Mit «In Design» will
Adobe im Publishing-Bereich endlich gegen Quark bestehen können. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten und ist davon abhängig, wieviele Dritt-Hersteller auf den Zug aufspringen und nützliche Zusätze lieferen. Immerhin meldet Adobe-Schweiz-Chef Alexandre Salzmann erste Erfolge und «grosses Interesse» im Design-Bereich.
Bleibt der Pagemaker, mit dem Adobe jahrelang und ohne durchschlagenden Erfolg gegen den Marktführer angekämpft hat. Soll die Software, in die doch über die Jahre hinweg einiges investiert wurde, vom Markt genommen werden oder will man einen neuen Käufer- und Resellerkreis dafür gewinnen? Adobe hat sich für letzteres entschieden und will den Pagemaker nun im Business-Bereich neu positionieren. Kein leichtes Unterfangen, denn gegen das Layout-Programm sprechen für den Geschäfts-Bereich doch einige Argumente: Der Pagemaker ist komplex und für diesen Bereich relativ teuer. Ausserdem ist Adobe im Business-Bereich sowohl für Endkunden wie auch Reseller ein «exotischer» Hersteller.
Mit Templates in den In-House-Publishing-Sektor
Alexandre Salzmann will von diesen Argumenten gar nichts wissen und führt einige gute Gründe ins Feld, warum er vom Pagemaker noch einiges erwartet. Es gehe nicht darum, dass der Pagemaker jetzt zur Massensoftware werde. Salzmann: «Der Zielmarkt ist neu das ‘Business-Publishing’, also Leute, die vielleicht keine grafische Ausbildung haben, aber innerhalb einer Firma mit Gestalten und Entwerfen zu tun haben. Das können Inhouse-Werbeabteilungen oder Kommunikationsabteilungen sein, die Entwürfe und Newsletter mit einem professionellen oder semiprofessionellen Anspruch machen müssen. Wir gehen nicht davon aus, dass wir jetzt zehntausende Kopien in der Schweiz verkaufen werden. Aber einige Tausend dürfen es schon werden.»
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde der Pagemaker mit einigen hundert Templates aufgemotzt und mit Import-Filtern für MS-Word 97 unter Windows versehen. Ausserdem soll die Oberfläche unter Windows office-like aussehen und den Usern den Einstieg erleichtern. Umsteigern vom nicht eben erfolgreichen MS Publisher wird ein Importfilter angeboten. Funktioniert dieser allerdings so mangelhaft wie derjenige für Xpress, wird er keine grosse Hilfe sein.
Wer Acrobat implementiert, soll auch Pagemaker verkaufen
Acrobat ist im Corporate-Publishing und im Documentmanagement seit längerem ein Thema. Fast alle Handbücher, Datenblätter, Produkteübersichten aber auch Geschäftsberichte werden heute in der Industrie auch im PDF-Format auf dem Web angeboten. Salzmann setzt nun darauf, dass sich grosse und kleine Systemintegratoren für den Pagemaker einsetzen könnten. Und hat ein gutes Argument: «Diese Reseller, die zum Beispiel auch ein Office verkaufen, sind froh um uns, denn mit
Adobe kann man noch etwas verdienen. Die Leute können sich differenzieren, wenn sie Adobe-Know-how aufbauen.» Bei einem Richtpreis von 1200 Franken pro Pagemaker-Paket und ca. 2250 Franken für die ganze Publishing-Collection bleibt tatsächlich der eine oder andere Franken hängen.
Der grosse Renner im Massen-Businessmarkt wird der Pagemaker also nicht werden. Doch für Reseller ist das Paket nicht gestorben, zumal Adobe das Layout-Tool mit Direktmarketing an Acrobat-Kunden bewirbt. Bleibt die Frage, ob der Hersteller den Pagemaker tatsächlich langfristig weiter unterstützen wird und in Richtung Business-Publishing erweitern wird. Ein Tool zum einfachen und schnellen Erstellen von professionellen Business-Charts und ein vernünftiger Tabellengenerator würde dem «neuen» Pagemaker zum Beispiel sehr gut anstehen.
Entlassungen trotz guten Resultaten
Adobe hat für das zweite Quartal im Geschäftsjahr 99 bessere Resultate als erwartet angekündigt. Der Umsatz soll etwa 245 Mio. Dollar betragen. In Zukunft will man den Umsatz jährlich um 15 Prozent steigern und eine Umsatzrendite von 25 Prozent vor Steuern erwirtschaften. Der Publishing-Spezialist will – wie so viele andere auch – noch mehr in Richtung E-Business gehen und kündigt bereits jetzt eine Initiative für den Herbst an. Im Laufe des Jahres will
Adobe eine tiefgreifende Reorganisation durchführen und ca. 250 Stellen streichen, davon gegen 100 ausserhalb der USA. Die Europazentrale in Edinburg, Schottland soll geschlossen werden. Das so gesparte Geld will Adobe in Marketing und in die Orientierung Richtung Internet stecken. CEO John Warnock meinte: «Wir reorganisieren aus einer Position der Stärke. Die Änderungen werden Adobes Managmentmodell verbessern und die Firma für den nächsten Wachstumsschub fit machen.» (hc)