Max Tschabuschnig, CHS Schweiz, zum Also-Abschluss

«Für internationale Distis ist die Schweiz ein Sonderfall»

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/05

   

Warum hinken die internationalen Broadliner-Distributoren in der Schweiz hinter der Also hinterher? Hat Also-Chef Thomas Weissmann Recht, wenn er das «Gerede über die wachsende Dominanz der paneuropäischen Distis» als «Hafenkäse» (O-Ton) bezeichnet? ITR hat Max Tschabuschnig befragt, den Geschäftsführer der CHS Electronics Schweiz.
ITR: Herr Tschabuschnig, laut Also ist Grösse allein für einen Disti nicht entscheidend, sondern Fokussierung und Kostenkontrolle. Also und andere kleinere Distis seien wesentlich profitabler als die Paneuropäer und würden es auch bleiben...
Max Tschabuschnig: Ich muss Thomas Weissmann zumindest teilweise Recht geben. In der EU haben die internationalen Distis Vorteile, und z.B. in Österreich gibt es heute fast nur noch globale Player. Die Schweiz ist aber ein Sonderfall mit ihren LKW-Fahrzeiten und Zollbestimmungen. Hier sind die möglichen Synergien des internationalen Distributors derzeit nicht massgebend. Deshalb muss er erst einmal so gut werden wie der beste Lokale, bevor er seine Vorteile ins Spiel bringen kann.

ITR: Welche Vorteile sind das denn?

Tschabuschnig: Die Kernaufgaben eines Distributors sind Logistik, Kredit und Information. Im Bereich Kreditmanagement können mit der heutigen Grösse und Struktur auf internationaler Ebene keine wirklichen Vorteile generiert werden. Anders sieht es bei Logistik/Beschaffung und Information aus. Aber das muss mit Fakten bewiesen werden, und genau an diesem Punkt arbeiten wir. Wenn wir gleichgezogen haben und sofern die Also nicht deutlich grösser wird, können die Kosten für Beschaffung und Lagerhaltung ein Nachteil für die Also werden im Vergleich zu den internationalen Distis. Denn fast alle Hersteller arbeiten an einer Internationalisierung der Produkte, um die Logistikkostem zu reduzieren, auch im PC-Bereich. Sobald lokale Gegebenheiten und Produktbesonderheiten an Bedeutung verlieren, ist es soweit.
ITR: Vorerst wachsen Sie allerdings deutlich langsamer als die Also. Von 1997 auf 98 hat sich die CHS Schweiz gerade mal von 244 Mio. auf knapp 300 Mio. Franken gesteigert, also um etwa 20%.
Tschabuschnig: Stimmt, unser Wachstum war nicht so hervorragend. Aber zu bedenken ist, dass wir mit dem Abgang von AST 36 Mio. verloren haben, zudem war 1998 für uns in vieler Hinsicht ein Aufbaujahr. CHS steht jetzt auf einer neuen und gesunden Basis, und 1999 kommen einige grössere Projekte, etwa mit unserem neuen Servicebereich und auch durch Änderungen in der Logistik, die uns einen richtigen Sprung ermöglichen sollten.

ITR: Wie läuft denn das neue Jahr bisher bei Ihnen?

Tschabuschnig: Der Januar war sehr schwach, aber das war wohl eine Folge des ausserordentlichen Dezembers mit über 40 Mio. Umsatz. Auch auf Händlerebene war da nicht viel los. Die letzten zwei Februarwochen und die erste Märzhälfte sind wieder super. Wichtig ist, dass die Stimmung bei den Einkäufern nicht abflaut, auch wenn die europäische Fachpresse jetzt auf düster macht.
ITR: Offenbar war aber der Februar gesamteuropäisch nicht gut, und man spricht von schlechten Ausichten für das ganze Jahr. Die Lager bei den grossen Distis seien sprunghaft angestiegen, obwohl die meisten Hersteller die Stock Protection auf 30 Tage gekürzt haben. Als Gründe sehen Beobachter unter anderem das Jahr 2000, das immer mehr zum Negativ-Faktor werde. Gilt das auch für die Schweiz?
Tschabuschnig: Im Moment liegt es hauptsächlich an mangelnder Anfrage. Die Angst vor dem Y2K ist meiner Meinung nach rational unbegründet, aber derzeit ein echter Störfaktor. Die 30 Tage Price Protection spielen keine grosse Rolle, die Verfügbarkeit ist generell sehr gut. (mvb)


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