Schrille Töne, Geld und CPUs

Intel ist nervös. Kein Wunder, denn das einstige Vorzeigekind steht unter dem Druck der Konkurrenz und der Aktionäre.

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/19

   

Der Speichertechnik-Entwickler Rambus verdient sein Geld mit der Lizenzierung von technischen Verfahren für DRAM und die Rambus-Speichertechnik. Neuerdings treibt das Unternehmen aber auch Lizenzgebühren für SDRAM- und DDR-SDRAM-Chips ein.
Hitachi, NEC, Oki und Toshiba haben sich mit Rambus aussergerichtlich geeinigt, andere wollen sich gerichtlich auseinandersetzen.
Zurzeit ist Rambus extrem erfolgreich: Im vierten Quartal 2000 warf die Firma 10,2 Mio. Dollar Gewinn ab. Das gesamte Geschäftsjahr schloss mit einem Gewinn von 21,5 Millionen Dollar – 146 Prozent mehr als im Vorjahr.
Doch jetzt wurde Rambus von eher unerwarteter Seite hart kritisiert. Intel-Chef Craig Barrett, der in der Vergangenheit auch nicht gerade zimperlich war, wenn es um Klagen gegen Konkurrenten und unbotmässige Lizenznehmer ging, klagte in der Financial Times: «Wir hatten gehofft, dass wir Partner einer Firma seien, die sich auf technische Innovation konzentriert. Jetzt stehen statt dessen die Versuche im Vordergrund, von anderen Firmen Gebühren einzutreiben.»

Frustration und Geldspritzen für Hersteller

Enttäuschung und Frust über die Pannen mit dem Rambus-Speicher sitzen tief. Barrett: «Wir haben alles auf Rambus gesetzt, doch es hat nicht funktioniert. Im Rückblick war es wohl ein Fehler, uns bei einer Technologie, die unsere Leistungsfähigkeit bestimmt, von einem anderen Unternehmen abhängig zu machen.»
Die Probleme der Intel-Produkte mit Rambus-Speicher begannen, als Intel zur Verschiebung des Starttermins und zur Änderung des Designs beim ersten Rambus-Chipsatz i820 gezwungen war. Es folgte der Bug in einem Umsetzerchip, der Intel zu einer teuren Umtauschaktion zwang. Zudem fanden die Kunden den Rambus-Speicher zu teuer und zu unflexibel. Intel zahlte Computerbauern Geld, wenn sie i840-Boards mit Rambus-Speicher in Workstations einbauten.
Auch beim neuen Pentium 4 will man jetzt auf diese Weise vorgehen. Bis Weihnachten bekommen die Hersteller für jeden verkauften P4-PC von Intel 70 Dollar zurück erstattet. Im ersten Quartal des nächsten Jahres beträgt der Zuschuss noch 60 Dollar.
Der Grosszügigkeit von Intel liegt vermutlich die Angst zugrunde, der Pentium 4 könnte zum Flop werden. Der neue Chip arbeitet derzeit nur mit Rambus-Speicher, da ein Abkommen Intel dazu verdammt, neue CPUs mit Rambus-Technologie auszustatten.
Für den Zeitpunkt, da die Vereinbarung mit Rambus ausläuft, taucht in der neuen Roadmap sofort ein SDRAM-Chipsatz für den Pentium 4 auf.

Ende Oktober fallen die Preise

Laut der Roadmap senkt der Prozessorhersteller am 29. Oktober zudem die Preise für sämtliche Chips. (vergl. Kasten). Laut Plan soll der Pentium 4 mit 1,4 GHz bereits ab 644 Dollar erhältlich sein. Die 1,5-GHz-Variante kostet 819 Dollar.
Der offizielle Start des Pentium III-Nachfolgers ist für November vorgesehen. Interessanter
dürften für die meisten Abnehmer die Preissenkungen bei den bisherigen Prozessoren sein. Die Preise für Pentium III und Celerons fallen um bis zu 36 Prozent. Zudem baut Intel das Angebot an Celeron-CPUs mit Taktraten von 733 und 766 MHz aus.

AMD zieht nach

Seine technische Überlegenheit muss AMD eigentlich nicht mehr gross demonstrieren: Der Duron mit 750 MHz hängt jeden Celeron ab und der 1,1 GHz-Athlon steht konkurrenzlos da, seit Intel den 1,13 GHz-Pentium III verschoben hat. Doch AMD baut seinen Vorsprung – wenn auch in kleinen Schritten – mit dem Duron 800 MHz und dem Athlon 1,2 GHz weiter aus. Die langsameren Athlons unter 850 MHz und Durons unter 700 MHz werden gar nicht mehr hergestellt.
Den Anschluss hält AMD auch im Preissektor, wo die Preise zum Teil noch üppiger als bei Intel gesenkt wurden. (fis)

Satter Quartalsgewinn

Im September hatte Intel mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung schockiert. Beim Umsatz haben sich die korrigierten Erwartungen bestätigt. Der Gesamtumsatz von 8,73 Milliarden Dollar bedeutet wohl gegenüber dem Vorjahresquartal einen Anstieg um gut 19 Prozent, entspricht aber gegenüber dem zweiten Geschäftsquartal den im September genannten fünf Prozent.
Der Gewinn jedoch stieg im dritten Quartal auf 2,5 Mrd. Dollar. Ohne Berücksichtigung der Akquisitionen wäre der Reingewinn gegenüber dem Vergleichsquartal 1999 gar um 52 Prozent auf 2,9 Mrd. Dollar gestiegen.
CEO Craig Barrett gibt sich wieder optimistisch: « Wir sind sehr zufrieden mit dem
rasanten Wachstum unseres Servergeschäftes sowie dem Rekordabsatz unserer Flash-Speicher. Auch die Netzwerkkomponenten übertrafen unsere Erwartungen.
Der mobile Pentium III, der Pentium 4, der in Pilotsystemen verfügbare Itanium sowie die kürzlich eingeführte XScale-Mikroarchitektur fanden in der Industrie eine grosse Resonanz. Für das vierte Quartal erwarten wir ein Rekordergebnis basierend auf einem Wachstum in allen Produktbereichen.»
Der Grund für den Zweckpessimismus vor der Bekanntgabe der Zahlen lag möglicherweise beim Rückkaufprogramm, das seit 1990 läuft. Intel hatte im dritten Quartal für eine Mia. Dollar einige Aktien erworben.


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