Veritas-Partner zuversichtlich

In einer der grössten Fusionen der Branchengeschichte hat Symantec den Veritas-Konzern geschluckt und sich den Zugang zum Enterprise-Markt erkauft. Wie geht es weiter und was halten die Schweizer Veritas-Partner vom Merger? IT Reseller hat sie in einer Blitzumfrage gefragt.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/02

     

Am 16. Dezember 2004 hat Symantec offiziell die Übernahme von Veritas Software kundgetan. Für 13,5 Milliarden Dollar in Aktien geht der Spezialist für Backup- und Storage-Verwaltung an den Security-Riesen. Die Zustimmung der US-Börsenaufsicht SEC einmal vorausgesetzt, soll der Merger bereits im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein. Nach Abschluss der Transaktion gehört den Symantec-Aktionären rund 60 Prozent des resultierenden Unternehmens, das weiter unter dem Namen Symantec firmieren wird.
Die Chefsessel sind verteilt: John W. Thompson, Vorstandsvorsitzender und CEO bei Symantec, wird diese Position auch im neuen Unternehmen innehaben. Veritas-Chef Gary Bloom wird President und Vice Chairman. Der Verwaltungsrat wird mit sechs Direktoren aus dem aktuellen Board von Symantec und vier aus dem von Veritas besetzt.
Beide Unternehmen haben zudem Mitte Januar ein Integrationsteam gegründet. Es soll vor allem die Verkaufs-, Vertriebs- und Entwicklungsabteilungen des neuen Unternehmens planen, sowie einen Technologiefahrplan entwerfen und bei der Zusammenlegung der Finanz-, Infrastruktur- und Rechtsorganisation behilflich sein. Als Gesamtleiter der Integrationsplanung wird Veritas-CFO Ed Gillis fungieren. Zur Unterstützung wurde zudem PricewaterhouseCoopers hinzugezogen.

18 Prozent Wachstum

Das Unternehmen will schneller als die Konkurrenz wachsen: «Wir fusionieren nicht, um irgendwelche Kosten zu reduzieren, das Ziel ist vielmehr, zusammen schneller zu wachsen», sagte Thompson an einer Analystenkonferenz. Die neue Symantec, so Thompson, strebe nach der Fusion im ersten vollständigen Fiskaljahr ein Umsatzwachstum von 18 Prozent an. Damit läge der Konzern bei der jährlichen Wachstumsrate noch vor SAP (10%), Microsoft oder Oracle (je 7%).
Der Gesamtmarkt für Security- und Storage-Produkte hatte 2003 ein Volumen von 35 Milliarden Dollar. Laut Analysten soll das Potential bis 2007 auf 56 Milliarden ansteigen. Symantec will ganz klar zur Nummer eins im Markt werden vor den direkten Konkurrenten Computer Associates und BMC. Mit der im Markt bestens etablierten Marke Symantec – sowohl bei kleinen und mittleren Unternehmen als auch bei Consumern – und Veritas’ guten Kontakten im Enterprise-Markt dürfte das ein mehr oder weniger realistisches Ziel darstellen.
Vorausgesetzt, Symantec stellt sich etwas geschickter an als Computer Associates. CA hat nämlich bis dato ihre liebe Mühe, die beiden Bereiche Storage und Security, die bisher ein Parallelleben führten, unter einen Hut zu bringen.

Rekordzahlen

Symantec hat im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres ein Rekordergebnis hingelegt: Der Umsatz ist um 41 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal (494 Mio.) auf 695 Millionen Dollar geklettert. Der Nettogewinn wuchs auf 111 Millionen Dollar. Über die Hälfte des Umsatzes mit einem Plus von 49 Prozent wurde im Consumer-Markt erwirtschaftet. Für das gesamte Geschäftsjahr, das im April endet, rechnet Symantec mit einem Umsatz von 2,57 Milliarden Dollar.

Plus 20 Prozent

Das erste Mal in der Geschichte von Veritas war die Region EMEA stärker im Umsatz als die USA. Die Geschäftszahlen für 2004 sollen Ende Januar veröffentlicht werden und waren bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Nur soviel: Die Schweizer Niederlassung des Storage-Riesen rechnet für 2004 mit einem Umsatzplus von 20% gegenüber dem Vorjahr und einem Plus von 7% bei der Marge im Vergleich zu 2003. Das grösste Wachstum wurde im Bereich Storage-Management erreicht. An zweiter Stelle liegt das Backup-Geschäft.
Das Lizenzgeschäft habe man 5% über Budget abschliessen können, so der Veritas-Schweiz-Chef Diego Boscardin, den Bereich Education mit 22% und den Consulting-Sektor mit 13% über Budget. Für 2005 rechnet Veritas Schweiz mit mindestens weiteren 20% Umsatzwachstum.

Produkte ergänzen sich

Überschneidungen im Produktportfolio von Symantec und Veritas gibt
es kaum. «Symantec und Veritas ergänzen sich hervorragend in ihren Produktlinien, ihrer Kundenbetreuungsstruktur und ihren Vermarktungsansätzen», liess Symantec-CEO Thompson in einer Mitteilung verlauten. So soll sich auch am Produktfokus des jeweiligen Ehepartners nichts Nennenswertes ändern.
«Aus unserer Sicht ist es der perfekte Merger», sagt auch Diego Boscardin, Managing Director Veritas Schweiz, gegenüber IT Reseller.

Chancen für den Channel

Während Veritas laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Robert W. Baird & Co. in den USA mit dem Vertrauen seiner Channelpartner zu kämpfen hat, da Veritas verstärkt Kunden direkt zu betreuen gedenkt, sind die Partner hierzulande ihrem Storage-Lieferanten freundlich gesinnt.
So stehen denn auch fast 31 Prozent der an unserer Umfrage teilgenommenen Partner dem Merger positiv und 61,5 Prozent zumindest neutral gegenüber. Nur ein verschwindend kleiner Teil hat negative Gefühle bei dem Deal. «Schade, dass es so kommen musste. Es wird sich zeigen, ob Symantec den Erfolg von Veritas weiterführen kann», sagt beispielsweise Matthias Künzle, Account Manager bei der Bassersdorfer Dynawell.
76,9 Prozent sind der Ansicht, dass sich die Angebote beider Unternehmen gut bis sehr gut ergänzen. Fast 70 Prozent der Befragten haben neben Storage- auch Security-Produkte in ihrem Portfolio, 38,5 Prozent sind bereits Symantec-Partner. Von denen, die es bis dato nicht waren, wollen 46,2 Prozent ihre Produktpalette durch Produkte des Security-Riesen ergänzen, um ihren Kunden Komplettlösungen bieten zu können.

Angst vor Fusionslähmung

Noch ist unklar, wie die indirekten Vertriebsstrategien der beiden Hersteller aussehen sollen. Der Schweizer Channel befürchtet mit 53,5 Prozent nach der Fusion eine schlechtere Partnerbetreuung als bisher. Diese Angst geht einher mit der Erwartung einer Fusionslähmung: 61,5 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, dass erst einmal gar nichts geht.
30,8 Prozent erwarten zudem eine verschärfte Konkurrenz unter den Partnern, 23,1 Prozent gehen ausserdem davon aus, Investitionen in zusätzliches Know-how tätigen zu müssen. Davon dürften allerdings Symantec-Partner stärker betroffen sein, die sich Storage-Know-how aneignen müssen, wenn sie die Veritas-Produkte in ihr Portfolio aufnehmen wollen. Allerdings habe sich Symantec bisher als grosszügig erwiesen hinsichtlich Trainings für neue Produkte, tönt es aus dem Symantec-Channel.

Grössere Chancen bei Projekten

Die Veritas-Partner sehen aber auch diverse Chancen auf sich zukommen: 69,2 Prozent der Befragten versprechen sich durch die Übernahme Synergieeffekte und 46,2 Prozent erhoffen sich grössere Chancen bei Projekten, wenn sie Security- und Storage-Bedürfnisse aus einer Hand abdecken können. 30,8 Prozent glauben an die Gewinnung neuer Kunden, immerhin noch 15,4 Prozent der Umfrageteilnehmer versprechen sich von der Fusion einen Umsatzzuwachs. Allerdings wird eingeräumt, dass der Umsatz bei globalen Accounts eher stagnieren oder gar sinken werde, da Veritas mehr den lokalen, Symantec den zentralistischen Fokus hatte. An der Umfrage beteiligt haben sich unter anderem Partner mit bekann-
ten Namen wie Adcomp, CC Data-Disc, Dynawell, MTF, Softwarepipeline, SQL, Steffen Informatik und Storagetek. (sk)


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