Chef de Service - Sergio Kaufmann, Comdat Datasystems

Sergio Kaufmann ist Mitbegründer und Geschäftsführer der Comdat Datasystems in Schlieren. Dieses Jahr feiert er mit seinem Unternehmen das 20-Jahr-Jubiläum. Privat vertritt der gelernte ­Ingenieur ­vehement ökologische Ansichten, heizt mit erneuerbarer Energie und fährt ein Hybrid-Auto.

Artikel erschienen in IT Reseller 2007/06

   

Gleich nach der Lehre als Maschinenzeichner wandte sich Sergio Kaufmann als Mitarbeiter der schon bei­nahe legendären Kontron in Zürich der Informatik zu und besuchte das Abendtechnikum. Eines Tages teilten ihm zwei Arbeitskollegen mit, dass sie sich selbständig machen wollten. Sie fragten den frisch gebackenen Elektroingenieur, ob er bereit wäre, den technischen Teil zu übernehmen.
Es war die Blütezeit des Peripherie-Handels, und die Jungunternehmer sahen ihre Chance im Verkauf von Druckern und in deren Anbindung an die Host-Systeme eine damals noch einigermassen anspruchsvolle Aufgabe. Fünf Jahre später kam der Scheidepunkt: «Es war eine gute Zeit gewesen, aber nun stellte sich die Frage, ob wir uns auf Nischenprodukte beschränken oder ein Unternehmen mit grösserer Marktpräsenz aufbauen wollten. Meine Freunde zögerten, aber ich ging gegen die dreissig und hatte den Ehrgeiz, Nägel mit Köpfen zu machen.» Das war die Geburtsstunde der Comdat Datasystems AG.

Verschiebungen

Unterdessen ist Kaufmann 46 und Comdat seit dreizehn Jahren in Schlieren ansässig. Das Geschäft mit der Peripherie ist nach wie vor Teil der Aktivitäten, der Schwerpunkt hat sich aber in Richtung Netzwerktechnik verschoben. Das Unternehmen ist Microsoft-Gold-Partner und versteht sich als ­Systemintegrator. Das Angebot wurde erweitert. Davon zeugt auch der neue Webshop. Fünf Lieferanten haben sich am Shop-in-Shop-Konzept beteiligt. «Primär richtet sich der Webshop an unsere Geschäftskunden, deren Konditionen hinterlegt sind. Wir bedienen aber auch Private also eigentlich alle», meint Kaufmann.

Open Source kein Thema

Mit der Compaq-Übernahme war Comdat HP-Partner geworden. «Ganz reibungslos gestaltete sich dieser Übergang nicht», gibt Kaufmann zu. «Wir machten zeitweise sogar einen Versuch mit einem zweiten Hersteller. Heute sind wir wieder HP-only-Partner, denn in meinen Augen macht HP, was die Produkte angeht wie auch mit den Partnern, einen guten Job.»
Da stört es ihn auch nicht, dass HP manche Geschäfte direkt abwickelt. «Wir beliefern ja normalerweise keine internationalen Unternehmen, sondern vorzugsweise mittelgrosse Unternehmen, wo wir unsere Stärken – Schnelligkeit und Flexibilität – ausspielen können.»
Comdat hat ein Lösungsportfolio für Netzwerk, Server und Storage auf HP- und Microsoft-Basis. Open Source ist, so Kaufmann, bei den Kunden kaum ein Thema: «Kürzlich sah ich eine Konkurrenzofferte auf Open-Source-Basis. Da habe ich nicht schlecht gestaunt. Natürlich waren die Produkte billiger als die Microsoft-Lizenzen, doch bei den Dienstleistungen veranschlagte die Offerte drei- bis viermal mehr Zeit. Bei uns kann dank der standardisierten Prozesse selbst ein Lehrling ein kleineres Netzwerk in kürzester Zeit aufbauen.»

Stolz auf seine Lehrlinge

Auf die Lehrlinge ist Kaufmann stolz. «Ich finde es traurig, dass sich grosse Firmen um die Lehrlingsausbildung drücken», erklärt er. Comdat bildet seit zehn Jahren Informatiker aus. Zurzeit sind es zwei Lehrlinge. «Natürlich bringt die Ausbildung einen gewissen Aufwand mit sich. Aber junge Leute sind eine Bereicherung für jede Firma und geben viele Impulse.»
Nicht zuletzt sorgt Kaufmann auf diese Weise für den eigenen Nachwuchs. Wenn immer möglich behält er die jungen Mitarbeiter im Unternehmen und bildet sie zu System Engineers aus: «Das ist doch eine feine Sache, wenn ein 23jähriger nicht nur fachlich versiert ist, sondern auch Unternehmen und Kunden bereits kennt.»
Dass Kaufmann als langjähriger ­System Engineer beurteilen kann, was in einem Projekt Sinn macht, dürfte Teil des Firmenerfolgs sein. «Vernetzte Standorte, Server und Telekom-Technologien, dazu Service und Support– das ist ein typisches Comdat-Projekt», sagt er. Gemeint ist etwa das Glatteis-Warnsystem des Kantons ­Zürich, wo die Daten der in die Autobahnen eingebauten Sensoren mit den Meteo-Informationen an sieben Standorten zusammenlaufen.

1000 Service-Events

Dass wir die Anlagen, die wir bauen, auch service- und supportmässig betreuen, unterscheidet uns von vielen Mitbewerbern», sagt Kaufmann, «pro Monat bearbeiten wir um die tausend Service-Events». Die Service-Abteilung betreut das HP-Umfeld. Dass Comdat zudem als einziges Unternehmen in der Schweiz sowohl für Xerox wie für Canon zertifiziert ist, bildet, wie Kaufmann sagt, ein historisch begründetes Kuriosum. Aber so sei er in der Lage, in jedem Druckersegment mindestens zwei Varianten anzubieten.
Ausserdem betreut Comdat schweizweit den Service für Sony-Vaio-Produkte und ist Sony-Professional-Partner. Letzteres im Hinblick auf Multimediaprojekte für Businesskunden, die Empfang oder Sitzungszimmer entsprechend ausrüsten wollen. «Zusammen mit Microsoft Vista kann man aber auch privat ganz erstaunliche Sachen machen», begeistert sich Kaufmann, der zuhause in Dietlikon ein Multimedia-Center eingerichtet und seine sämtlichen Fotos, Super8-Filme und Videos digitalisiert hat.
Ins Feuer gerät er auch, wenn es um alternative Energien geht. Seit sechs Jahren fährt er ein Hybrid-Auto. Sein Einfamilienhaus heizt er mit Pellets aus gepresstem Schweizer Holz. «Es ist doch Wahnsinn, was mit Verbrennungsmotoren und AKWs passiert», erklärt er. «Es ist mir unverständlich, wie die grossen bürgerlichen Parteien noch auf 50 Jahre alte Energiekonzepte setzen können!» Lachend setzt er hinzu: «Ich glaube, ich werde noch ein Grüner.» Zuzutrauen wär’s ihm, wenn ihm das Geschäft mehr Zeit für die Politik lassen würde. (fis)

Sergio Kaufmann

Sergio Kaufmann (1961) lebt mit Frau und Tochter in Dietlikon. Auf die ­obligate Inselfrage («Was würden Sie mitnehmen?») antwortet er spontan: «Wozu auf eine Insel? Mir gefällt‘s hier.» Wenn schon, müsste die Familie mitkommen. Auf Notebook und Telefon könnte er verzichten.
Soweit ihm die Comdat Zeit lässt, pflegt er die Fliegerei: «Ich muss aber gestehen, ich mache weniger als auch schon.» Bereits als Junge hatte er Modellflugzeuge gebaut und bei seinen Vater gelernt, einen Heissluftballon zu steuern. Daneben erwarb er das Motor- und das Segel­flugbrevet. Letzteres besitzt er noch immer, betreibt das Segelfliegen aber nur noch sporadisch. Dagegen ist er zu seiner alten Liebe zurückgekehrt, zur Modellfliegerei.
Bis vor kurzem fuhr er auch eine Triumph Speed Triple, aber «ich war mit dem Töff wohl doch zu gefährlich unterwegs». Um fit zu bleiben, hält er sich heute lieber ans Velo, auch wenn er «nie gedacht hätte, dass ich eines Tages zu denen gehöre, die am Sonntag mit dem Rennvelo drei Pässe machen».


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