IBM: kaufe jetzt, bezahle morgen

Big Blue will für die Woche vom 31. Mai bis zum 4. Juni «den PC-Markt auf den Kopf stellen».

Artikel erschienen in IT Reseller 1999/10

   

Seit längerem munkelt man im Zusammenhang mit dem Jahr 2000 von einer grossen PC-Offensive IBMs auf dem Schweizer Markt. Nun ist die Katze aus dem Sack. Unter der Parole «Heute kaufen, im Jahr 2000 bezahlen» macht IBM allen KMU ein ziemlich gewagtes Finanzierungsangebot: Wer für mindestens 20’000 Franken PC-Produkte bezieht, kann die Ware in 10 Monatsraten abstottern, wobei die 1. Rate am 1.1.2000 fällig wird.
Mit seiner Offensive zielt IBM auf die KMU, die sich langsam aber sicher Sorgen über den Übergang ins Jahr 2000 machen, und will sie überzeugen, jetzt die ganze PC-Ausrüstung auf einen Schlag zu ersetzen. Die Aktion wird von massiver Werbung in Print-Medien und mit Radiospots begleitet. Zusätzlich setzt IBM dann in der Aktionswoche Telesales-Teams ein und spannt seine Distributoren und Händler mit in die Kampagne ein.

Das Angebot

Bestellvolumen bis 20’000 Franken: Der Endkunde muss seine ganze Bestellung vor dem 30. Juni 99 beziehen. Bezahlt wird in maximal 10 (!) Raten ab dem 1.1.2000.
Bestellvolumen bis 40’000 Franken: Die erste Rate wird per 1.3.2000 fällig, wenn die Ware bis zum 30. Juni bezogen ist oder per 1.1.2000, wenn die Ware bis zum 30. September 99 bezogen wird.
Bestellvolumen bis 80’000 Franken: Wenn die Ware bis zum 30. Juni 99 bezogen wird, ist die erste Rate erst am 1.5.2000 fällig, bei Bezug bis zum 30.9.99 muss mit der Bezahlung am 1.3.2000 begonnen werden.
Das Angebot ist nur für kleine und mittlere Unternehmen gültig und umfasst Desktop-PCs, IntelliStations, ThinkPads und die Netfinity-Server. Mit ähnlichen Angeboten für AS/400- und RS/6000-Maschinen will IBM dann aber auch die grösseren Firmen attackieren, verriet uns IBM-Mann Walter Münch.

So werden Reseller einbezogen

Münch hat dem IT Reseller offengelegt, wie Big Blue die Reseller in die Aktion einbeziehen will. Der Kunde kann IBMs «Global Finance»-Abteilung durchaus auch für Waren und Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die nicht von IBM selbst, sondern vom Reseller geliefert werden. Der Händler liefert also dem Kunden nicht nur IBM-PCs sondern gleich die ganze nötige Infrastruktur inklusive Drucker, Netzwerkinstallation etc. Kunden, die sich vom Angebot überzeugen lassen, können einen Voucher ausfüllen, der auch auf dem Web zu Verfügung stehen soll. IBMs Global Finance wird dann die Bonität des Kunden prüfen und den Auftrag freigeben.
Die Rechnung schickt der Händler nicht dem Kunden, sondern an IBM, die dann mit dem Kunden einen Finanzierungsvertrag abschliesst. Allerdings muss der Kunde Leistungen und Waren, die nicht von IBM kommen, natürlich zu normalen Konditionen finanzieren.

Eine Aktion zur Lagerräumung?

Verbreitete Reaktion auf die KMU-Offensive von IBM ist ungläubiges Staunen und dann eine Bemerkung im Stile von: «Die haben wohl zuviele PCs an Lager!» IBM selbst verneint solche Unterstellungen. Man wolle den KMU, die sich langsam aber sicher Gedanken über Jahr 2000-Massnahmen machen, die Gelegenheit bieten, ihre IT-Infrastruktur auf Vordermann zu bringen, ohne sich über die Finanzierung Sorgen zu machen. Tatsächlich ist das Angebot attraktiv – ob es allerdings angesichts weiterhin sinkender PC-Preise tatsächlich so verlockend ist, wie es auf den ersten Blick scheint, wird sich erst noch weisen müssen. Fraglich erscheint uns auch, ob sich die begehrten KMU innert einer Woche entscheiden werden, auf das IBM-Angebot einzugehen. Schliesslich zeichnen sich jene Firmen, deren Bosse bis jetzt gezögert haben, wegen Jahr 2000 etwas zu unternehmen, wohl nicht gerade durch übermässige Entschlusskraft aus.

Aktion Nr. 2: «In 15 Minuten ins Netz»

Mit insgesamt 100 Millionen Dollar allein für Europa will IBM zwei neue Pakete lancieren und damit die begehrten KMU umgarnen. Unter dem Motto «Teamwork im Internet» wird eine «schlüsselfertige Kommunikationslösung» angeboten. Das Paket umfasst entweder einen Netfinity NT-Server (3000er oder 5000er) zusammen mit der Small Business Suite für NT-Server und 10 Client-Lizenzen. Dazu gehört der Lotus Domino Mail-Server, die Lotus «Smart Suite Millenium» und die Spracherkennung Via Voice. Entscheidet sich der Kunde für einen AS/400- beziehungsweise einen RS/6000-Server, werden 30 Lizenzen von Domino 400 respektive Domino 6000 mitgeliefert. Zusätzlich gibt’s den «Sekoya E-Room» für Gruppenarbeiten und Hotline-Support und Schulungen per Web.

Der digitale Laden im Gesamtpaket

Für Firmen, die einen Web-Auftritt planen, bietet IBM ein Bundle seiner Hardware mit den eigenen E-Commerce-Lösungen an. Das Paket namens «Verkaufen im Internet» umfasst wahlweise einen Netfinity NT-Server oder einen AS/400- respektive einen RS/6000-Unix-Server.
Beigepackt ist die IBM Net.Commerce-Software inklusive Ladenbeispiele, Katalog-Tools und Werkzeuge für den Aufbau der Homepage und die Verwaltung von Produkt- und Kundendaten. Aufgebaut ist das Paket natürlich auf der IBM-eigenen Datenbank DB2 und dem Lotus Server «Go Web». Mit «CommercePoint eTill» sollen gesicherte Transaktionen nach dem SET-Protokoll garantiert werden. (hc)


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