Zyxel auf dem Weg zum Highend: ADSL-Router kommen Ende September

Der Taiwanesische Modem-Pionier Zyxel behauptet sich in der Schweiz nicht schlecht neben IT-Riesen wie Cisco, 3Com und Elsa. 5 bis 10 Prozent des Umsatzes gehen in die Schweiz.

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/16

   

Der Taiwanesische Modem-Pionier Zyxel behauptet sich in der Schweiz nicht schlecht neben IT-Riesen wie Cisco, 3Com und Elsa. Im Modem-Geschäft ist Zyxel hierzulande nach Schätzungen die Nummer 3. Bei ISDN-Terminaladaptern belegt Zyxel in der Schweiz mit einem geschätzten Marktanteil von 60 Prozent den ersten Platz. Mit Routern des unteren Preissegments bewegt sich Zyxel seit zwei Jahren vom reinen Modem-Hersteller zur Networking-Firma.
Einer der es wissen muss, Zyxel-Präsident Shin-Jou Fang, stand dem IT Reseller anlässlich der europäischen Zyxel-Distributoren-Konferenz zu neuen Technologien und Aussichten im Networking-Business Rede und Antwort.
IT Reseller: Herr Fang, In welche Märkte verkauft Zyxel ihre Produkte hauptsächlich?
Shin-Jou Fang: Europa ist für uns sehr wichtig. Hierhin gehen umsatzmässig zwei Drittel unserer Verkäufe. Etwa 15 Prozent gehen nach USA, der Rest nach Asien. In der Schweiz verkaufen wir zwischen fünf und zehn Prozent unseres Turnovers, je nach Jahr etwas mehr oder weniger.

ITR: Das geht alles über Studerus? Tönt gut.

SJF: Ja, er macht einen sehr guten Job. Obwohl wir eine sehr kleine Firma sind, verglichen mit Cisco oder Lucent, haben wir trotzdem viele Kunden in der Schweiz.

ITR: Das hat auch mit der Verbreitung des Internets in der Schweiz zu tun.

SJF: Ja, in der Schweiz sind prozentual mehr Leute mit dem Internet verbunden als sonst üblich und es gibt mehr gut ausgebildete Leute. Ausserdem produzieren wir nur externe Geräte. In den USA muss ein Modem bereits im Gerät inbegriffen sein. In Europa ist das nicht so wichtig, hier schaut man mehr auf Funktionalität und Power.

ITR: Sie werden also auch weiterhin keine internen Geräte bauen?

SJF: Nein, wir haben viele Möglichkeiten mit externen Geräten, wie Kabel, ADSL und Voice-Funktionen. Das wird nächstes Jahr auch kommen.

ITR: Sie produzieren auch für Nortel. Wie gross ist Ihr OEM-Anteil?

SJF: Wir haben nur einen OEM-Kunden, Nortel. Momentan ist das aber nur ein sehr kleiner Prozentsatz unseres Umsatzes. Nicht wirklich signifikant. Das meiste davon geht in die USA. Im USA-Markt sind die wichtigen Players stark und es schwierig ist, da rein zu kommen. Aber unser Branding in Europa und Asien ist unser wichtigstes Ziel.
ITR: Wie gross ist der Anteil von analogen Modems im Vergleich zu ISDN-Adaptern und Routern?
SJF: ISDN beträgt ca. 30–35 %, Modems ca. 20–25 %, der Rest sind Router. Wir haben uns in den letzten zwei Jahren von einer Modem- zu einer Internet-Access-Firma gewandelt. Wie sie vielleicht wissen, haben wir das Router-Geschäft vor etwa zwei Jahren begonnen und jetzt machen wir schon ca. 40% unseres Umsatzes mit Routern.

ITR: Sie zielen also vermehrt in Richtung High-End und Grosskunden.

SJF: Genau, wir gehen zu grösseren Kunden und mehr hin zu High-End-Produkten, eher als nur Modems zu einem sehr tiefen Preis zu verkaufen.
ITR: Wissen Sie etwas über die durchschnittliche Grösse der Firmen, die Ihre Produkte kaufen? Modems kaufen ja eher SOHO-Kunden oder Private.
SJF: Wir haben natürlich viele Privatkunden und im SOHO-Bereich. Am stärksten sind wir aber bei den KMU’s. Wir gehen die zwei Hauptbereiche mit verschiedenen Ansätzen an. Einerseits bauen wir immer mehr Funktionalität ein und kommen mit verbesserten Routern auf den Markt.
Dennoch investieren wir weiter in die Low-Endprodukte. Wir werden bald mit einer neuen Serie von neuen Modems kommen, die wir zu einem sehr tiefen Preis im Massenmarkt verkaufen werden. Wir hoffen, dass wir damit einem guten Marktanteil bei den Modems erreichen können, dass die Kunden auch für Router-Käufe bei und bleiben, unseres Markennamens und Services wegen.
ITR: Sie sind von Ihren Distributoren und Resellern abhängig. Was machen Sie für Sie?
SJF: Wir unterstützen unsere Distis mit Marketingprogrammen und Promotion. Und wir haben bereits technische Schulungen in der Schweiz abgehalten.
ITR: Was ganz anderes. In den USA kaufen die Kunden viel mehr Analog-Modems. In Europa hat sich der Analog-Markt zu ISDN hin entwickelt. Wie gehen Sie mit den verschiedenen Anforderungen um?
SJF: Stimmt, in den USA nehmen Analog-Modems den grössten Anteil ein. Aber in den letzten sechs Monaten wurde die Breitband-Technologie immer wichtiger, eingeschlossen ADSL und Kabelmodems.

ITR: Was machen Sie in dieser Sparte?

SJF: Wir haben ADSL-Router, die wir Ende September liefern werden, die SDSL kommen Ende Oktober, und Ende Dezember bringen wir die Kabel-Modems. Unsere Prestige-Router gehen bis 1,0 oder 1,5 Mb/s.

Breitband startet Anfang 2000 durch – in der Schweiz ein Jahr später


ITR: Wie lange dauert es, bis sich die neuen Technologien durchsetzen werden?

SJF: Das ist von Land zu Land verschieden. Die Breitband-Technologie braucht viel länger, um in den Massenmarkt zu gehen, als alle geglaubt haben. Jetzt sind die Standards aber gesetzt und wir glauben, dass der Take-Off Anfang 2000 kommt. Nicht nur in den USA, auch sonstwo. Zum Beispiel werden in Taiwan 100’000 ADSL-Linien bis Ende nächstes Jahr installiert sein. Ebenso in Korea, Australien und sogar in China versucht man jetzt, die ADSL-Linien einzuführen.

ITR: Und in der Schweiz?

SJF: Die Schweiz ist bezüglich ADSL-Technologie noch etwas langsamer als die anderen Länder. Die Kabelmodems scheinen aber in der Schweiz schnell zu kommen. In der Tat haben wir einen Broadband-Accessrouter, unseren Prestige 310. Dieses Produkt wird helfen, ein Cablemodem in einen Kabel-Router zu konvertieren. Wenn man ein Kabelmodem mit unserem 310er verbindet, kann man Networking für ein Ethernet haben. Die meisten Kunden wollen alle PC ans Internet anschliessen, mit dem 310er geht das in Verbindung mit einem bestehenden Kabel-Modem. Bevor wir mit den Kabelrouters kommen, wird uns der 310er helfen, im Kabelmodem-Geschäft Fuss zu fassen.

ITR: Kabelmodems werden hier später populär, weil ISDN viel verbreiteter ist?

SJF: Weil ISDN in Europa sehr verbreitet ist, kommen wir mit einem speziellen Produkt, dem Prestige 480, der zwei ISDN-Linien unterstützen wird. Damit kann man den Anschluss auf bis zu 256 Kb/s erhöhen. Zweimal 128 also. Wir zeigen mit dem 480er an der Orbit das einzige Gerät, das dies kann. Und es ist zahlbar, da es immer noch billiger ist als eine permanente 56 Kb-Verbindung oder eine Standleitung. Mit dem 480er zahlt man nur, wenn man die Verbindung braucht.

Wireless bald bezahlbar


ITR: Was denken Sie über die Powerline-Technologie und Wireless?

SJF: PLC ist interessant, denn es ist eine der Technologien, mit der Heimnetze verwirklicht werden können. Mit dem Internet, das populärer wird und den billigeren PCs können sich immer mehr Familien ein Netzwerk leisten. Dazu gibt es drei Möglichkeiten: Die Powerline, die Telefonlinie und Wireless. Die Telefonleitung ist die ausgereifteste Verbindung im Moment. In den USA ist es einfacher, in jedem Raum einen Telefonanschluss zu haben. In Europa ist das nicht so populär. Aber mit Stromanschlüssen kann man überall ein kleines Netz bauen. Da aber jedes Land andere Vorschriften bei der Elektrizität hat, ist der Einsatz der Technologie nicht so einfach. Ich denke, dass kurzfristig die Telefonleitung die beste Lösung ist. Lanfristig wird sich aber Wireless durchsetzen. Noch ist es zu teuer, aber mit der Bluetooth-Technologie wird das bezahlbar bis Ende nächsten Jahres. Wir werden Bluetooth nächstes Jahr in unsere Router integrieren. (Interview: mh)

Shin-Jou Fang zur politischen Lage in Taiwan

ITR: Könnte die politische Situation mit China Probleme für die Industrie in Ihrem Land bedeuten? Wie ist die Stimmung in ihrem Land?
SJF: Taiwan ist historisch ein Teil Chinas. Aber nicht aus politischer Sicht. Die Taiwanesen mögen die demokratische Situation und wollen nicht wie die Chinesen leben. Man kann nicht ignorieren, dass Taiwan ein unabhängiges Land ist. Was verwirrt, ist, dass es ein politisches und ein kulturelles Statement gibt. Aus kultureller Sicht sind wir Chinesen. Ich habe selber viele Cousins und Onkel in China, die ich nur einmal gesehen habe. Als Taiwaner bin ich kulturell also auch Chinese, aber politisch fühle ich mich nicht zugehörig. China versucht, Taiwan zu zwingen, Teil von China zu werden – was passieren könnte. Das wäre eine Katastrophe für alle: Für Taiwan, China und die umliegenden Länder. All diese Länder, Korea, Japan, Tailand, Indonesien haben sehr enge Beziehungen zu Taiwan.
ITR: Das könnte Probleme für die taiwanesische Industrie und auch für Ihre Firma bedeuten?
SJF: Ja natürlich. Denken Sie nur, wieviele Modems, PCs und Notebooks in Taiwan hergestellt werden. 50 Prozent der IT-Produkte wären betroffen. Das hätte Auswirkungen auf die ganze Welt. Ich persönlich glaube nicht an einen Krieg. Falls China unglücklicherweise eine falsche Enscheidung treffen würde und einen Krieg anfinge, würde China ein Taiwan integrieren, das komplet anders ist als China. Auch wenn Sie noch so viele Millionen Chinesen nach Taiwan senden würden, die könnten uns niemals kontrollieren. Ausserdem könnten Sie es sich nicht leisten. Wozu also ein Krieg?
Irgendwann werden sich die beiden Länder vereinigen, vielleicht in 50 oder 100 Jahren, aber nur wenn es keinen Krieg gibt. Wenn China Gewalt anwendet, wird es nie dazu kommen.
ITR: Taiwan ist sehr westlich orientiert und kapitalistisch. Da müsste sich doch vor einer Wiedervereinigung in China zuerst was ändern?
SJF: Taiwan trägt auch dazu bei. Taiwan hat in den letzten 15 Jahren etwa 100 Milliarden US-Dollar in China investiert. Diese ökonomische Beziehung ist nicht einfach aufzubrechen. Viele haben Verwandte in China, sprechen dieselbe Sprache und deshalb ist China ein wichtiger Markt für Taiwan. Auch für Zyxel. (mh)


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