Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft. Das zeigt die aktuelle Situation sehr deutlich. Wer weiss, wie schlimm es um die Zukunft tatsächlich steht, ist eher in der Lage, zu agieren, als jemand, der am Abgrund steht, ohne den Boden zu sehen. Nicht zufälligerweise forderte bereits im Januar der Nobelpreisträger Paul Krugman, die von ihm als «Zombie-Banken» bezeichneten, von Steuergeld gestützten Banken endlich zu verstaatlichen. «Sie sind mittlerweile total von Staatsgeldern abhängig, aber niemand will das anerkennen und die offensichtlichen Konsequenzen daraus ziehen», schrieb er in der «New York Times».
Der Beweggrund hinter dieser Vorderung ist klar: Mit jeder weiteren Geldspritze, die in den besorgniserregenden Bilanzen der Banken versickert, wächst das Misstrauen gegenüber der Finanzindustrie und das drückt auf die Investitionsbereitschaft. Das bekommt zunehmend auch die IT-Industrie zu spüren: «Die Finanzkrise zeigt nun deutlich negative Spuren bei den geplanten Ausrüstungsinvestitionen der Wirtschaft, dies hat direkten Einfluss auch auf die Investitionen und Ausgaben für ICT. Zunehmend werden Projekte verschoben und laufende Verträge überprüft und allenfalls neu verhandelt», beschreibt Philipp Ziegler, Geschäftsführer des Schaffhauser Marktforschungs- und Beratungsunternehmens MSM Research, die Situation.
Verspätungen im Projektfahrplan
Artikel erschienen in
Swiss IT Reseller 2009/06
– Seite 1
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30. März 2009 -
Die Wirtschaftskrise erreicht mittlerweile auch den Markt für Business-Software. Zwar ist das Bedürfnis nach zeitgemässen Software-Lösungen nach wie vor gross, doch viele Unternehmen sind vorsichtiger geworden. Projekt-Einheiten werden kleiner oder auf die lange Bank geschoben.

Projekte verzögern sich
Dass Unternehmen in unsicheren Zeiten dazu tendieren, ihr Bargeld zusammenzuhalten, zeigen auch die anlässlich einer nicht repräsentativen Umfrage von IT Reseller gemachten Aussagen von 20 Schweizer IT-Dienstleistern. «Die Kostensensitivität seitens der Kunden nimmt zu», sagt beispielsweise Eckhard Baschek, Direktor Marketing & Communications bei CSC Switzerland. Die Notwendigkeit für IT-Investitionen sei zwar vielerorts gegeben, allerdings fielen die Entscheide seitens der Verwaltungsräte sehr zögerlich aus, fügt Bytics-Geschäftsführer Pascal Eltschinger an. Das ist ein Punkt, den viele der Befragten bestätigen. «Die Planungsunsicherheit bei den Kunden ist gross», beschreibt ein Geschäftsleitungsmitglied eines mittelständischen Dienstleisters, der nicht genannt werden möchte, die Situation. Wird ein Projekt dennoch aufgegleist, fallen die einzelnen Projekt-Einheiten laut mehreren Aussagen deutlich kleiner aus als bisher. «Projekte werden verschoben oder redimensioniert», sagt Marc Werlen, Head Marketing & Communication bei Netcetera. Ins gleiche Horn stösst auch Oliver Baur, CEO von Columbus IT Partner.