Hitze im Schatten von 101

Das Taiwan World Trade Center gruppiert sich in vier Hallen rund um das derzeit höchste Gebäude der Welt, Taipeh 101. Doch nicht einmal dessen Schatten ist in der Lage, Linderung gegen die Hitze zu bringen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/11

     

Die Hitze – nicht in der Umgebung, sondern in Computern – beschäftigte an der Computex einmal mehr die Hardware-Hersteller. Doch Intels Versuch, die stetig steigenden Anforderungen mit BTX durch einen neuen, optimierten Formfakt zu lösen, muss inzwischen als gescheitert betrachtet werden. Zwar führen noch alle Hersteller, die auf den guten Willen des CPU-Giganten angewiesen sind, das eine oder andere Produkt im BTX-Formfaktor im Programm. Doch unter der Hand schimpft man über die sinnlose Verschwendung von Geld, Mannstunden und Ressourcen beim Versuch, einmal mehr nach Intels Pfeife zu tanzen. Was bleibt, sind ein paar schöne Diagramme und Design-Studien – und wie erwähnt vor allem die thermischen Probleme. Auch die Kühlerhersteller scheinen mit ihrer Weisheit am Ende zu sein. Die Abmessungen moderner Kühler/Lüfter-Kombinationen erinnern mehr an Klimaanlagen für Wohnhäuser und machen auch fast genausoviel Lärm. Um den Luftdurchsatz und damit die Kühlung zu verbessern, bleibt nach der technischen Optimierung der Flügel nur noch die Anpassung des Durchmessers oder der Drehzahl, was einer Wahl zwischen dem Teufel und dem Belzebub gleichkommt.

Ungelöster Hitzestau

Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an den Luftdurchsatz im Gehäuse stetig. Besonders bei Chipsätzen und Netzteilen sind heute Heatpipe- und Passivkühlungslösungen zu finden, um die Anzahl der Lüfter im System und damit die Lärmentwicklung zu reduzieren. Solange diese jedoch im Gehäuse bleiben und die Hitze nicht direkt nach aussen abgeführt werden kann, müssen andere Komponenten für ausreichenden Luftdurchsatz sorgen, die dazu nicht besonders geeignet sind. Von Intel und AMD ist kurzfristig keine Entlastung zu erwarten. Beide Prozessorhersteller konzentrieren sich ganz auf ihre Dual-Core-CPUs. Zwar bieten zwei Rechenkerne in einem Chip eine bessere Verteilung der Hitze auf dem Die. Doch der Gewinn bei der Reduzierung der Verlustwärme wurde wieder der Performancesteigerung geopfert. Mit kleineren Kühlern ist also kein Auskommen zu machen.

Andauernde Performanceschlacht

Die Stimmen zu den Dual-Core-Prozessoren sind auf der Computex überdies nicht sehr optimistisch. Man anerkennt zwar die Leistungssteigerung, aber die Board-Hersteller sind skeptisch, was Umsatzzuwächse durch die neuen Technologien angeht. Während Dual-Core-Lösungen von AMD nach einem BIOS-Update auf nahezu allen K8-Motherboards laufen, sorgen die Entwicklungskosten für Boards mit Intels 945-Express-Chipsatz-Familie für Unmut, denn auch einige ältere Boards werden mit neuem BIOS die Pentium Ds unterstützen. Auch bei den Grafikkarten wird die Performance-Schlacht zu Lasten einer thermisch akzeptablen Belastung der Komponenten ausgetragen. Während Nvidia an SLI2 arbeitet, hat ATI seine Lösung Crossfire zur parallelen Nutzung von zwei Grafikkarten vorgestellt. Was derzeit nur Spielefreaks in Verzückung versetzt, wird über kurz oder lang auch Eingang in Business-Applikationen finden.

Billig-CPU

Gegen den Trend will VIA schwimmen. Die Ankündigung einer Mobile-CPU seiner C7-Serie, die zudem 20 Watt weniger benötigen soll als entsprechende Intel-Lösungen, sorgt für Spannung. Damit zielt VIA nicht auf den europäischen Markt, der über «Billig-CPUs» die Nase rümpft, sondern auf die bislang unzureichend versorgten Märkte der Dritten Welt. Damit wäre man durchaus in der Lage, eine Alternative zum sogenannten 100-Dollar-Notebook von MIT-Media-Lab-Gründer Nicholas Negroponte anzubieten, die deutlich unter 500 Dollar zu stehen kommen würde.

Die perfekte PC-Verpackung

Während manche ihr Heil in der Spezialisierung suchen, betritt Gehäusehersteller Lian Li Neuland – und wird zum Einrichtungsunternehmer. Der komplett aus Aluminium gefertigte Arbeitsplatz bietet einige Features, die sich Benutzer schon seit Jahren wünschen, für die sich heimische Anbieter aber bislang stets zu fein waren. Einen festen Platz für den PC, eine Schublade mit Halterungen für CDs, einen Multimediaport an der vorderen rechten Tischseite mit Anschlüssen für USB 2.0, Firewire, Mikrofon, Lautsprecher, Cardreader und LAN, dazu Kabelhalter, freie Stromanschlüsse und sogar ein ausziehbarer Druckerplatz inklusive Papierfach und Tastaturablage.

Auf MP3 folgt MP4

Im Bereich Mobile Entertainment sind nach den MP3-Playern nun MP4-Player für den mobilen Filmgenuss das Topthema. Auch bei mobilem Fernsehempfang gibt es erste Produkte im Westentaschenformat zu sehen. Doch auch das Segment der MP3-Player verspricht gute Zuwachsraten, was sich am erstmaligen Engagement einiger taiwanischer Topfirmen bei tragbaren Musikplayern feststellen lässt. Neben No-Names und B-Brands sind demnächst in diesem Wachstumsmarkt also auch Produkte von A-Brands der IT-Industrie zu erwarten. ™


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