Was Schweizer CIOs beschäftigt

ITReseller diskutierte die Ergebnisse der Studie «IT-Trends und IT-Governance in der Schweiz» mit Avanade-Schweiz-Chef Volkmar Eich. Die IT-Chefs der Schweizer Unternehmen sind bereit, wieder mehr Geld locker zu machen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2006/07

     

Eine von Accenture und Avenade durchgeführte Befragung der grössten Schweizer Unternehmen gibt ein Bild davon, was Schweizer CIOs bewegt. Erste Priorität hat, wen wundert’s, die Sicherheit. «Security wird zunehmend verinnerlicht», kommentiert Vokmar Eich (Bild), Country Manager Avanade Schweiz, im Gespräch mit ITReseller. «Die Unternehmen haben gemerkt, dass es sich dabei um einen kontinuierlichen Prozess handelt, der ständig weiter verfolgt werden muss.» Ähnliche Wichtigkeit wird der Effizienz der IT zugeschrieben. Oberstes Gebot für Schweizer CIOs ist ganz offensichtlich die reibungslose Abwicklung des Tagesgeschäfts.

Kostendrücken bringt es nicht

Das Thema Kostenmanagement folgt dieses Jahr erst an dritter Stelle. Die IT-Budgets bleiben zwar weiterhin eng. Dennoch: Während gut 37 Prozent der Befragten Budgets in der Höhe des Vorjahres erwarten, rechnen immerhin rund 27 Prozent mit höheren Ausgaben. «2005 wurde noch extrem pessimistisch budgetiert», meint Eich. «Im Lauf des Jahres wurde aber ein Teil der Budgets nachträglich erhöht. Das weist dar­auf hin, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass Kostendrückerei allein kein Erfolgsfaktor ist. Die einfach zu pflückenden Früchte sind mittlerweile eingebracht. Ein Return of Investment im einstelligen Monatsbereich ist kaum mehr möglich.»
Auf der Einkaufsliste steht heuer für die meisten Befragten Server-Hardware. Der Grund dürfte bei den zu Ende gehenden Lebenszyklen liegen. «Es gibt aber auch die Bereitschaft vieler Unternehmen, neue Themen anzugehen, die sich mit der alten Hardware nicht mehr realisieren lassen», betont Eich. Dazu gehören laut der Umfrage Business Intelligence, Portale, ERP und Enterprise Integration.

IT und Business

90 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass in ihrem Unternehmen die IT gut mit den Geschäftsprozessen verknüpft ist. Schaut man allerdings etwas genauer hin, sieht man, dass nur gerade in jedem fünften Unternehmen die festgesetzten Ziele und Strategien regelmässig von einer neutralen Stelle überprüft werden. Auch Service Level Agreements (SLA) zwischen der IT- und den Fachabteilungen sind keineswegs selbstverständlich. Und in über einem Drittel aller Unternehmen beklagen die CIOs, dass niemand in der Geschäftsführung über praktische IT-Erfahrung verfügt.
Eich: «In diesen Antworten spiegelt sich, wie die IT im Unternehmen gesehen wird – als reiner Kostenfaktor oder auch als Treiber für neue Business-Möglichkeiten.» Seine Forderung: «IT-Abteilungen und Management müssen sich die Bälle gegenseitig zuspielen. Es geht nicht mehr nur darum, Lösungen adäquat umsetzen, sondern auch auf mögliche Geschäftschancen hinzuweisen.»
Ein gibt allerdings zu, dass es so nicht einfach ist, passende Kriterien zu finden. Es gelte, über Kosten und Anzahl Mitarbeiter hinaus auch Ursachen von Verzögerungen, die Produktivität der Teams, Dauer und Ursachen eines Projektstillstandes oder die Nutzung der Ressourcen in messbare Grössen zu fassen. «Um den betrieblichen Ablauf nicht unnötig zu belasten, können Daten auch automatisch am Helpdesk und aus Zugriffs- und Nutzungsprofilen erhoben werden», schlägt er vor.

Software-Einsatz

Bei der in Betracht gezogenen Software hat Microsoft den Vorsprung auf volle 90 Prozent ausgebaut. Eich gibt zu, dass diese Dominanz auch damit zu tun hat, dass deren Microsoft-Office-Produkte fast omnipräsent sind. Eine Rolle mag zudem spielen, dass Avanade auf Microsoft-Technologie spezialisiert ist und für die Studie vorwiegend eigene Kunden befragt wurden. Aber es sei klar, betont er, dass Microsoft zunehmend auch als Anbieter für Portale, Collaboration und Entwicklungswerkzeuge wahrgenommen werde, Gebiete, die für CIOs im Vordergrund stünden.
Dass Google von einem Viertel der Befragten genannt wird, hat dann allerdings auch Eich überrascht. Google hat zwar eine Anwendung für die professionelle Suche in Unternehmensdaten auf den Markt gebracht. Einen flächendeckenden, kontrollierten Einsatz hätte er aber bisher noch nicht gesehen, meint Eich «Hier mag sich Wünschbares und konkret Realisiertes in den Antworten vermischt haben. Es zeigt aber immerhin, dass Google als Player im Unternehmensbereich wahrgenommen wird.»

Offshoring ist kein Thema

Einige CIOs mehr als im vergangenen Jahr sind der Überzeugung, mit Individualsoftware eher als mit Standardprodukten Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Das gilt weniger für das Backoffice, im Frontend jedoch setzen 45,5 Prozent auf individuelle Lösungen. Wie Eich vermutet, möglicherweise um mit einer Speziallösung die Bedürfnisse der Mitarbeiter besser abzudecken. Für mobile Business-Lösungen sind individuelle Frontends ebenfalls en vogue.
Kein Thema hingegen ist Off- und Nearshoring. Das verwundert ein wenig, doch andere Umfragen bestätigen diese Schweizer Eigenheit. Eich erklärt sie sich damit, dass wohl die ersten Versuche eher ernüchternd verliefen. Zudem sprächen manche
Eigenheiten des Schweizer Marktes dagegen. Die Ablehnung betreffe aber nicht das Thema Outsourcing. «Ich glaube auch nicht, dass Offshoring dauerhaft aus den Traktanden fällt. Dazu ist der internationale Druck zu gross. Mittelfristig wird sich die
Situation wohl dahin entwickeln, dass ein Teil offshore und ein anderer lokal gehandhabt wird.»

Die Studie

Die Beratungsunternehmen Avenade und Accenture führten ihre jährliche Umfrage zu «IT-Trends und IT-Governance in der Schweiz» 2006 bereits zum zweiten Mal durch. Angefragt wurden die CIOs der 150 grössten Schweizer Unternehmen. Geantwortet haben 67. Die Studie kann bei www.avanade.com/ch und bei www.accenture.com/Countries/Switzerland heruntergeladen werden.


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