Der MBO des Schweizer Privatkunden- und unteren KMU-Segments von Cable & Wireless ist vollzogen, per 1. Juli übernimmt der frühere Agri-Chef Guido Honegger mit seiner neu gegründeten Webkurier /
Green.ch den Teil der Kunden, die C&W verschmäht: Im Rahmen einer globalen Strategie wird C&W den Bereich «Residentials and Small Business» abstossen, um die Privatkunden und das untere KMU-Segment sollen sich wieder unabhängige lokale Provider bemühen.
C&W wird in der Schweiz ca. 100 Stellen abbauen, Green.ch übernimmt davon insgesamt 56 Leute. Der Mega-Carrier hat offenbar die Gelegenheit der Stunde genutzt, die Personalstruktur gründlich durchzukämmen: Plötzlich werden die restlichen 44 der 100 entlassenen Mitarbeiter nirgends mehr gebraucht. C&W hat somit in der Schweiz noch 140 Leute auf der Lohnliste.
Die neue Firma Green.ch setzt sich zusammen aus der Green Production AG in Winterthur (die ehemalige Agri-Webfactory, 15 Leute), der Green Connection AG (Elektroinstallationen, Telematik, Outsourcing z.B. für den Bauernverband, 15 Leute) und der Green Webkurier AG (Kernbusiness Dial-in und Domains, 26 Leute) in Brugg. Guido Honegger stand IT Reseller für ein kurzes Gespräch zur Verfügung.
IT Reseller: Wie wollen Sie es schaffen, mit Privat- und Kleinkunden ein provitables Geschäft aufzuziehen?
Guido Honegger: Das ganze ist eine System- respektive Prozessfrage. Das System von C&W ist auf grosse Kunden zugeschnitten. Wenn ein Kunde wie beispielsweise die CS anruft und ein Problem hat mit einem Frame Relay, dann ist das was anderes, als wenn ein Domainkunde sein Passwort verloren hat.
ITR: Jeder Support läuft doch über ein Callcenter. Ich kann mir den Unterschied nicht vorstellen.
GH: Wenn bei C&W ein Kunde anruft, dann löst das einen Prozess aus, in den vier bis sechs Leute involviert sind. Das bringt im Kleinkundengeschäft nichts. Wir gehen mit einem anderen System dahinter. Alles wird wieder viel einfacher. Die Kunden haben genug davon, am Telefon Endlosbänder zu hören und sich mit Tastenklicks durchzuhangeln. Kleine ISPs, wie es Agri einmal war, gibt es kaum mehr. Entweder musste ein Kleinkunde zur
Swisscom oder einer C&W, oder dann zu einem «Garagen-Shop» um die Ecke.
ITR: Was sieht es mit ASP-Dienstleistungen aus? C&W kündigte doch schon vor langer Zeit an, Dienste um Software von
Microsoft und Axapta für KMUs anzubieten.
GH: Das ASP-Modell wurde von C&W wieder verworfen. Jetzt will man nur noch Application Infrastructure Provider (AIP) sein, d.h. Räumlichkeiten und «Schläuche» für ASPs zur Verfügung stellen.
ITR: Wird Green.ch ASP-Services
anbieten?
GH:
Green hat keinen Fokus auf ASP, denn wir wollen uns zuerst darauf konzentrieren, wieder Produkte und Dienste aufzubauen, wie sie Agri früher angeboten hat.
(Interview: mh)