Siemens hält zur kriselnden Tochter

Der Siemens-Konzern stärkt dem angeschlagenen Dienstleister Siemens Business Services mit einem Mega-Outsourcing-Deal den Rücken.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2005/05

     

Nach dem personellen Kahlschlag bei Siemens Business Services (SBS) hat der seit Ende Januar amtierende Konzernchef Klaus Kleinfeld Spekulationen über einen möglichen Verkauf der maroden Dienstleistungstochter Siemens Business Services ein Ende gesetzt: An einer Presseveranstaltung in München wurde bekanntgegeben, dass der eigene Outsourcer SBS den Betrieb der Informatik des gesamten Siemens-Konzerns während den nächsten drei Jahren übernehmen soll. Dieser Schritt ist ein ganz klares Bekenntnis zur mit Schwierigkeiten kämpfenden Dienstleistungstochter und stellt für diese nicht zuletzt einen Umsatzzuwachs von jährlich mehreren hundert Millionen Euro dar. Das Projekt startete Anfang 2005 mit den beiden Bereichen Logistics and Assembly Systems (L&A) und Transportation Systems (TS).
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2004 war SBS in die roten Zahlen gerutscht. Nachdem unlängst der Abbau von 950 Stellen bis zum Ende dieses Jahres bekanntgegeben worden war, wurde schon über einen Verkauf der Tochter spekuliert. Auch ein möglicher Zusammengang mit der Serviceorganisation des Hardware-Herstellers Fujitsu-Siemens geisterte durch den Blätterwald.

Schluss mit Hardware-Services

Wenn es jetzt auch nicht dazu kommt: Zumindest vom personalintensiven und niedrigmargigen Geschäft mit Hardware-Services wie Rollouts, Reparaturen und Wartung zieht sich SBS jetzt zurück. Vergangene Woche hat das Unternehmen den Verkauf seiner Tochter Sinitec an A&O angekündigt. Sinitec beschäftigt rund 1100 Mitarbeitende und war bis anhin dem Geschäftsfeld «Produktnahe Services» bei SBS zugeordnet. Die mittelständische A&O will nach der Übernahme zu einem der Top-3-Anbieter im After-Sales- und Onsite-Bereich aufsteigen, wie es heisst. Es bestehe eine gute Aussicht, dass die bekannten Problemfelder der Sinitec-Gesellschaften wie die Unterauslastung, der unpassende Skill-Mix und die nicht marktgerechte Kostenstruktur im mittelständischen Umfeld und als Teil von A&O besser bewältigt werden könnten, schreibt Sinitec-Geschäftsführer Stefan Schlosser auf der Homepage des Unternehmens.
Für SBS bedeutet die Trennung von Sinitec die strategische Festlegung auf höherwertige und damit auch höhermargige Dienstleistungen wie die Konsolidierung von IT-Infrastrukturen oder Security- und Hochverfügbarkeits-Dienste.

SBS Schweiz nicht betroffen

Von den laufenden Restrukturierungsmassnahmen ist SBS Schweiz nach Auskunft von Roland Bischofberger, Sprecher von Siemens Schweiz, nicht betroffen. «Über 50 Prozent des Auftragsvolumens stammen von externen Kunden», sagt er zu IT Reseller. SBS Schweiz verfüge gegenwärtig über mehr als 12 Full-Outsourcing-Aufträge, darunter etwa für das Technologieunternehmen Bucher-Guyer. Neben dem Industriesektor würden weitere Schwerpunkte auf den Bereichen Banken und Government liegen, so Bischofberger.
Mit ihren lediglich 300 Mitarbeitenden ist und bleibt SBS im Schweizer Outsourcing-Zirkus aber ein Fliegengewicht: An den grossen und wichtigen Ausschreibungen nehme man das Unternehmen denn auch kaum wahr, heisst es hinter vorgehaltener Hand aus den Kreisen der Marktführer Swisscom IT Services, Hewlett-Packard, IBM, EDS und T-Systems. (bor)


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