Thin Clients: Totgesagte leben länger


Artikel erschienen in IT Reseller 1999/09

   

Selten haben sich einige Branchengrössen so getäuscht, wie bei der Propagierung des «NC» (Netcomputer) als kommenden Standard. Der PC werde vom Markt verschwinden, tröteten vor nicht allzu langer Zeit Sun-Boss Scott McNealy und Oracle-Chef Larry Ellison. Die seitdem explosionsartig gewachsenen Verkäufe von Personal Computern straften den Apologeten des schlanken Clients, der sich seine Applikationen und Daten aus dem Netz hole, Lügen. Der NC blieb in seiner winzigen Nische stecken und die PCs werden immer leistungsfähiger und «fetter».

Netzwerkmanagement vereinfachen

Doch für die Budget-Verantwortlichen in Unternehmen mit Client/Server-Umgebungen bleibt das Thema «TCO» (Total Cost of Ownership) ein Albtraum. Entsprechend wächst der Markt für Netzwerk- und Client-Management und es werden eine Vielzahl von entsprechenden Tools entwickelt und angeboten. Sozusagen durch die Hintertüre möchten die Netzwerk-Administratoren die Kontrolle über die angeschlossenen PCs wieder zurückgewinnen. An der TNC 99 wird das Thema Netzwerkmanagement auf jeden Fall an einigen Ständen im Vordergrund stehen. Novell propagiert zusammen mit Partnern den Directory-Service NDS, Bullsoft und DDS Netcom zeigen Werkzeuge für Systemmanagement und für Netzwerksicherheit und Avatech führt Werkzeuge für die Überwachung von Clients vor.

Thin Clients: Raus aus der Nische

Einen anderen Weg beschreiten die Anbieter von Thin-Client-Konzepten, wie Microsoft mit «NT-Server Terminal Edition» und Citrix mit «WinFrame» und «MetaFrame». Weltweit soll, so die Marktforscher von Zona Research, die Anzahl von schlanken, das heisst mit einem Minimum an eigenen Funktionen ausgerüsteter Clients auf 13 Millionen im Jahr 2000 steigen. 13 Millionen Clients sind auch keine berauschende Zahl aber eine hübsche Nische – auch in der Schweiz. Darauf setzt die BCD-Sintrag in Oberglatt und will sich als «Value Added» Distributor für das Citrix-Konzept in der Schweiz etablieren. Erich Fehr von BCD ist jedenfalls optimistisch und enthüllte uns ein paar Zahlen zum Thin Client-Markt in der Schweiz. BCD habe 1998 ca. 450 Server-Einheiten verkauft. Rechnet man mit durchschnittlich 30 Clients pro Server, so ergibt das immerhin für letztes Jahr schon 13’500 Arbeitsplätze. Und für das 1. Quartal 99 kann Fehr bereits ein höheres Wachstum als im letzten Quartal 98 melden.
Auch die US-amerikanische Citrix selbst ist optimistisch und meldet stark steigenden Umsatz und Gewinn für das 1. Quartal 99. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Q1 98 um 72% und der Gewinn verdoppelte sich. BCD-Sintrag seinerseits setzt stark auf Citrix-Produkte als Umsatzträger, die ausschliesslich über qualifizierte Wiederverkäufer in den Schweizer Markt gebracht werden. Der steigende Zulauf von Resellern zeige, so BCD-Sintrag-Mann Erich Fehr, das Potential des Thin-Client-Konzeptes in der Schweiz. Fehr: «Der Thin-Client-Markt in der Schweiz ist ein Anwendermarkt. Die Reseller, also grosse und kleine Systemintegratoren, werden von ihren Kunden zum Thin-Client-Konzept gedrängt. Alleine seit Beginn 1999 konnten wir 15 neue Reseller zertifizieren.»
BCD-Sintrag kennt drei Qualifikationsstufen für Wiederverkäufer vom «authorized Reseller» über den «Silver Partner» bis hin zum «Gold Partner» mit Umsatzverpflichtung, der aber auch Marketing-Unterstützung erhält. Unter Value-Added-Distribution versteht BCD zum Beispiel die konkrete Unterstützung von Resellern beim ersten oder zweiten Projekt durch Techniker von BCD. Diese sollen den neuen Partner bei der Installation begleiten und so garantieren, dass der Reseller bereits vom ersten Projekt an sowohl Geld verdient, als auch Know-How erwirbt.
BCD-Sintrag stützt sich nicht alleine auf Citrix-Produkte ab. Man schaue alle Thin-Client-Technologien laufend an. So sind die Glattaler zum Beispiel in den Vertrieb der «Igel»-Thin Clients, die auf Linux aufsetzen, eingestiegen und vertreiben auch die Host-Emulationssoftware «icom». (hc)


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