Schweizer MSPS kritisch: «Microsoft überheblich und arrogant»


Artikel erschienen in IT Reseller 1999/09

   

Der Prozess gegen Microsoft nähert sich seinem Ende. In US-Resellerkreisen werden bereits heftig die Folgen einer möglichen Aufteilung von Microsoft in mehrere Firmen diskutiert. Wir finden diese Diskussion natürlich auch für die Schweizer Reseller, insbesondere die Microsoft Solution Provider (MSP) wichtig. Diskutiert wird vor allem, ob eine Aufspaltung von Microsoft zu einer Steigerung der Softwarekosten führen könnte.
In einer Studie befasst sich Stan Liebowitz, Professor an der Universität von Dallas, Texas mit dem möglichen Splitting von Microsoft. Laut der Studie müssten Software-Anbieter 30 Mia. Dollar mehr in Entwicklung, Marketing und Support investieren, um ihre Produkte den neuen Windows-Abkömmlingen – er nennt sie «Baby Bills» – anzupassen. Diese Kosten würden sich natürlich auf die Konsumenten übertragen.
IT Reseller wollte von den Schweizer Microsoft Solution Provider ihre Meinung wissen und startete deshalb eine Umfrage zu diesem Thema. Es haben zwar nicht alle geantwortet, dennoch sprechen die Resultate eine deutliche Sprache. Alle Antwortenden halten eine Aufteilung von Microsoft für möglich, mehr als die Hälfte würde es sogar persönlich begrüssen, wenn Microsoft die Monopolstellung verlieren würde. Die Hälfte der Antwortenden sieht keine Folgen für die eigene Firma, die andere Hälfte befürchtet vor allem mehr Aufwand wegen inkompatiblen Versionen, höhere Preise oder würde sich gar einen Wechsel auf andere Plattformen überdenken. Positiv wird von den MSPs insbesondere beurteilt, dass sie ihre Produktepalette überdenken und neu abstimmen müssten.
Wir wollten von den MSPs auch wissen, was ihnen an Microsoft besonders gefällt und was sie am meisten stört. Auf den ersten Blick scheinen sich die Antworten auf die beiden Fragen zu widersprechen. Gefällt doch neben Windows NT und den preisgünstigen und einfach zu handhabenden Produkten vor allem der Erfolg von Microsoft, den man auf ein sehr gutes Marketing zurückführt.
Aber genauso missfällt auch der Erfolg, stören sich doch die meisten Befragten an der Monopolstellung, der Überheblichkeit und Arroganz, die zumindest im Bereich Datenbanken und Betriebssysteme (infolge mangelnder Qualität und Betriebssicherheit) als absolut unbegründet erachtet werden. Der Erfolg von Microsoft wird also bewundert und verachtet zugleich. Zeigt sich doch an Microsoft besonders deutlich, wie wichtig für den Erfolg eines Unternehmens ein professionelles und selbstsicheres Marketing ist. Von Linux beispielsweise lässt sich Herr Gates – zumindest offiziell – überhaupt nicht beeindrucken. Mehr als die Hälfte der Befragten aber hält Linux für eine Bedrohung von Windows respektive Microsoft, einige sogar für eine Bereicherung! (mh)


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