«CRM ist kein IT-Problem.» «Die Führung in CRM-Projekten muss beim Kunden ganz oben liegen». «CRM...».
Langsam hege ich den Verdacht, dass es weltweit genau einen Meinungsmacher in der IT-Szene gibt, der im Halbjahresrhythmus einen neuen Leitsatz herausgibt, der dann landauf landab unablässig wiedergekäut und nachgeblökt wird.
Dieser geheimnisvolle «Opinion-Maker», dieser Über-Spin-Doctor der Computer-Industrie, ist nicht etwa ein besonderes Genie. Nein, er (oder ist es eine sie?) verfügt nur über gesunden Menschenverstand. So formuliert er Leitsätze, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Wie eben zum Beispiel die Einsicht, dass ein Projekt, bei dem es um das Verhältnis einer Firma zu ihren Kunden geht (eben CRM), alles sein kann, aber sicher nicht ein rein technologisches.
Vor ein paar Monaten hat der Chefideologe der IT-Branche folgenden Satz lanciert: «Die Kunden wollen heute bei IT-Projekten schnelle, konkrete Resultate sehen. Sie wollen RoI!» Seitdem haben mir etwa 100 Manager diesen Satz mit bedeutungsschwangerer Miene zugeraunt, als wäre die Erkenntnis gerade vor fünf Minuten über sie gekommen. Fast jede Pressemeldung beginnt mit dieser umwerfenden Einsicht, und auch in unserem Blatt war sie schon des öfteren zu finden.
Dabei braucht man nun wirklich keinen Harvard-Abschluss (nicht mal St.Gallen – KV reicht), um herauszufinden, dass Firmen während einer wirtschaftlichen Kontraktionsphase halt sparen und noch beim letzten Projektlein nach den Folgen für den Cash-Flow fragen.
Nach einer gewissen Zeit geraten die Schlagwörter und -sätze dann wieder in Vergessenheit, und der geheime Spin-Doctor lanciert eine neue Weisheit. Die Halbwertszeit der RoI-Erkenntnis ist schon vorbei, wir warten gespannt auf die nächste Parole.Wie wär’s mit: «IT ist nur ein Werkzeug und kein Selbstzweck. Sie muss dem Kunden dienen.»?
Christoph Hugenschmidt
Chefredaktor