Novell Brainshare 2002 Keine Angst vor Redmond

Auf seiner jährlichen europäischen Entwicklerkonferenz «Brainshare 2002» zeigte sich Novell einmal mehr reuig über das mangelhafte Marketing und blieb dennoch gewohnt zuversichtlich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2002/10

     

Die europäische Brainshare 2002 mit 1500 akkreditierten Teilnehmern fand nach sechs Jahren in Nizza dieses Jahr nun erstmals in Barcelona statt. Der Schwerpunkt der Partner- und Kundenkonferenz lag dieses Jahr auf Net Services, die als neue Architektur hinter Netware stehen.
Novells President EMEA, Gerard Van Kemmel, durfte die Konferenz mit seiner Key-Note eröffnen, die Amerikaner inklusive CEO Jack Messman stellten sich brav hinten an. Van Kemmel erklärte, er sei schon viel zu oft gefragt worden: «Was macht ihr denn überhaupt? Und wer sind eigentlich eure Kunden?»
Wie in der Vergangenheit schon oft von Novell gehört, gelobte auch Van Kemmel, man wolle das nun klarer kommunizieren und auch das Marketing entsprechend verbessern. Zum Beweis folgte eine Kundenliste, auf der auch die Schweiz mehrfach vertreten war. So arbeitet Novell für den Kanton Waadt, aber auch Orange, Sunrise und Swisscom sind Kunden. Mehrfach versicherte Van Kemmel, der Channel sei wieder da.

Novell (einmal mehr) neu positioniert

Novells President und CEO Jack Messman (Bild) erklärte in seiner Eröffnungsrede, er sitze seit 1985 in der Chefetage bei Novell (respektive Cambridge Technology Partners), aber erst jetzt sei endlich «One Net» wirklich realisierbar. Er positionierte die Firma gleich (wieder) einmal neu und verkündete, dass das, was Novell bisher unter «Net Services» angepriesen habe, jetzt als schlichte «Basic Web Services» kategorisiert würde.
Künftig wolle man «Extended Web Services» anbieten. Microsofts «.Net»-Services seien keine Konkurrenz, denn das seien eben eher «Basic Web Services», die dem User lediglich erlaubten, Informationen über das Netz zu beziehen. MS könne schon allein bei Sicherheit und Skalierbarkeit noch lange nicht das bieten, was Novell bereits heute ausliefere.
Die Extended Web Services als Architektur hinter Netware würden echten Mehrwert bieten. Viele Komponenten sollen identische Teile enthalten und somit wiederverwendbar sein, ähnlich wie in der objektorientierten Programmierung. Web Services sollen innerhalb der und über die Firewall hinweg laufen, um echte B2B-Applikationen über das Netzwerk möglich zu machen, EAI-Projekte seien dann überflüssig. Computer sollen sich via Internet austauschen und ohne menschlichen Eingriff verschiedene Tasks ausführen können.

Drei neue Netware-Versionen

Messman kündigte drei neue Versionen an, die Netware 6 nachfolgen sollen. Vorerst tragen sie die Codenamen «Nakoma», «Hayden» und «Uinta». «Nakoma» soll im Laufe des Jahres erscheinen und offene Standards unterstützen, vor allem J2EE. Nach «Nakoma» soll «Hayden» mit Fokus auf 32/64 Bit folgen. Es wird den zur Verfügung stehenden Speicherplatz regelbasiert dynamisch partitionieren können. In vier bis fünf Jahren ist «Uinta» geplant, ein selbstheilendes und selbstkonfigurierendes Netzwerk-Betriebssystem.
Weitere Neuheiten: Das Netware Internet Messaging Systems NIMS sei so unglücklich auszusprechen, dass man es künftig lieber Netmail nennen wolle, erklärte Chris Stone, Vice Chairman bei Novell. In der Version 3.1 solle Netmail künftig auch Windows NT/2000 als Serversystem unterstützen.
Novell kündigte ausserdem den Start der Beta-Phase von «Zenworks 4.0 für Desktops» an. Es wird rein Internet-basiert sein und weder Novell-Client noch VPN benötigen. Ausserdem unterstützt das Programm für das Management von Desktops mit seinem Remote Management auch Laptops und Home-Office-Computer der Mitarbeiter. Programme können dann beispielsweise auf solchen Rechnern installiert und verwaltet werden, auch wenn zwischenzeitlich die Verbindung unterbrochen wurde. Bei erneutem Verbindungsaufbau startet das Programm an exakt der Stelle, an der es unterbrochen wurde.
Künftig wolle Novell die Industrie mit Lösungen statt Produkten dominieren, so Jack Messman. Man wolle Kosten zurückfahren, die Kernprodukte neu beleben und den europäischen Umsatz wieder steigern, der auf nur noch 30% des Gesamtumsatzes gesunken ist. Vor drei Jahren machte Novell noch die Hälfte seines Umsatzes in Europa. Hoffnungen setze man vor allem auf grosse Netzwerke, aber deren Wachstum werde sich erst langfristig bemerkbar machen. (ava)


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