben, verschiedene Installationsprozedere im voraus festzulegen. Auch in das Kapitel Lebenshilfe für IT-Manager gehört die Fähigkeit von Office, sich in Zukunft «selbst zu reparieren». Während des Aufstartens überprüft Office sein System auf die nötigen Komponenten (DLL etc.) und repariert sie nötigenfalls. Es ist aber schon bezeichnend für die Anfälligkeit von Windows und Office, dass diese «selbstheilenden» Fähigkeiten von Office durch das MS-Marketing so sehr in den Vordergrund gerückt werden müssen.

Neues im Paket

Mit den Small Biz Tools liefert Microsoft kleinen Unternehmen eine vorfabrizierte Auftragsverwaltung, mit der sich Kundendaten erfassen und verwalten lassen. Die Integration ins Office-Paket soll es einfach machen, aufgrund dieser Daten Rechnungen zu stellen und eine kleine Buchhaltung aufzubauen. In Kombination mit Outlook und Word lässt sich der «Direct Mail Manager» auch für den Kundenkontakt verwenden. Diese Tools müssen ihre Tauglichkeit in der Praxis erst noch beweisen. Aber schon jetzt zeichnen sich für Entwickler von Lösungen für Kleinstfirmen interessante Perspektiven ab.

Einkaufen auf shop.microsoft.ch

Wer sich auf der MS-Site über Office 2000 schlau machen will, wird auch gleich zum Einkauf aufgefordert. Die MS-Site zeigt den Kaufentschlossenen einen Durchschnittspreis und man kann das gewählte Produkt in einen Warenkorb legen. In einem nächsten Schritt wählt man sich seinen Händler aus einer Liste mit momentan sieben Retailern (Agri, ARP, Distrelec, Markt&Technik, Panatronic, 4Bananas und Thali) aus. Im Gegensatz zu früher führt einem der nächste Link nicht zum MS-Partner, sondern der potentielle Kunde bleibt auf der MS-Site. Die Händler erhalten die Bestellung dann von Microsoft.
Gemäss Microsoft Marketing-Mann Urs Wermelinger wurden bestehende Partner angefragt, ob sie bei diesem Vertriebsmodell mitmachen wollten. Diese Partner seien in der Preisgestaltung frei und würden zu den üblichen Konditionen beliefert. Microsoft verlange auch nichts für die gelieferten Leads. Wermelinger: «Jeder der will, kann sich beteiligen. Voraussetzung ist, dass er die nötige Infrastruktur für die Zahlungssysteme mitbringt und bereits Microsoft-Partner ist.

«Bundling immer wichtiger»

Zu den bevorstehenden Marketingmassnahmen haben wir mit Urs Wermelinger von Microsoft ein kurzes Gespräch geführt.
ITR: Wie wird Microsoft Office 2000 unter die Leute bringen?
Urs Wermelinger: «Wir führen in diesen Tagen zwei Anlässe durch, mit insgesamt 3’000 Leuten. Darunter werden sicher etwa sechs- bis siebenhundert Reseller sein, aber auch Betatester aus dem CP-Programm (Corporate Preview). Wir kombinieren die Show mit dem Musical «Melissa» das in der City-Halle in Winterthur läuft. Bereits im Frühjahr hatten wir solche Anlässe, insgesamt haben wir sicher etwa 2000 Händler angesprochen.»
ITR: Was gibt es an Publikumswerbung?
UW: «Unsere Werbung wird ähnlich wie bei Windows 95 aussehen. Wir werden im Juni Fernsehspots schalten und in den Publikumszeitschriften wie Cash und Facts Anzeigen bringen. Ausserdem machen wir viel Bannerwerbung und werben auf unserer Site mit Spielen, bei denen man zum Beispiel auch Amerikaflüge gewinnen kann. Dann gibt es eine Pause, bis wir im Herbst mit einer zweiten Kampagne starten.»
ITR: Ihr bewerbt die Bundling-Optionen für Assemblierer sehr stark. Ist da noch Fleisch am Knochen für den Reseller?
UW: «Das Bundling mit PCs ist für uns in der Tat sehr wichtig. 1998 hat sich unser Umsatz in diesem Segment vervierfacht. In der Schweiz werden etwa 130’000 PCs gefertigt. Die Small Business Edition ist für diese Computer ideal und wir verkaufen bereits heute mehr SBEs über diesen Kanal als über alle anderen Kanäle. Der Preis für die Bundling-Versionen ist ein bisschen günstiger und Händler finden das ein gutes Angebot. Der Hauptnutzen für den Händler ist das Komplettangebot und die Marge zieht er aus der Kombination, nicht aus den Einzelteilen.»
ITR: Office 2000 startet zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Alle erwarten den grossen Einkaufsstop vor der Jahrtausendwende.
UW: «Grosse Unternehmen sind vielleicht zurückhaltend, aber die KMUs haben steigende IT-Infrastrukturbedürfnisse. Und die KMUs machen 90% unserer Kunden aus. Die Jahrtausendwende ist nicht der einzige antreibende Faktor. Office 2000 wird auch in seinen qualitativen Verbesserungen an frühere Updates herankommen und entsprechend Umsatz bringen.» (hc)



* Vier verschiedene Pakete *

Neben der Entwicklerversion von Office 2000 (Office Developper), werden dem Publikum vier verschiedene Office-Pakete angeboten. Es bleibt abzuwarten, ob das Publikum diese Vielfalt goutieren wird. Die Entwicklerversion enthält eine ganze Reihe von Tools sowie ein HTML-Help Autorenwerkzeug. Die Entwicklerversion kann als 90-Tage-Testversion auch gratis bezogen werden.
Erwarteter Preis (Fr.) 899 549 1099 1349
Word 2000 • • • •
Excel 2000 • • • •
Outlook 2000 • • • •
Power Point 200 • • •
Publisher 2000 • • •
Small Biz Tools • • •
Access 2000 • •
Frontpage 2000 •
Photo Draw 2000 •
Offiziell sollte das neue Office ab «Mitte Juni» in der Schweiz an Endkunden ausgeliefert werden. Doch bereits am 7. Juni konnte das Update-Paket für Office Premium für 699 Franken im Manor erworben werden.


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