Proton friert vorerst weitere Investitionen in die Schweiz ein. Das hat Proton-Chef Andy Yen (Bild) laut "Tages-Anzeiger"
angekündigt. Grund ist die vom Bundesrat beantragte Revision des Nachrichtendienstgesetzes und der Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs. Yen kritisiert sie als Massnahmen der Massenüberwachung, die Schweizer Unternehmen zwingen würden, ihre Kunden auszuspionieren.
Proton will den endgültigen Entscheid aber nicht abwarten und reagiert umgehend. Die Server des jetzt vorgestellten eigenen GenAI-Dienstes Lumo sollen in Deutschland und in Norwegen statt in der Schweiz stehen. Damit gehen Investitionen von rund hundert Millionen Franken einher.
Bei Lumo handelt es sich um einen KI-Chatbot vergleichbar mit ChatGPT und Co. Im Gegensatz zu den grossen US-Wettbewerbern will
Proton jedoch eine datenschutzfreundliche und quelloffene Alternative bieten. Dafür sei aber höchste Vertraulichkeit der entsprechenden Dienste und Infrastruktur unerlässlich, unterstreicht Andy Yen.
Auf dem Blog von Proton heisst es: "Lumo ist eine von vielen Investitionen, die Proton noch vor Ende des Jahrzehnts tätigen wird, um sicherzustellen, dass Europa stark, unabhängig und technologisch souverän bleibt. Aufgrund der Rechtsunsicherheit bezüglich der Vorschläge der Schweizer Regierung zur Einführung einer Massenüberwachung — Vorschläge, die in der EU verboten wurden – verlagert Proton den Grossteil seiner physischen Infrastruktur aus der Schweiz. Lumo wird das erste Produkt sein, das umzieht."
Proton hat seine Zentrale in Genf. Doch der Standort verliert für das Unternehmen nun weiter an Bedeutung, das Rechenzentrum am Hauptsitz wurde bereits geschlossen. Zwar will Proton in den nächsten zehn Jahren bis zu eine Milliarde Franken investieren, aber wohl vor allem in anderen europäischen Ländern.
(sta)