Fusions-Frust bei Symantec

Nach der Fusion mit Veritas ist es unter den Schweizer Symantec-Leuten zu einigen freiwilligen Abgängen gekommen. Der Frust über den Zusammenschluss sitzt offenbar tief. Symantec nimmt Stellung zu den Vorwürfen.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/22

     

Im Juli dieses Jahres wurde in der Schweiz der Zusammengang von Symantec und Veritas vollzogen. Seither kam es unter den Mitarbeitenden – vor allem unter denen von Symantec – zu einigen freiwilligen und unfreiwilligen Abgängen: «Diese Fusion war einfach schlecht für die Mitarbeiter. Es wurde schlecht kommuniziert. Wenn man etwas erfahren hat, dann höchstens aus der Presse», klagt ein früherer Mitarbeiter von Symantec Schweiz. Die Vorwürfe an das Management sind happig: Der neue Länderchef der zusammengelegten Organisation, Ex-Veritas-Schweiz-Chef Diego Boscardin, habe sich in den Monaten nach Juli kaum blicken lassen in den Symantec-Büros in Bassersdorf.

EMEA: Veritas-Leute am Ruder

Nur schon die Tatsache, dass im Juli dieses Jahres mit Boscardin eben der Veritas-Manager das Rennen gemacht hat, ist vielen Mitarbeitenden sauer aufgestossen: Eigentlich habe Symantec doch Veritas übernommen und nicht umgekehrt. Tatsächlich scheint es bei der Verteilung der Macht im fusionierten Unternehmen ein «Gentlemens Agreement» gegeben zu haben, wonach die Kaderpositionen in den USA fast ausschliesslich an «die Gelben» von Symantec gingen, jene in der Region EMEA aber mehrheitlich an «die Roten» von Veritas.
Für die rund 30 Mitarbeitenden von Symantec Schweiz entstand dadurch eine mühsame Situation. Ein rauer Wind soll inzwischen bei Veritas-Symantec wehen: «Die Verkäufer haben teilweise exorbitant hohe Ziele für dieses Jahr bekommen. Gewisse von ihnen laufen momentan wohl mit einer Quote von 30 Prozent herum», sagt ein Exmitarbeiter zu IT Reseller.

Veritas-Kultur völlig anders

Als Boscardin im Juli zum Boss ernannt wurde, verliess Symantec-Länderchef Marcel Beil das Unternehmen. Er hatte es seit Oktober 2000 unter sich gehabt und war mit ihm in dieser Zeit von 6 auf 32 Mitarbeiter gewachsen. «Ich bin nicht der Ansicht, dass die Unzufriedenheit vieler Mitarbeiter nach dem Zusammenschluss auf die schlechte Kommunikation zurückzuführen ist», sagt er zu IT Reseller.
Vielmehr hätten die Abgänge seiner Meinung nach damit zu tun, dass bei Veritas eine völlig andere Unternehmenskultur gepflegt werde: «Es gibt Kulturen, in denen der Mitarbeiter eine Commodity ist und es gibt Firmen, bei denen das per definitionem nie so sein wird», sagt er. Einige Mitarbeitende seien mit diesem Kulturwechsel, für den sie ja überhaupt nichts konnten, nicht klargekommen. Denn nicht jedermann sei völlig schmerzfrei, was seine Umgebung angehe.

Symantec rechtfertigt sich pauschal

Auf Anfrage von IT Reseller nimmt Boscardin nicht Stellung zu den Vorwürfen. Stattdessen erhält die Redaktion ein Schreiben von Andrea Wolf, Public-Relations-Verantwortliche von Symantec Europe im deutschen Ratingen: «Mit dem Zusammenschluss von Veritas und Symantec sind in der Schweiz und in vielen anderen Ländern weltweit rund 15'000 Menschen in einen Veränderungsprozess eingetreten», schreibt Wolf. Die Mitarbeiter seien vor der Fusion in beiden Unternehmen eine wertvolle Ressource gewesen und sie seien heute mehr denn je ein wichtiger Baustein zur künftigen Gestaltung der Organisation. Deshalb nehme man die Informationspflichten gegenüber den Mitarbeitern ernst und habe eigens ein Integrations-Intranet eingerichtet.
«Als börsenkotiertes Unternehmen müssen wir allerdings auch die potentiellen rechtlichen Konsequenzen im Falle allzu frühzeitiger Informationen in Betracht ziehen. Dies kann dazu führen, dass einzelne Mitarbeitende in dieser Phase die betriebliche Informationspolitik als nicht optimal empfinden», so Wolf. Ob sich die Mitarbeitenden von Symantec/Veritas in der Schweiz mit solch pauschalen und unpersönlichen Erklärungen zufriedengeben, wird sich weisen. Nach Informationen von IT Reseller sollen in der Schweiz noch einige Symantec-Leute auf Jobsuche sein und das Unternehmen verlassen wollen. (bor)


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