Adobe versucht’s mit Flottenpolitik

Die Entwicklung von Postscript hatte die grafische Industrie auf den Kopf gestellt. Nun propagiert John Warnock den totalen digitalen Workflow. Mit InDesign will Adobe der Industrie das Kernstück einer allübergreifenden Publishing-Plattform zur Verfügung stellen.

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/04

   

Im August letzten Jahres machte der DTP-Spezialist Quark seinem Konkurrenten Adobe ein überraschendes Übernahmeangebot. Adobe lehnte das doch eher ziemlich polemische Angebot der wesentlich kleineren Mitbewerberin postwendend und schnöde ab. Dafür lancierte Adobe eifrig Gerüchte und Insiderberichte, mit der neuen Layout-Software «K2» habe man einen veritablen «Quark-Killer» im Köcher.
An der Seybold Publishing Conference hat nun Adobe stolz das neue «InDesign», so der definitive Name, vorgestellt. Gleich die beiden obersten Bosse, John Warnock und Charles Geschke bemühten sich aufs Podium, um Ihr neuestes Kind ins gebührende Licht zu stellen. Adobes Strategie im Kampf gegen das bisher immer leicht überlegene Quark mit seinem Xpress ist die Flotte. John Warnock im O-Ton: Aufgrund der modularen Architektur von InDesign werde es für Adobe einfacher sein, Updates zu liefern, die es Drittherstellern erlauben, es an spezifische Bedürfnisse anzupassen. Das Resultat, so Warnock, seien schnellere Updates, mehr Funktionalität und riesige neue Möglichkeiten für spezifische Lösungen. «Adobe hat diese neue Architektur für die Produktion von Printmedien entwickelt, weil wir denken, dass die Lösung nicht in einem einzelnen Produkt liegt. Vielmehr liegt sie in einer ganzen Industrie, die zusammen an der Lösung von komplexen Problemen arbeitet. So denken wir, dass InDesign das Mittelstück werden wird, um das herum Kunden ihr Geschäft aufbauen können.»
Adobe sieht den Schlüssel zum künftigen Erfolg von InDesign in der Flottenpolitik. InDesign soll sich mit den anderen Adobe-Publishing-Werkzeugen wie Illustrator, Photoshop und die Acrobat-Gruppe zu einer Plattform verbinden. User sollen die ganze Produktion von Print- und Webmedien auf der «Adobe Publishing
Platform» erledigen können. In dieses Bild passt auch der kürzliche Kauf der Web-Publishing Software GoLive! und die Entwicklung von PressReady. Mit PressReady sollen sich korrekte Farbproofs auf günstigen Inkjet-Druckern machen lassen.
Und natürlich besitzt Adobe mit Postscript immer noch die dominierende Sprache im professionellen Publishing. Postscript ist dabei nicht nur Grundlage der meisten Adobe-Programme sondern auch eine stetig sprudelnde Geldquelle.
InDesign zielt eindeutig auf die professionellen Gestalter und Publisher, also auf die Domäne von Quark und seinem Xpress. Das Umsteigen von Quark Xpress soll dem geneigten Profi denn auch leicht gemacht werden. InDesign soll Xpress 3.3 bis 4.04 direkt öffnen können. Adobe Schweiz kann noch keine genauen Preise angeben, rechnet aber mit einem Strassenpreis von gegen Fr. 1‘500.–. In der Schweiz sollte InDesign gegen Mitte Jahr erhältlich sein. (hc)

InDesign – die neuen Features:


- Verbesserter Import, Editierbarkeit von Illustrator-, Photoshop- und PDF-Dateien. Importierte Pfade bleiben erhalten
- Beliebige Konturen als Rahmen; Rahmen im Rahmen
- Verbesserte Verlaufswerkzeuge
- Arbeit mit Bézier-Kurven
- Bessere Ergonomie und verbesserte Kontrolle über den Druck
- Beliebig viele Undo und Redo
- Sub-Musterseiten
- Dokumentenweite Ebenen
- Zuteilung von Shortcuts auf beliebige Tasten (endlich auch für Formate!)
- Zuteilung von Sprachen an Formate
- Verschiedene Ansichten für die gleiche Datei gleichzeitig
- Automatische Layout-Anpassung an andere Seitengrössen usw.
- Vier verschiedene Kerning-Modi
- Übergrosse Seiten
- «intelligente» Trennfunktionen
- Navigatorpalette mit besserem Zoom wie vom Photoshop bekannt
- Verbesserte Hilfslinien-Funktionen
- Speicherbare Ansichten


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