Die IBM-Tochter Lotus wird das Server-Betriebssystem Netware von
Novell definitiv nicht mehr unterstützen. Das sagte Lotus-Chef Jeff Papows kürzlich in einer Internet-Diskussionsrunde in aller Deutlichkeit: «Die Welt, in der wir leben, hat sich in den letzen Jahren verändert. Die schwindenden Marktanteile von Netware und unsere Einschätzung der Zukunftsaussichten für dieses Betriebssystems in Unternehmensanwendungen sind der Grund dafür, dass wir Domino für Netware nicht wieder aufleben lassen wollen» und ironisch fügte er bei, «genauso wenig wie für OS/2 oder COBOL.» Auf die insistierende Frage, ob dieser Entscheid nicht ein Fehler sei, meinte er: «Bestimmt nicht. Wir trafen in Bezug auf Netware eine rein geschäftliche Entscheidung, und ich bin überzeugt, dass sie sich als richtig erweisen wird.»
Was Papows damit meint, ist klar: Lotus glaubt trotz der positiven Besprechungen von Netware 5 und der Verzögerung von Windows 2000 nicht an eine Zukunft des Novell-Betriebssystems. Das Unternehmen wittert ganz andere Zukunftschancen. Papows: «Bis Ende Jahr werden wir ein Linux-basierendes Domino auf den Markt bringen. Aufrund des grossen Interesses können wir gar nicht anders. Und es wird in dieser Orwell’schen Welt, in der wir heute leben, mit praktisch nur einem einzigen Desktop-Betriebssystem eine echte Alternative abgeben. Natürlich werden auch weiterhin die Windows und NT-Versionen an der Spitze stehen, doch die Linux-Version kommt, wie gesagt, Ende Jahr und weitere werden folgen, sobald es der Markt verlangt.»
Auf die Frage, welche Lösungen Lotus in fünf Jahren bieten werde, meinte Papows: «In unserer Industrie ist das eine lange Frist. Wir werden alles unterstützen, was Knowledge-Management-Kunden wünschen, ob es kommerzielle Anwender sind oder Regierungsämter, mit welchem Netzwerk und welcher Hardware sie auch immer arbeiten.» Ausser sie benutzen weiterhin Netware… (fis)