SaaS kommt — aber wann?

In Sachen «Software as a Service» sind die Meinungen der Dienstleister geteilt. Dass der Markt wächst, ist klar – doch wann lohnt sich der Einstieg?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2007/18

     

Die Akzeptanz für SaaS-Produkte (Software as a Service) im BusinessSoftware-Bereich nimmt zu. Damit sich dieses Vertriebssystem rechnet, bei dem viele Kunden Software via Internet von einer einzigen Plattform beziehen, muss eine grosse Nachfrage vorhanden sein.
«Wir sehen noch keinen grossen Bedarf nach SaaS-Produkten», sagt René Lüscher von der Crealogix-Lösungstochter Circon. «Deshalb verzichten wir bis auf weiteres auf solche Angebote.» Seine Firma bediene mehrheitlich grössere Kunden, die Wert auf individuelle Lösungen legen, so die Begründung. Dass dieses Prinzip im CRM-Bereich Sinn mache, könne er sich aber durchaus vorstellen. Lüscher: «Wir werden den Markt im Auge behalten und gegebenenfalls reagieren.»
Das Mietmodell ist in der Tat schon lange im Gespräch, konnte sich wegen verschiedenster Bedenken (Verbindungsqualität, externe Datenlagerung usw.) bisher aber nicht richtig durchsetzen.
«Wir haben gedacht, dass sich dieses Modell schneller verbreiten würde», meint dagegen Edwin Meier, Leiter Organisation und Integration beim Dienstleister RedIT. Deshalb investierte man viel Geld in eine entsprechende Infrastruktur – insbesondere für die hauseigene Treuhandsoftware Pebe. «Jetzt sehen wir langsam Licht am Horizont, für 2008 haben wir im SaaS-Geschäft erstmals schwarze Zahlen bilanziert.»
Noch begeistern sich in erster Linie kleinere Firmen für das Angebot, die Beträge pro Firma sind entsprechend gering. «Erstaunlicherweise sind es vor allem Juristen und Treuhänder, die keine Bedenken gegenüber Mietsoftware zu haben scheinen», so Meier. Das Problem des Modells liege aber nicht nur in den Bedenken seitens der Kunden. «Ein Verkäufer verkauft halt lieber die Software, am besten noch zusammen mit der Hardware, als dass er ein günstiges Mietprodukt empfielt.» Am Ende komme es schon zu einer gewissen Kanibalisierung innerhalb der Firma, und auch die Ankündigung seitens Microsoft, Mietlösungen selber anzubieten, müsse man ernst nehmen, so Meier.
Solange es kein Komplettpaket gebe und die Schnittstellen zwischen den einzelnen SaaS-Lösungen ein Problem darstellen, werde dieser Markt nicht sonderlich gross, ist Christian Speck, Geschäftsleitungsmitglied von Steffen Informatik überzeugt. «Es wird schon seit 2000 darüber geredet, passiert ist aber noch nicht viel.» Eine Software zu implementieren sei nicht das Problem: «Aber die Prozesse der Kunden richtig abzubilden, ist mit gemieteter Software problematisch», so Speck.
Hohe Erwartungen an den Einstieg der grossen Anbieter hat dagegen der Dienstleister und SAP-Partner AC-Service. «Bis dato decken On-Demand-Lösungen nur Teilbereiche wie CRM ab», so Vorstandssprecher Lars Landwehrkamp. «Mit dem Einstieg von SAP wird sich das grundlegend ändern.» AC ist seit zwei Jahren an der Entwicklung der Markteinführungsstrategie von SAP Business By Design beteiligt und erhofft sich dadurch bei der europäischen Markteinführung nächstes Jahr eine gute Ausgangslage. «Hinzu kommt, dass es im deutschsprachigen Raum schätzungsweise 12’000 Unternehmen gibt, die keinen Massanzug brauchen, und mit einem Anzug von der Stange, sprich einer SaaS-Lösung, bestens bedient sind.» (mag)


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