Auf und Ab im HP-Compaq-Deal

Die Chancen für das Zustandekommen der HP-Compaq-Mega-Übernahme sind in den letzten Tagen zuerst gefallen und dann wieder gestiegen. Eine Zusammenfassung der Situation.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/20

     

Der geplante Aufkauf von Compaq durch HP ist noch lange nicht unter Dach und Fach. Letztendlich scheint es vor allem darum zu gehen, die HP-Aktionäre vom Sinn der Elefantenhochzeit zu überzeugen. Obwohl natürlich auch auf der Seite von Compaq eine Abstimmung stattfinden wird, scheinen die meisten Beobachter die Zustimmung der Compaq-Shareholder im Moment als selbstverständlich anzusehen.
Hier liegt auch ein kleines Paradox für die Strategen, die den Deal durchboxen wollen: Sollte Compaq in nächster Zeit überhaupt gute Ergebnisse produzieren? Je schlechter die Quartalszahlen, desto tiefer fällt der Kurs der Compaq-Aktie. Das wiederum steigert den Bonus für die Compaq-Aktionäre, falls der Deal zustande kommt, und macht deren Zustimmung deshalb wahrscheinlicher – während es die HP-Aktieninhaber abschreckt.

Legendäre Namen dagegen

Der Kampf um den Deal findet aber gegenwärtig, wie schon gesagt, hauptsächlich in den Köpfen der HP-Aktionäre statt. In dieser Hinsicht gab es in den letzten Wochen zwei gegensätzliche Entwicklungen. Zuerst sprachen sich zwei Söhne der Gründerväter William Hewlett und David Packard gegen den Kauf von Compaq aus. Das Gewicht der legendären Namen wird viele Shareholder beeinflussen. Walter Hewlett äusserte sich zuerst. Er bemängelte, dass durch das Zusammengehen mit Compaq HPs Engagement im brutalen und wenig profitablen PC-Geschäft noch grösser würde.
Dadurch würde nur der Wert von HPs starker Position im lukrativen Printer-Business verwässert. Ausserdem kritisierte er auch die geplante Entlassung von Tausenden von HP-Mitarbeitern: So etwas hätte sein Vater niemals befürwortet, erklärte er. Hewlett kann für seine Familie sprechen, was bedeutet, dass etwa 5% der Aktien sicher im Lager der Gegner des Deals sind. David Packard, Sohn des gleichnamigen HP-Mitgründers, stimmte darauf Walter Hewlett zu. Er beeinflusst allerdings direkt, über das Packard Humanities Institute, nur etwa 1% der Stimmen. Den grössten einzelnen Aktienblock überhaupt, der etwa 10% der HP-Aktienkapitals ausmacht, hält die David und Lucile Packard Stiftung. Diese hat sich bis Redaktionsschluss nicht offiziell zu ihrer Position geäussert.

Quartalsergebnisse dafür

Vor der Verkündigung der letzten Quartalsergebnisse von HP kam es zu einem kleinen Verwirrspiel. Die Präsentation, die zuerst für Donnerstag nach Börsenschluss vorgesehen war, wurde zuerst um einen Tag vorverlegt, und dann ganz kurzfristig nochmals um einen halben Tag, vor den Börsenstart am Mittwoch. Die offizielle Begründung lautete, man habe eine Überschneidung mit der Präsentation der Zahlen von Dell vermeiden wollen. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass man den Eindruck der Wiederworte der Hewlett- und Packard-Söhne nicht zu lange im Vordergrund stehen lassen wollte.
Die Zahlen waren nämlich zwar eigentlich schlecht - aber besser als zuletzt erwartet, was an der Börse immer wieder entscheidend ist. Der Umsatz im vierten Quartal betrug 10,87 Mrd. Dollar, 18 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn, der im Vergleichsquartal vor einem Jahr noch 841 Mio. betrug, ist auf 361 Mio. Dollar geschrumpft, etwa 19 Cents pro Aktie. Die Erwartungen der Analysten lagen zuletzt aber zwischen 8 und 14 Cents pro Aktie. Die Kurs der HP Aktie stieg deshalb nach der Ankündigung schnell, und lag zuletzt 9% über dem des Vortags, und damit zum ersten Mal deutlich über dem Kurs zum Zeitpunkt der Ankündigung des Compaq-Kaufs. Das dürfte das Vertrauen der Aktieninhaber in die HP-Führung, und damit die Chancen für die Zustimmung zum Megadeal wieder um einiges erhöhen. (hjm)


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