Der Ringier-Konzern und das Berner Tagblatt halten die Mehrheit an Humanline.ch. Jobpilot.ch kommt aus dem Hause Jobs & Adverts, das Niederlassungen in ganz Europa und in den USA unterhält und in Deutschland den Gang an den Neuen Markt plant.
Der bereits eingesetzte Konzentrationsprozess wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Eben wurde die Schweizer Stellenbörse Swisswebjobs.ch vom Deutschen Online-Arbeitsvermittler DV-Jobs übernommen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die Zahl der Schweizer Jobbörsen auf ganze drei bis vier schrumpfen wird. Daniel Uebersax, Marketing-Verantwortlicher von Jobs & Adverts meint: «Sicher hat man sich bei uns auch überlegt, Swisswebjob zu übernehmen, als man erfuhr, dass die auf wackligen Füssen stehen. Ob die Positionierung mit dem auf IT-Leute spezialiserten Label DV-Jobs aber gelingen wird, bleibt abzuwarten.»
Qualität und Quantität zählen
Der Kampf um die Arbeitskräfte im Web wird einerseits durch die Qualität der Angebote entschieden, andererseits werden Arbeitssuchende diejenige Börse bevorzugen, die am meisten Stellenangebote bereithält.
Um die genügende Anzahl von Stellenangeboten zu generieren, gehen Online-Jobbörsen Kooperationen mit grossen Arbeitgebern und Content-Anbietern auf dem Web ein.
Daniel P. Huber, Marketingleiter und Geschäftsleitungsmitglied von Humanline.ch zum IT-Reseller: «Wir haben uns ein riesiges Netz von Kooperationspartnern aufgebaut. Dazu zählen unter anderem Compuserve,
Microsoft, Swissonline, The Bluewindow und Fachzeitschriften wie Cash oder Slash.» Dass Humanline, die zum Ringier-Konzern gehört, sich mit Cash aus dem selben Hause verbündet, zeigt, wohin der Hase läuft. Denn die grossen Printmedien müssen mehr und mehr damit rechnen, dass das Rubrikengeschäft ins Internet abdriftet. Mit der Beteiligung an einem Online-Anbieter hofft man, das Geld im eigenen Hause zu behalten.
Fürs nächste Jahr wird das Marktvolumen laut Tages-Anzeiger auf 25 bis 45 Millionen Franken geschätzt, der Umsatz im Printbereich beläuft sich aber auf gegen 900 Millionen. Weiter rechnet man damit, dass bis in einigen Jahren etwa die Hälfte davon ins Internet abwandert. Und um die nötige Stärke aufzubauen, stehen auch dem Web-Anbieter eben nur die herkömmlichen Medien als Werbeträger zur Verfügung. Hierzu Huber: «Ein Web-Anbieter wie Humanline braucht sinnvolle begleitende Offline-Massnahmen.»
Arbeitgeber am (zahlenden) Drücker
Da es schwierig ist, die Qualität eines Stellenmarktes richtig zu beurteilen, versuchen sich derzeit die grossen Arbeitgeber auf mehreren Plattformen gleichzeitig. Die Anbieter stehen also unter Druck und müssen ihre Angebote ständig erweitern. Humanline bietet beispielsweise einen neuen Service an, bei dem sich der Arbeitgeber über alle neu aufgeschalteten Profile in einem bestimmten Bereich informieren lassen kann.
Und dass die herkömmliche «Print-Plus-Variante», durch einen geringen Aufpreis das Print-Inserat auch gleich ins Web zu stellen, in Zukunft Überlebenschancen hat, ist unwahrscheinlich. Denn immer mehr Arbeitgeber wollen ihr Inserat im Corporate Design auch auf dem Web schalten. Ausserdem können Arbeitgeber und Stellenvermittler durch standardisiertes Abfragen nach Jobprofilen erheblich Zeit und Kosten bei der Personalrekrutierung einsparen. Ein Service, der bei Swissclick beispielsweise völlig fehlt.
In diesem Zusammenhang ist es wahrscheinlich auch zu sehen, dass die TA-Media sich von der Pressweb AG, die Swissclick unterhält, auf Ende Jahr entfernt und mit der Winner Market eine eigene Rubrikenplattform ins Web stellen wird.
Die Winner Market betreibt bereits eine Jobbörse im Web, die Jobwinner.ch, welche Anfang 2000 ausgebaut werden soll. Die nötige Macht im Print- und TV-Bereich hat TA-Media jedenfalls, um gebührend auf sich aufmerksam zu machen. Doch auch Medien-Riesen müssen mit der Macht von Outer Space rechnen. Die in den USA mächtigste Jobbörse, Monster.com, hätte beispielsweise genügend Finanzkraft, um sich einige kleine, unrentable Agenturen einzuverleiben, und im lukrativen Arbeitsmarkt Schweiz sogar den grossen Anbietern das Gruseln zu lehren. (mh)