HP und die Consumer-Zukunft

Im IT-Markt für Consumer prallen die Welten von Unterhaltungselektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie immer heftiger aufeinander. Wie will sich HP im Zentrum des Geschehens behaupten?

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/09

     

Kürzlich hat Sjaak Vermeulen, Vize Präsident von HPs Consumer-Business-Organisation EMEA, HPs Vorstellungen von der Zukunft im IT- und Unterhaltungselektronikbereich für Heimkonsumenten in den nächsten drei bis fünf Jahren vorgestellt.
Es ist nun schon fast eine Binsenwahrheit, dass die bisher getrennten Bereiche Unterhaltungselektronik, Kommunikationstechnologie und Informationstechnologie in den nächsten Jahren zusammenwachsen werden. Das wird zu einem verschärften Wettbewerb und neuen Konkurrenzsituationen zwischen Unternehmen führen, die sich bisher nicht direkt gegenüberstanden, sagt deshalb auch HP.

Lösungsanbieter für Heimkonsumenten

In der Vision von HP werden die meisten zukünftigen Consumer-Geräte nicht mehr klar in einen der klassischen Bereiche einteilbar sein. Sie hängen jederzeit am Netz, und können deshalb ihre volle Funktionalität nur im Zusammenhang mit entsprechenden, über das Internet angebotenen Diensten entfalten können.
In einer etwas ferneren Zukunft könnten dann fast alle Personen und Objekte ihre eigene URL haben. Die vorstellbaren Anwendungsmöglichkeiten sind beinahe unüberblickbar. (Ein Beispiel siehe Kasten)
Internet-Infrastruktur, Geräte, eServices, in diesen drei Bereichen will HP aktiv sein, und das führende Unternehmen für «Personal Digital Solutions» werden. Mit anderen Worten: Der «Lösungsanbieter» wird also auch im Consumer-Business seinen Einzug halten.
Der Weg dorthin beginnt trotzdem mit der Hardware, und einem kleinen Paradox. HP will Geräte der nächsten Generation anbieten, welche die Käufer mit «progressiven und doch bewährten» Werkzeugen beglücken. Dies ist einer der vier Bausteine, die HP zum Erfolg verhelfen sollen.
Weiter sollen im Laufe der Zeit Services, eine «persönliche Plattform» als Vertriebspunkt für die Services und Connectivity und Service-Lösungen für den Heimbereich erarbeitet werden.

«Seltsame Sachen auf dem Markt»

So richtig deutlich in Bezug auf kommende, revolutionäre HP-Produkte wurde Vermeulen allerdings nicht. Ein Grund ist sicher, dass niemand so recht weiss, welche neuen Geräte und Angebote in der vernetzten Welt den durchschlagenden Erfolg bringen könnten. Es wird wohl vieles auf Versuch und Irrtum hinauslaufen. Vermeulen: «Da werden einige seltsame Sachen auf den Markt kommen. Es wird auch Flops geben.»
Was HP in nächster Zeit konkret lancieren will, ist eher noch bodenständig: DVD-RWs, neue Jornada- und IP-Printer-Modelle sowie mobile Internet Devices, die allerdings nicht näher umschrieben wurden. Etwas weiter in der Zukunft sieht HP Chancen für sich in neueren Bereichen: Backup und Security könnten auch im privaten Umfeld zum Thema werden, und HP will sich hier engagieren, ebenso wie in der Distribution von Musik und Video.

HP-Initiativen

In den nächsten 12 bis 24 Monaten will HPs Consumer Business Organisation einige Initiativen anpacken, darunter:
Direkter Kontakt zu den Kunden: Käufer von HP-Produkten sollen, sofern sie das wünschen, 3 bis 4 Mal pro Jahr von HP per E-Mail über neue Produkte, Events usw. informiert werden.
Brand-Management: Das Consumer-Segment ist nicht einheitlich. HP hat sieben Unterbereiche identifiziert, die mit unterschiedlichen Produkten oder auch Marken («Apollo») bearbeitet werden sollen. HP glaubt das die Hürde für unbekannte Marken durch die verschärfte Konkurrenz im konvergierenden Markt höher wird.
«beyond the box»: Ein breiteres Angebot von massgeschneiderten Lösungen soll geschaffen werden, so dass der Käufer mehr als nur das Gerät erwirbt.
Verwirklichung einer Strategie der gemischen Channels: HP will alle möglichen Kanäle gleichzeitig nutzen, Retail, Fachhandel und auch Direktverkauf.
Direktverkauf betrifft in der Schweiz, zumindest vorerst, nur den Webshop für Privatkunden, der in diesen Tagen vom Businessshop getrennt und mit einer angepassten Produktpalette neu lanciert wird. (hjm)

Cyberladen

Und wie sollen sich Reseller verhalten, um im zukünftigen Heimkonsumentenmarkt Erfolg zu haben? Ein Patentrezept kann Vermeulen natürlich nicht bieten, aber einen Rat hat er doch parat: Reseller sollten die neue Technik nicht nur verkaufen, sondern auch für sich selber nutzen.
Bei der Konzeption von Verkaufsläden, glaubt er, wird eine neue Dimension dazukommen. Man wird sich nicht mehr nur um die Architektur des «physischen» Ladens kümmern müssen, sondern auch eine «Cyberdimension» miteinbeziehen.
Nur ein Beispiel: In Verkaufsläden ist ein System denkbar, bei dem Produktinformationen auf einer Website bereit gestellt werden. Das Preisschild sendet die URL per Bluetooth an das Internet-Device eines interessierten Shoppers und der kann sich die Infos dann anschauen - durch die wesentlich
erweiterten Informationsmöglichkeiten ein Vorteil gerade beim Verkauf von Hightech-Geräten.


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