Stellen Sie sich vor, Ihr Kunde hat drei Filialen und Standleitungen zwischen diesen und der Zentrale. Und natürlich hat er hohe Telefonkosten, da dauernd zwischen den Aussenstellen und der Zentrale hin und her telefoniert wird. Nun können Sie ihm – das behauptet jedenfalls
Cisco – eine günstige Lösung bieten, die den Telefonkosten Ihres Kunden auf die Dauer den Garaus macht. Cisco zeigte in Zürich eine funktionierende Telefonanlage im LAN. Cisco-Manager Peter Buchmeier: «Alle reden von Voice-over-IP, und Sprachdiensten im LAN. Wir reden nicht nur davon, sondern können bereits heute eine funktionierende Installation zeigen.»
Letzten Herbst «postete» Cisco den amerikanischen IP-Telefon- und Telefonzentralen-Spezialisten Selsius. Man will im «VoIP»-Markt (Voice over IP), dem Marktforscher eine grosse Zukunft voraussagen, kräftig mitmischen. Die ersten praktischen Resultate zeigten die Netzwerker nun auf der «Cisco Reseller University». Zwar sieht das IP-Telefon von Selsius noch potthässlich aus, aber es funktioniert, wie wir uns selbst überzeugen konnten. Ende Jahr sollen die Produkte dann nicht nur hübsch aussehen, sondern im Rahmen einer Komplettlösung den Cisco-Händlern Umsätze bescheren. Buchmeier: «Der Fachhandel soll sich schon mal darauf vorbereiten, nicht mehr nur Netzwerke, sondern gleich auch noch Telefonanlagen im LAN zu verkaufen und zu installieren.» Schliesslich sei weltweit der Markt für Telefonie fünf mal grösser als derjenige für den Datenverkehr.
Die Cisco/Selsius Telefonlösung basiert auf einer Software, mit der ein NT-Server als Telefonzentrale benützt werden kann. Die Cisco-IP-Telefone werden direkt ans LAN gehängt. Gewisse Router sind sogar so ausgerüstet, dass sparsame Endkunden ihre Analog-Telefone direkt dort einstöpseln können. Der Router besorgt dann die Paketierung der analogen Signale. Vorläufig wird die Lösung vor allem für Kunden mit verschiedenen LANs, die über Standleitungen miteinander verbunden sind, interessant. Auch soll – so zumindest die Hoffnung von Cisco – die Installation von zwei verschiedenen Netzen für Daten und Sprache bei Neubauten unnötig werden. Gegen Ende Jahr wollen die unersättlichen Amerikaner ihre Design-Probleme gelöst haben und die Wiederverkäufer zur Eroberung dieses neuen Marktes losschicken.
Wie sehr Cisco auf den Markt für Sprachdienste über das Internet setzt, zeigt auch ihr Engagement in der «IETF» (Internet Engineering Task Force), in der über neue Standards für die Sprachübermittlung auf dem Netz hart diskutiert wird. Mit der heutigen Lösung will Cisco Gespräche, die aus einem Intranet hinausführen, noch auf das «normale» Telefonnetz leiten. Doch innerhalb der IETF kämpfen die Netzwerker dezidiert für neue IP-Unterprotokolle für Sprachdienste. (hc)