Das Linuxfieber greift weiter um sich, wie sich auf der letzte Woche zu Ende gegangenen Linux World Expo in San Diego zeigte. Kaum ein Hersteller will sich diesem Trend entziehen. Auf der Messe waren erstmals
Dell Computer, Silicon Graphics,
BEA Systems und Alpha Digital neben den Bigshots wie
IBM, Compaq,
Hewlett-Packard und Sun dabei und präsentierten sich einem buntgemischten Publikum von Computerfreaks, Studenten und Vertretern der Industrie.
In Zukunft, verkündete Linux-Erfinder Linus Thorwald, werde das Open Source-System auch für gewöhnliche Computerbenutzer interessant werden: «Wir versuchen, Linux auch auf Notebookcomputern und Low-End-Systemen gut aussehen zu lassen.»
Das scheint angesichts verschiedener Ankündigungen ein wahrscheinliches Szenario. So hat etwa
Corel eine eigene Linux-Version vorgestellt, die besonders leicht auf PCs zu installieren sein soll. Ausserdem versprach der Softwarehersteller auf nächstes Jahr eine vollständige Bürosuite für Linux. Gateway seinerseits plant eine Neuauflage des legendären Amiga von Commodore, dessen System auf dem Linuxkernel basieren soll. Synapse arbeitet an einer dreidimensionalen Benutzeroberfläche.
Die Grossen der Branche haben ernsthaft damit angefangen, das Opensource-System in ihre Produkte zu integrieren.
Microsoft musste, wie bekannt wurde, unter der Hand zugeben, dass Linux sich zu einer Bedrohung für Windows NT auswachsen könnte.
IBM setzt sich mit anderen dafür ein, dass Linux auch auf der nächsten Generation der Intelprozessoren läuft. Die IBM-Tochter Lotus bietet auf der Webseite notes.net eine kurze Demoversion von Domino R5 für Linux an.
Reibach für die roten Hüte
Überstrahlt aber wurde alles vom Börsengang des Linux-Distributors Red Hat: Der Distributor verfügt natürlich über kein geistiges Eigentum an Linux. Trotzdem rutschten die Red Hat-Aktien schnell unter die acht meistgehandelten Titel und ihr Wert stieg innert kürzester Zeit von 14 auf über 90 Dollar. Die Red-Hat-Gründer Marc Ewenig und Robert Young dürfen sich freuen. Die beiden sind sich natürlich bewusst, dass sie ihren Erfolg in erster Linie der Open Source-Gemeinde verdanken. Sie luden daher die Entwickler ein, sich am Börsengang zu beteiligen. Dem standen jedoch restriktive Bedingungen entgegen, so dass nur wenige mitprofitieren konnten.
Der Erfolg von Red Hat dürfte dazu führen, dass bald auch andere Linux-Firmen an die Börse gehen, allen voran wohl Caldera, die soeben eine Partnerschaft mit dem Chiphersteller
Motorola eingegangen ist.
Thorwald plant unterdessen, Linux weiter auszubauen, um eine breitere Palette von Technologien nutzen zu können. Dazu gehören in erster Linie Soundkarten, der USB-Bus, PCMCIA-Karten und Plug and Play. Die Unterstützung von DVD-Laufwerken wird laut Thorwald durch geschützte Technologien behindert.
Dies alles scheint aber noch Zukunftsmusik zu sein. Thorwald hat seine Entwicklungsstrategie überarbeitet und will nun noch vor Ende Jahr die Version 2.4 des Kernels veröffentlichen. Die längerfristig geplante Version 3.0 wird jedoch noch auf sich warten lassen. Das kommt zwar den Wünschen der Entwickler entgegen, führt aber dazu, dass manche Highend-Features erst später in Linux integriert werden können. (fis)