Veränderungen auf dem europäischen Telecom-Markt


Artikel erschienen in IT Reseller 1999/04

   

Der europäische Telecom-Markt hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert, wie eine kürzlich durchgeführte IDC-Untersuchung zeigt. Die nationalen Monopolgesellschaften gibt es nicht mehr. Europa ist in das Zeitalter der Konkurrenz eingetreten und die Besitzverhältnisse der verschiedenen Player auf diesem Markt präsentieren sich sehr unterschiedlich.
«Das Vorgehen der europäischen Telefongesellschaften besteht üblicherweise darin, sich in kleinere Unternehmen einzukaufen,» meint Tim Sheedy, der den europäischen Telekommunikationsmarkt analysierte, «manche haben sich sogar in ehemalige Monopolgesellschaften eingekauft. Dies ist jedoch eher unüblich, da die grossen Telecomgesellschaften auch nach der Privatisierung immer noch weitgehend als nationale Unternehmen gelten.» Einer anderen Methode bedienten sich die Telecom-Unternehmen in den nordischen Ländern, wo nationale Gesellschaften wie Tele Danmark oder Telia in den Nachbarländern Niederlassungen eröffneten.
Die grösste Schwierigkeit, mit der sich neue Mitspieler in den liberalisierten Telekommunikationsmärkten Europas konfrontiert sehen, ist der Mangel an Infrastruktur. Um möglichst profitabel zu arbeiten, ist es von Vorteil, ein eigenes Netz zu besitzen. Doch dies von Grund auf neu aufzubauen, würde Unsummen verschlingen. «Da bieten die grossen Gas-, Elektrizitäts- und Transportfirmen oft eine gute Einstiegsmöglichkeit. Diese Unternehmen verfügen über grosse, manchmal sogar nationale Netzwerke, die sich verhältnismässig einfach mit Fiberglasleitungen erweitern lassen», meint Sheedy. Viele dieser Unternehmen bieten ihre Netzwerke den Telekommunikationsgesellschaften an, welche sie für den Aufbau eines Backbones, meist mit Blick auf den Businessmarkt, nutzen.
Auch viele US-Telekommunikationsfirmen schauen nach Europa, um zu expandieren und einen globalen Status zu erhalten. Während manche sich in europäische Telefongesellschaften einkaufen, bieten andere ihre Dienstleistungen über Drittfirmen an. «Solche Anbieter haben allerdings wenig Einfluss auf den Markt», kommentiert Sheedy, «ausser bei amerikanischen Geschäftsleuten und bei Niederlassungen von US-Firmen spielten sie bisher kaum eine Rolle.»
Es gibt allerdings gewichtige Ausnahmen, etwa Tele Danmark, bei der Ameritech grosse Anteile hält. Andere US-Gesellschaften tendieren ebenfalls dazu, sich in europäische Telecom-Organisationen einzukaufen. Das macht allerdings nur dann Sinn, wenn sie dadurch Zugriff auf sämtliche lokalen Netze bekommen. Und dies ist laut Sheedy vorläufig alles andere als sicher. (fis)


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