Callino-Übernahme durch Commcare: Wie weiter?

Im letzten Frühling waren die regionalen WLL-Lizenzen für Commcare zu teuer. Mit Callino konnte man sich jetzt ein Unternehmen inklusive nationale WLL-Lizenz leisten. Ein Schlieremer- Schnäppchen? Commcare-Besitzer Urs Loeliger gab IT Reseller Auskunft.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/07

     

Die Schlieremer Commcare hat von der US-Mutterfirma Formus den Schweizer Internet Provider Callino übernommen. Commcare wird nur Callinos B2B-Bereich weiterführen. Das ADSL- und Voice-Preselection- Geschäft für Privatkunden soll schnell weiterverkauft werden, es seien auch schon Interessenten vorhanden, meinte Commcare Chef Urs Loeliger gegenüber IT Reseller.

Verträge werden erfüllt

Die 110 Callino Mitarbeiter erhielten alle die Kündigung. Sie konnten sich bei Commcare bewerben, allerdings wird man dort nur einen geringen Teil von ihnen übernehmen. Loeliger denkt aber, dass eine weitere Gruppe zu den Käufern des Privatkundenbereichs wechseln kann. Er versichert, dass Commcare alle Verträge einhalten wird.
Auch für die Callino-Verbindlichkeiten wird Commcare gerade stehen, sagt Loeliger. Diese werden im Moment gerade geprüft. Es sehe auch gar nicht so schlecht aus, meint er, Callino sei bisher recht gesund gewesen. Das vorhandene Kapital sei zwar aufgebraucht, aber die grossen Schulden wären erst in nächster Zeit angehäuft worden, wenn man so weitergemacht hätte wie geplant.

WLL mit Weile

Commcare besitzt in der Schweiz eigene Glasfaserverbindungen und befindet sich seit Langem in einem Streit mit der Swisscom um die Entbündelung der letzten Meile. Durch die nationale WLL-Lizenz von Callino hat Commcare jetzt eine neue Möglichkeit, das Problem zu umgehen. Letztes Jahr war die Lizenz noch zu teuer: Loeliger: «Wir haben uns damals schon geärgert, als die internationalen Unternehmen mit ihren Geboten so hoch gingen.» Callino bezahlte damals 55 Mio. Franken für seine Lizenz, der Kaufpreis für Callino dürfte jetzt wesentlich tiefer gelegen haben.
Callino nahm im Januar seine erste WLL-Basisstation in Zürich in Betrieb und hatte grosse Ausbaupläne für seine WLL-Infrastruktur. Commcare will das Ganze wesentlich kostenbewusster angehen. «Commcare macht nichts, was sich nicht in sechs bis zwölf Monaten rentiert», erklärt Loeliger.
So wird die Infrastruktur zwar weiter ausgebaut, aber langsamer, als von Callino geplant. In Zug wird noch in diesem Monat eine Basisstation eröffnet, bestimmt werden Basel, Zürich und Genf erschlossen. Alles in allem wird man vorerst etwa 10 Basisstationen in höchstens 10 Städten bauen. Bestehende Kunden von Commcare, die im Moment noch über Swisscom-Leitungen bedient werden, möchte man dann wenn immer möglich auf WLL umstellen.
Da der Markt jetzt den WLL-Lizenzpreis reduziert habe, könne man den Kunden auch ein besseres Pricing bieten, sagt Loeliger. Auch durch Wholesale-Agreements mit anderen Carriern sollen Kunden gewonnen werden, denn es brauche etwa 100 Anschlüsse, damit sich eine Basisstation rentiert.
In naher Zukunft wird WLL ein Nischenprodukt bleiben, glaubt Loeliger, nachher kommt es darauf an, wie es mit der Marktliberalisierung weiter geht. Vom technischen Potential her liegt WLL zwischen ADSL und Glasfaser. Die heute möglichen 10 Mbit/s Übertragungsrate könnten bis auf etwa 600 Mbit/s gesteigert werden. Mit Glasfaser kann man deutlich mehr erreichen, allerdings liegen die Kosten für einen WLL-Anschluss gemäss Loeliger auch nur bei etwa 10% eines Glasfaseranschlusses. (hjm)


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