AWS treibt die KI-Revolution voran
Quelle: Swiss IT Reseller

AWS treibt die KI-Revolution voran

Der AWS Cloud Day 2023 in Zürich hat gezeigt: Der Hyperscaler will nicht nur massiv in die Schweiz investieren, sondern vor allem KI-Technologien in die Unternehmenspraxis übersetzen. Erste Leuchtturmprojekte sollten zu eigenen Konzepten anrgen und inspirieren.
29. September 2023

     

Über 2000 Teilnehmende lockte der Cloud Day 2023 von AWS Ende September nach Zürich Oerlikon, Schweizer Kunden und Partner des Hyperscalers, aber auch zahlreiche internationale Gäste und Technologieanbieter. Anlass für einen Besuch gab es reichlich. Zwar ist AWS seit bald schon zwei Jahrzehnten in der Schweiz aktiv, seit 2016 mit einem eigenen Büro in Zürich (mittlerweile kam ein zweites in Genf hinzu), der Start der neuen Cloud-Region Schweiz erfolgte aber erst Ende des vergangenen Jahres. Zudem bot die Veranstaltung Christian Keller, seit März 2023 General Manager Switzerland & Austria bei AWS, in neuer Rolle eine grosse Bühne, um den Teilnehmenden in Halle 550 die eigene Strategie, neue Technologien und das Geschäft in der Schweiz vorzustellen. Und nicht zuletzt lockten 27 Partner wie Swisscom, Software One, Red Hat, Trend Micro, UMB, Vmware und Arctic Wolf an ihre Stände.

Keller liess es sich dann auch nicht nehmen, in seiner Keynote einige durchaus beachtliche Zahlen zu präsentieren. Demnach will AWS bis 2036 5,9 Milliarden Franken in die Schweiz investieren, um neue lokale Rechenzentren zu bauen und zu betreiben und die Nachfrage seitens der hiesigen Kunden weiter zu befeuern. Das soll gleichzeitig direkt und indirekt Arbeitsplätze schaffen – im Schnitt 2500 neue Stellen bei Drittanbietern pro Jahr – und das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz gar um satte 16,3 Milliarden Franken steigern, so eine Prognose von AWS. Und das über die gesamte IT-Wertschöpfungskette und die Lieferkette der Rechenzentren hinweg.


Mit diesen Kennzahlen muss sich AWS ein Jahr nach dem Startschuss der neuen Cloud-Region nicht verstecken. Über 10'000 Kunden setzen hierzulande bereits auf die Services des Hyperscalers, darunter zahlreiche Grössen wie die ETH Zürich, die Post und Swisscom, aber auch KMU und Startups. Zudem hat AWS in den vergangenen Monaten das eigene Portfolio deutlich aufgestockt. 2022 noch mit 60 Services gestartet, umfasst das Angebot mittlerweile mehr als 120 Services. Sprich: Der US-amerikanische Konzern und weltweite Public Cloud-Primus ("Swiss IT Reseller" berichtete) hat sich auch hierzulande rasantes Wachstum auf die Fahne geschrieben, und das in allen Bereichen. Auf dem Cloud Day 2023 stand aber letztlich vor allem ein Schlüsselthema im Fokus: Künstliche Intelligenz.
"Künstliche Intelligenz wird jede Branche verändern", unterstrich Archana Vemulapalli, Director of Product Management and Global Strategy for Data, Analytics and AI & ML bei AWS, die im Rahmen der Keynote im Anschluss an die Rede von Christian Keller gezielt auf aktuelle Entwicklungen im KI-Bereich und dessen revolutionäres Potenzial einging. Dafür brauche es aber starke Foundation Models (FMs), die jedes Unternehmen mit den eigenen Datensätzen füttern und trainieren kann. Hier kommt Amazons jüngst gestarteter Fully Managed Service Bedrock ins Spiel. Der Foundation Model API-Dienst erlaubt es, Applikationen auf Basis generativer KI mithilfe von Foundation Models über APIs entwickeln zu können, ohne eine entsprechende Infrastruktur aufbauen oder managen zu müssen. Die verschiedenen branchenspezifischen Foundation Models lassen sich dann wiederum über die unternehmenseigenen Daten weiter individualisieren.


Darüber hinaus ging Vemulapalli auf Amazons vor rund einem halben Jahr vorgestelltes KI-Tool Codewhisperer ein. Der Anbieter hat den "KI-Coding-Begleiter" mit Milliarden von Codezeilen trainiert und ihn somit befähigt, auf Grundlage von Kommentaren oder bereits vorhandenem Code eigene Vorschläge zu generieren. Das soll die Softwareentwicklung deutlich beschleunigen, AWS spricht von einem bis zu 57 Prozent schnelleren Prozess und einer 27 Prozent höheren Erfolgswahrscheinlichkeit. Immerhin prüft das Tool vorhandenen Code, beispielsweise in Hinblick auf Sicherheitslücken und potenzielle Fehler.
Verfügbare Werkzeuge sind aber letztlich nur die eine Seite der Medaille. Denn an Angeboten mangelt es aktuell nicht, nahezu jeder grosse IT- und Digital-Konzern hat in den vergangenen Wochen und Monaten eigene Lösungen und Tools für die Integration von Künstlicher Intelligenz in Systeme und Prozesse vorgestellt. Doch gerade kleine und mittelständische Unternehmen suchen nach wie vor nach geeigneten Use Cases, um Wege zu finden, wie sie die Technologie wertstiftend – und kostengünstig – für das individuelle Geschäftsmodell adaptieren können. Um für diesen Findungsprozess eine neue Inspiration zu liefern, hat AWS in Zürich zwei Kunden auf die Bühne gebeten, die bereits intensiv mit den Cloud-Services und KI-Tools des Hyperscalers arbeiten: den Pharma-Riesen Roche sowie das Schweizer Startup Nexxiot, das eine IoT-Tracking-Lösung für Container und Güterwagons entwickelt hat. Während Deepak Sondur, Head of Digital Products & Enablement bei Roche, vor allem auf die Skalierungspotenziale der AWS-Cloud im Medical-Bereich einging, erklärte Ákos Maróy, Chief Data Officer bei Nexxiot, die Rolle von KI im eigenen Portfolio. So hat das Startup erst vor wenigen Monaten den KI-Chatbot Scope AI vorgestellt, der auf Nutzeranfrage Erkenntnisse aus Milliarden von Datenpunkten zusammenfassen kann, die von Nexxiots IoT-Geräten auf Handelsrouten zwischen Europa, Nordamerika und Asien erzeugt werden. "Scope AI ermöglicht es den Kunden, sofortige Einblicke in den Status ihrer Transportmittel auf der Grundlage von Echtzeitdaten aus der Flotte zu erhalten", so Maróy.


Ohne Frage handelt es sich aktuell bei entsprechenden KI-Vorstössen meist noch um spannende, aber oft auch hoch individuelle Leuchtturmprojekte. Nicht jedes mittelständische Unternehmen kann aus einem Ansatz wie der Nexxiot-Lösung Rückschlüsse auf die eigenen KI-Potenziale ziehen. Die Chancen der rasch voranschreitenden Technologie – vor allem in Kombination mit der Public Cloud – dürfte der AWS Cloud Day aber vielen Teilnehmenden eindrücklich aufgezeigt haben. Die AWS-Veranstaltung unterstrich, mit wie viel Nachdruck die Branche diese Entwicklung vorantreiben und in den Markt tragen will. Dass die KI-Revolution dabei nicht ohne die Public Cloud möglich ist, war das zweite Kernthema auf den verschiedenen Bühnen der Halle 550. Denn die Cloud sei letztlich technologische Ausgangsbasis für Unternehmen, um sich auch künftig im immer agileren und hochfrequenteren Wettbewerb behaupten zu können, so der gemeinsame Fingerzeig von AWS-Country Manager Keller und den vielen anderen Speakern des Tages. (sta)


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