Jedem sein Zubehör

Die Trends im Zubehör-Bereich sind ein schwer überschaubares Sammelsurium aus Kompromissen, Nutzungsverhalten und individuellen Bedürfnissen. Storage und Sicherheit sind auch hier Trendthemen. Die veränderte Nutzung ist für den Handel eine Chance, mit individueller Beratung und passendem Zubehör zu glänzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2009/10

     

Die Grenzen zwischen Zubehör, Peripheriegeräten und Komponenten verlaufen fein und verschieben sich je nach Hersteller und Anwendung. Selbst in Sachen Kategorie und Einsatzzweck sind Geräte kaum schlüssig nur einem Bereich zuzuordnen. Trends im Zubehör-Bereich sind ein schwer überschaubares Sammelsurium aus Kompromissen, Nutzungsverhalten und individuellen Bedürfnissen. Die veränderte Nutzung von Geräten kann neue Geschäftsfelder für den Zubehör-Handel eröffnen - um nachzurüsten ohne abzulösen.


Der Nutzer wird seitens der Hersteller öfters zur Nachrüstung gezwungen, wenn zu viele Schnittstellen weggelassen respektive wegrationalisiert werden. Beim Kauf von Geräten lässt sich nicht erahnen, welche Schnittstellen später einmal wichtig werden.

Wachstum der externen Laufwerke

Mit dem Boom der Netbooks und eher spartanisch ausgerüsteten, aber flachen Subnotebooks erfahren die externen DVD-Laufwerke eine weit höhere Nachfrage, da sich nur die wenigsten Programme und noch weniger Betriebssysteme über das Wechselmedium USB-Stick installieren und betreiben lassen. Auch externe Festplatten profitieren von der gestiegenen Mobilität in Kombination mit höheren Datenmengen, da sie für Backups und erweiterten Speicher aufgrund ihres attraktiven Preises pro Gigabyte bevorzugt werden. Alternativ sind USB-Sata-Adapter der Renner beim vor allem für Zubehör-Vertrieb und -Herstellung bekannten Unternehmen Pearl. Damit lassen sich interne Festplatten extern per Kabel-Adapter anschliessen. «Auch USB-Hubs mit einzeln abschaltbaren Ports sind sehr gefragt, um Notebooks zu erweitern und nur so viel Akkustrom wie benötigt zu nutzen», sagt Pearl-Händlerbetreuerin Ursula Hermann gegenüber IT Reseller.


Die Kabel- und Adapter-Händler reiben sich die Hände über die vermehrte Anwendung des neuen Display-Port-Anschlusses. Der Verbindungsstandard Displayport ist der neue universelle Verbindungsstandard für die Übertragung von Bild- und Ton­signalen. Dahinter stehen rund 100 Firmen. Entwickelt wurde die Schnittstelle unter anderem von AMD, Intel und Nvidia sowie HP, Dell, Lenovo
und Samsung. ­Besonders für kleine Geräte eignet sich der Nachfolge-Standardanschluss des viermal so grossen DVI-Ports und befindet sich bereits in neuen Geräten aller grossen Hersteller von Rechnern und Bildausgabe-Komponenten wie Grafikkarten und auch Monitoren.

Dauertrend Nachrüsten

Standards verändern sich und stellen Händler wie Konsumenten vor die Qual der Wahl. Abhilfe schafft das passende Zubehör. So sind im Netzwerkbereich die eigentlich überflüssig gewordenen USB-W-Lan-Sticks immer noch relativ erfolgreich, obwohl seit fast zwei Jahren so gut wie alle tragbaren Rechner W-Lan eingebaut haben. Marc Gabriel von Ingram Micro bestätigt den anhaltenden Trend: «W-Lan-Sticks verkaufen sich weiterhin gut, um die vielen Geräte mit Wireless-G-Standard für das modernere und schnellere Wireless-N aufzurüsten.»


Meist werden die W-Lan-Sticks in Kombination mit neuen W-Lan-Routern und -Modems den Kunden untergejubelt. Gabriel sieht jedoch auch konkreten Nutzen, zum Beispiel um Desktops an das kabellose Netzwerk anzubinden, da die allermeisten Desktops ohne W-Lan-Adapter vertrieben werden. Wireless-N kann trotz Draft-2.0-Status, einem Entwurf des noch nicht vollendeten Standards, ein stetes und gutes Wachstum verzeichnen. Doch Wireless-N erreicht laut Gabriel noch nicht das gleiche Volumen wie Wireless-G. «Für G spricht ein attraktiver Preis und der fehlende Standard von N, der die wenigen Firmenkunden noch abschreckt», so Gabriel.

Hersteller blockt Fremdanbieter

Bei klassischen Netzwerk-Spezialisten wie Deltanet findet man Zubehör vorallem als Marketinginstrument. «Zubehör bieten wir in Form von PBX-to-Ethernet-Adaptern an, sogenannten Mini-GBIC-Transceiver», sagt Deltanet-Geschäftsleitungsmitglied Thomas Spuhler gegenüber IT Reseller. «Es sind die einzigen Produkte, die wir aktiv im Internet bewerben und verkaufen. Sie dienen als Köder, um Kunden anzulocken. Die gleichen Kunden wollen später aufrüsten. Dann kommen sie hoffentlich zu uns oder wir sprechen sie bei Interesse auch aktiv an.»


Trotz teilweisem Marketingnutzen ist das Geschäft mit den Adaptern für Deltanet kostendeckend. «Die Adapter sind grundsätzlich mit allen Geräten kompatibel und entsprechen qualitativ den Originalen, dennoch blocken sie einige Hersteller ab», so Spuhler. «Grosse Anbieter wie beispielsweise Cisco wollen lieber ihr eigenes, meist doppelt so teures Zubehör verkaufen. Technisch unterscheiden sie sich aber nur in einem versteckt integrierten Code, der die eigene Herkunft verrät und die Funktion freigibt.» Es sind aber nicht alle Geräte davon betroffen und damit eher Ausnahmen», so Spuhler. Der Kunde müsse es ausprobieren, im schlimmsten Falle nehme Deltanet die Adapter wieder zurück.

Server-Racks gegen Ausfallrisiko

Im Serverbereich gehen mit dem ­Linux- und Virtualisierungstrend auch Zubehörtrends einher. So liefert beispielsweise das Server-Unternehmen Thomas Krenn vermehrt auf Linux spezialisierte Speicher-Controller von 3Ware aus. «Deren Controller gelten seit Jahren als das Nonplusultra für Linux-Systeme», sagt Technical Support Manager Sebastian Cornely von Thomas Krenn.


Das auf Schrank-Systeme spezialisierte Unternehmen Rittal liefert vermehrt Racks für hitzegeplagte Server aus. «Die aktuelle Kühlleistungsgrenze pro Rack liegt bei 5 bis 8 Kilowatt. Höhere Auslastung durch Virtualisierung kann Server über ihre thermischen Grenzen treiben», sagt Rittal Product Manager Dirk Martens zu IT Reseller. Gut drei Prozent der Infoweek-Umfrageteilnehmer sehen das Hauptproblem des Virtualisierens im erhöhten Ausfallrisiko. Rittal hat dazu eigene Schränke mit modularem Kühlsystem gebaut. «Racks können mit bis zu acht Kühleinheiten modular angepasst werden, um die Ausfallsicherheit zu erhöhen», sagt Martens. Stark nachgefragt sind auch USV-Anlagen, die Spannungsschwankungen ausgleichen und konstant 250 Volt liefern. Dies erhöht die Energieeffizienz.

Zugangssicherheit im Firmennetz

Ein grosser Trend für Firmennetzwerke sind Authentifizierungslösungen. Vasco spielt als grösster Anbieter sein Wissen und sein Angebot aus dem Bankensektor in einem breiten Markt aus und verfeinerte es, um speziell Firmen-Applikationen wie Salesforce oder Firmenzugänge über VPN stärker als mit konventioneller Nutzer- und Passwort-Eingabe zu schützen.

Der Nutzer muss zusätzlich einen Code eingeben, den nur sein Client-Dongle und der Server kennen. «Die Lösungen lohnen sich schon ab fünf Nutzern und sind sehr gefragt», sagt Urs Fink von Boll Engineering, und erklärt gegenüber IT Reseller weiter: «Jeder zweite unserer Kunden, der
eine Appliance für Unified-Thread-Management will, kauft die Authentifizierungslösungen dazu. Sie gehören bei uns schon fast zur Grundausstattung.»

Notebook-Akkus weniger gefragt

Ein Trend im Zubehör-Geschäft betrifft Akkus von Notebooks. Weil die Leistungsfähigkeit der Lithium-Ionen-Akkus in den letzten Jahren stark zunahm, brach die Nachfrage nach Zweit- und Zusatzakkus zusammen. «Vor zwei Jahren hat noch jeder zweite Kunde einen zweiten oder stärkeren Akku zum Notebook dazugekauft. Heute fragt nur noch jeder zehnte ­danach», sagt Andreas Bökemeyer, Gruppenleiter Vertrieb von Wortmann, gegenüber IT Reseller.

Effizientere Note­book-Prozessoren, Komponenten und Energiespar-Funk­tionen haben dazu beigetragen, die Laufzeit zu erhöhen und damit ­Zusatzgewicht und -Leistung von Zweitakkus überflüssig zu machen. Das Ersatzgeschäft mit Notebook-Akkus ist zurückgegangen, da mit neuen Akkus die Zuverlässigkeit stieg.


«Die Akkus der heutigen Notebooks halten bei sachgemässer Nutzung über die Garantie von zwei Jahren hinaus. Nur wer den Akku ständig drin lässt, auch bei Netzbetrieb, braucht schon nach eineinhalb Jahren einen Ersatz», so Bökemeyer. (Marco Rohner)


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