E-Marktplätze Unterschiedliche Verlockungen für KMUs

Der Hype ist vorbei, doch die Lage beim E-Commerce ist wahrscheinlich besser als die Stimmung. Die E-Marktplätze bemühen sich intensiv um Teilnehmer aus dem KMU-Bereich.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/01

     

Die drei Plattformen im Zentrum des Interesses sind alle irgendwie verschwägert: Conextrade ist eine Tochter der Swisscom. Diese ist an Plenaxx beteiligt. Die Post, die Yellowworld betreibt, ist Beschaffungskunde bei Conextrade. Dennoch verfolgt jede ihre eigene Strategie beim Werben um Kunden.

Conextrade

Die Swisscom-Tochter Conextrade ist seit Mitte letzten Jahres operativ. DenMarktplatz baute Swisscom zusammen mit Commerce One für die eigenen Beschaffungsbedürfnisse aber auch für zusätzliche Kunden auf. Dazu gehören heute neben der Swisscom die Post und Huber + Suhner.
Auf der Zulieferseite finden sich 18 Firmen, deren Kataloge insgesamt 110’000 Artikel umfassen. Die Anbieter werden auf unterschiedliche Weise angebunden und bekommen ihre Daten in verschiedensten Formaten. SAP-Beschaffungslösungen lassen sich ebenfalls anbinden.
Seit kurzem wurde das Angebot um Online-Ausschreibungen und Auktionen erweitert. Verlockend ist dabei die Einbindung in das Global Trade Web von Commerce One, das den Teilnehmern weltweite Kundenkontakte verspricht. Mit der klaren Beschränkung auf B2B-Beschaffungsprozesse glaubt Conextrade, die richtigen Lösungen für die Zukunft anzubieten.
Eine Konkurrenz sehen die Verantwortlichen in Portalen wie Plenaxx oder Yellowworld nicht. Gegenwärtig laufen sogar Verhandlungen über Zusammenarbeit und die gegenseitige Einbindung.

Plenaxx

Hinter dem «KMU-Portal» Plenaxx stehen Swisscom, Schweizer Mobiliar, UBS, Valora und der Schweizerische Gewerbeverband. Die fünf Partner wollen ihr spezifisches Know-how einbringen, wenn Plenaxx in diesen Tagen den Geschäftsbetrieb aufnimmt.
Das Angebot von Plenaxx: Der Anwender kann seinen Arbeitsplatz vollständig ins Portal übernehmen, samt E-Mail, SMS, Telekommunikation, Kalender und Dokumenten-Ablage.
Das Basisangebot für den persönlichen Gebrauch ist gratis. Weitergehende Leistungen wie Intranet für Firmen ohne eigene IT-Infrastuktur oder Extranets für gemeinsame Projekte und
Kooperationen sind kostenpflichtig.
Web-Gemeinschaften wie die E-Starter-Community erlauben Erfahrungsaustausch. Bereits während der Pilotphase waren 705 Einzel-, 197 Firmen-Intranet-, und 124 Extranet-Anwender beteiligt.
Mit dem offiziellen Start werden weitere 1200 «First Members» hinzukommen. Für den Produktivbetrieb bekommt Plenaxx ein neues Design mit zahlreichen Verbesserungen.
Auch wenn man sich aufgrund der Pilotphase optimistisch gibt — auf Prognosen für künftige Kunden- und Benutzerzahlen will man sich bei Plenaxx noch nicht einlassen.

Yellowworld

Am 1. Januar übernahm Gerhard Schwab als neuer CEO die Leitung der seit letztem Herbst operativen Yellowworld. Die Post-Tochter will die geschäftlichen mit den privaten Bedürfnissen der Benutzer vereinigen. Dabei stützt sie sich auf die Dienstleistungen verschiedener Partner. So stellt Scout24 Marktplätze für Fahrzeuge, Immobilien, Stellen und Tourismus zur Verfügung. Yellowcontent liefert Informationen, die auch per Telefon in drei Sprachen abgehört werden können.
Wer in den verschiedensten Läden einkauft, benutzt auf seinem virtuellen Einkaufsbummel unabhängig von den Anbietern nur einen einzigen Einkaufswagen und bekommt am Schluss auch nur eine Belastung für alle Einkäufe.
Die Unterscheidungsmerkmale liegen aber vor allem bei den post-typischen Diensten. So ermöglich etwa das E-Mail-System die Zustellung von E-Mails in Briefform.
Über das Portal stehen ausserdem alle Dienstleistungen von Postfinance zur Verfügung. Die Besitzer eines «gelben Kontos» dürften ein wichtiges Kundenpotential für Yellowworld bilden.
Neben dem Angebot für die Privatkundschaft zielt Yellowworld mit Gesamtlösungen für Shops samt Billing und Logistik auch auf Geschäftskunden, die im Internet aktiv werden wollen. B2B-Lösungen allerdings dürften frühestens im Sommer spruchreif werden. (fis)

Kommentar


Wie weit KMU willens sind, diese Angebote anzunehmen, muss sich weisen. E-Commerce verlangt vom Unternehmen nicht nur Interesse und guten Willen, sondern letztlich die Anpassung des Geschäftsmodells. Eine mittlere Firma mit einigen hundert Mitarbeitern lässt sich aber nicht von heute auf morgen umkrempeln. Die Voraussetzungen sind trotzdem nicht schlecht. Die meisten Firmen kennen ihren Markt relativ gut und sehen, dass sich Veränderungen abzeichnen. Man darf annehmen, dass sie sich, entsprechend umworben, der Versuchung nicht verschliessen werden.
Andres Fischer


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