EMC attackiert Network Appliance

Mit geschätzten 82’000 Dollar wird EMCs Clariion IP4700 die günstigste Maschine, die der Speicherspezialist je angeboten hat. Im Visier: Die NAS-Geräte von Network Appliance.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2000/22

     

Als wir kürzlich das respektable Datencenter von Maxdata im Ruhrgebiet besuchten, zeigte der Systemverantwortliche stolz auf ein paar übereinander gestapelte Kisten in einem 19-Zoll-Rack. «Das sind unsere neuen NAS-Appliances.
Alle redundant.» Der Reporter wollte schlau sein, und bemerkte, die seien ja wohl günstiger zu stehen gekommen, als das Kleiderschrank-grosse Symetrix-System von EMC nebendran. Der System-Mann zuckte die Schultern und meinte, ein paar Hunderttausend Mark hätten auch diese Kisten gekostet. «Günstig» sei ja wohl was anderes.
Weshalb wir diese lange Geschichte erzählen? EMC bringt mit der Clariion IP4700 eine verhältnismässig günstige Maschine (amerikanische Berichte sprechen von Preisen ab 82’000 Dollar), die genau auf den Markt zwischen einfachen NAS-Geräten und hochverfügbaren SAN-Lösungen zielt. Kombiniert mit hauseigener Software (Highroad) und dem «Celerra»- Fileserver, sollen die Geräte eine Brücke zwischen NAS- und SAN-Anwendungen schlagen.

«Installation in 10 Minuten»

Die neue Speicher-Einheit wurde auf Basis der Clariion-Reihe der ehemaligen Data General entwickelt. Zusammen mit der EMC-Software namens Snapview/IP kann man von produktiven Daten sogenannte «Point-in-Time» Kopien machen lassen, so dass Backup- und Wiederherstellungszeiten radikal verkürzt werden. Unterbrechungsfreies «Fail-Over» sei ohne komplizierte Konfiguration oder spezielle Software garantiert und das Gerät lasse sich in durchschnittlich 10 Minuten installieren, so der Hersteller.

Celerra File-Server

Mit dem File-Server «Celerra» will EMC die File-Sharing-Konzepte, auf denen NAS aufbaut und den schnellen Datenzugriff eines SANs kombinieren. Zusammen mit der EMC-eigenen Software («Highroad) eignet sich der Server nach Hersteller-Angaben für Anwendungen, bei den viele Clients über verschiedene Server auf einen zentralen Informations-Pool zugreifen. EMC erwähnt speziell Web-Hosting, Bildbearbeitung oder CAD. Der EMC-Cheftechniker jubiliert: «Die Debatte über NAS versus SAN ist vorbei.»

Präventiver Aktienabsturz von Network Appliance

Seit Oktober ist die Aktie von Network Appliance, der Firma, die das NAS-Konzept der dedizierten Fileserver, die direkt an ein Netzwerk gehängt werden, so recht populär gemacht hat, brutal um 60% abgestürzt. Die amerikanischen Börsenprofis des «Wall Street Journal» bringen den Kursverlust mit Gerüchten über die kommenden EMC-Maschinen in Zusammenhang. Die Börse habe die Bedrohung durch die Konkurrenz vorweggenommen.
Natürlich sehen das die Leute von Network Appliance anders. Man sei glücklich, endlich einen ernsthaften Konkurrenten zu haben, meint der Präsident der Firma, Tom Mendoza. Und erzählt eine nette Anekdote: Network Appliance habe viele Anrufe von potentiellen Neukunden erhalten, weil die bekannt zähen EMC-Verkäufer laufend von einem kommenden «Net-App-Killer» gesprochen hätten.

Platz für Alle


Wie dem auch immer sei: Der Markt für Speichersysteme bietet Platz für viele Anbieter (und VARs!). Der Markt für NAS-Systeme soll bis 2003 um jährlich 75 Prozent wachsen, derjenige für SAN sogar um 97 Prozent. NAS-Server sollen bis 2003 etwa 12 Prozent aller Intel-Server ersetzt haben. Die Hälfte des lukrativen NAS-Marktes werden gemäss den Marktforschern von IDC auf High-End-Systeme entfallen. (hc)


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