Der auf CAD-Software spezialisierte, amerikanische Hersteller Autodesk musste im ersten Quartal 1999 einen Gewinneinbruch hinnehmen. Er wies noch einen Gewinn von einer Mio. Dollar aus. Das sind rund 72 Prozent weniger als in den ersten drei Monaten des letzten Jahres. Das Resultat entspricht etwa dem, was die Analysten erwartet hatten, nachdem Autodesk bereits im Vorfeld auf die ausserordentlichen finanziellen Belastungen hingewiesen hatte, die durch die Übernahme von Discreet Logic und den Aufkauf der Software «Visual Solutions» von MCI Powerhouse entstanden waren.
Als eine Ursache für die momentane Schwäche nennt das Unternehmen die Einführung von AutoCAD 2000. Viele Kunden hätten sich wegen des Release-Wechsels zurückgehalten. Darauf sei unter anderem zurückzuführen, dass der Umsatz in den ersten drei Monaten nur 194,9 Mio. Dollar betragen habe, gegenüber 222,9 Mio. im Vorjahr.
Dem stimmt auch Country Sales Manager Tony Ryser von Autodesk Schweiz in Pratteln zu, meint jedoch, wenn er seine eignen Zahlen anschaue, sei der Einbruch nicht so dramatisch: «In drei Monaten, wenn die auf der neuen Technologie beruhenden Branchenlösungen vorliegen, werden wir das wieder aufgefangen haben.»
Autodesk 2000 ist seit Mitte April erhältlich. Dafür, dass die Branchenlösungen etwas nachhinken, sieht Ryser zwei Gründe: Einerseits die im Augenblick eher verlangsamten Normierungsanstrengungen der IAI (International Alliance für Interoperability), die ermöglichen werden, dass zwischen verschiedenen Software-Lösungen nicht nur Layers und Verktorangaben, sondern auch «intelligente Daten» ausgetauscht werden können.
Anderseits hat Autodesk ihre Marketingstrategien in den letzten Jahren umgestellt. Wurde bisher noch das Paradepferd der Firma, AutoCAD, weitgehend horizontal vermarktet, werden nun für jedes Gebiet, wie sich Ryser ausdrückt, «State-of-the-Art-Technologien» angeboten: «Die Bedürfnisse im Maschinenbau, wo wir momentan zwei auf Autodesk-Technologie basierende Lösungen anbieten, sind anders, als etwa in der Vermessungstechnik, wo wir über drei Branchenprodukte verfügen. Im Multimediabereich (zwei Produkte) stellen sich die Anforderungen wiederum anders als im Bauwesen. Und selbst dort haben die Architekten, die etwa 30 Prozent der Kunden ausmachen, andere Ansprüche als der Sektor Heizung, Lüftung, Klima oder der Fassadenbau.»
Gerade in der Schweiz aber sei die Philosophie von Autodesk schnell übernommen und die Technologie akzeptiert worden, meint Ryser. Deshalb sehe er in der gegenwärtigen Situation, zumindest soweit es die Schweiz betreffe, auch eine Bestätigung dafür, dass Autodesk «den Nerv des Marktes getroffen habe und die Technologien übernommen werden». «Natürlich», fügt er bei, «ist dies die lokale Sicht, ohne Berücksichtigung von Währungsschwankungen oder der Probleme der internationalen Finanzmärkte.» (fis)