Der Kinderfreund: Andreas Wiebe, Inhaber und Geschäftsführer von Hulbee und Swisscows
Quelle: zVg

Der Kinderfreund: Andreas Wiebe, Inhaber und Geschäftsführer von Hulbee und Swisscows

Andreas Wiebe träumt von einem Flug ins Weltall und setzt sich für das Wohl ­obdachloser Kinder ein. Geschäftlich treibt ihn das Bedürfnis nach Datenschutz.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2022/05

     

Die unendliche Weite des Universums und das Wissen, dass es dort draussen noch so viel Unerforschtes gibt, faszinierten Andreas Wiebe, Inhaber und Geschäftsführer von Hulbee sowie Swisscows, schon als kleiner Junge. Bereits in der fünften Klasse griff Wiebe, der zu diesem Zeitpunkt drei Klassen übersprungen hatte, deshalb zu Science-Fiction-Büchern. «Das erste Buch, das ich aus diesem Genre gelesen habe, war ‹Der Kopf von Professor ­Dowell›. Es dreht sich um die Frage, was wäre, wenn man die Köpfe und das Wissen verstorbener Menschen aktivieren könnte», erinnert er sich.

Die Thematik der künstlichen Intelligenz hat ihn seither nie mehr los gelassen. Anfang seiner 20er-Jahre baute er mit den Bauteilen von Lego einen KI-Roboter und zog damit die mediale Aufmerksamkeit auf sich. Zudem entwickelte er mit «Get Digest» eine Software, die beliebige Schriftstücke stufenweise bis auf die wesentlichen 5 Prozent zusammenfasst.


Bis er auf dem Pfad der IT wandelte, nahm der heute 47-Jährige allerdings noch einen Umweg auf sich. «Nach Abschluss der schulischen Ausbildung wusste ich nicht, welchen Weg ich einschlagen sollte, um meinen Traum des Weltraumforschers zu erfüllen», erklärt Wiebe. «Da mir Mathematik und Physik immer Spass gemacht haben, entschied ich mich für eine Optiker-Lehre.»

Liebe auf den ersten Blick

Da ihm seine Berufswahl wenig Entwicklungsspielraum liess, meldete er sich gleich anschliessend an seinen Lehrabschluss für das Studium der Industrie-Elektronik an. Nebenbei arbeitete er für Industry-Electronics. Dabei wurde ihm klar, dass er nicht für andere arbeiten wollte. «Ich bin zu sehr Visionär und zu eigensinnig, um die Ideen anderer umzusetzen.»

Nach Abschluss seines Studiums war Andreas Wiebe bereits verheiratet und zweifacher Vater. «Ich habe meine Frau bei einem Jugendtreff der Kirche kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick», gesteht er. «Ich wusste gleich, dass ich den Rest meines Lebens mit ihr verbringen will. Nach ­einem Jahr Beziehung habe ich sie mit 21 Jahren geheiratet.»

Das Wohl der Kinder

Aufgrund seiner Familiensituation war er sich bewusst, dass er bald Geld verdienen musste. Sein erster Impuls war damals, sich gemeinsam mit seiner Frau für das Wohl obdachloser Kinder einzusetzen. Da die Thematik aber bereits gut besetzt und hoch komplex war, entschieden sie sich schliesslich doch, sich auf die IT zu fokussieren und ihre Herzensangelegenheit stattdessen aus ihrem Unternehmen heraus zu verfolgen.


Noch heute setzen sie sich im Rahmen ihres CSR-Engagements für das Kinderwohl ein. Hulbee unterstützt derzeit Organisationen, die sich um Waisen in Haiti und Kolumbien kümmern. «Die Kinder können nichts dafür, dass sie in diesen Ländern geboren sind und ohne Eltern aufwachsen müssen», so Andreas Wiebe. «Wir reisen selbst auch immer wieder in diese Länder und verteilen dort Wasser und Nahrung.»

Innovationsstandort Europa

Sein Umweg führte schliesslich zur Gründung von Hulbee, das auf auf die unternehmensbezogene Datenanalyse spezialisiert ist. Eines der ersten Projekte des Unternehmens war die Desktopsuchmaschine Superior Search. Sie verschaffte ihm die Aufmerksamkeit von Microsoft und Google, die mit Übernahmeangeboten an seine Tür klopften. Er erteilte beiden eine Absage.

«Die Anfragen dieser beiden grossen Player haben mich in dem bestätigt, was ich tue und mir das nötige Selbstbewusstsein gegeben, um noch mehr aufs Gas zu drücken», erzählt Wiebe. «Damals fragten mich viele Bekannte, weshalb ich nicht in die USA gehe, wo sich all die grossen IT-Unternehmen tummeln. Ich entgegnete, dass wir auch in Europa in der Lage sind, die Welt zu bewegen.»


An diesem Grundsatz hält er heute noch fest. Der in Kasachstan geborene und in Deutschland aufgewachsene Russland-Deutsche ist seit 2008 fest in der Ostschweiz verwurzelt. Er hat sich aufgemacht, neben der B2B- auch die B2C-Welt für sich zu gewinnen. Dazu hat er 2014 Swisscows gegründet. Dessen Ziel ist ein Ökosystem an Anwendungen, das den Nutzern den Schutz ihrer Daten garantiert. «Wir schützen unsere Kunden vor Spionage und Kinder vor unangebrachten Inhalten», so Wiebe.

Kreativität, die erfüllt

Zum Swisscows-Ökosystem zählen bislang eine Suchmaschine, VPN, ein verschlüsseltes Mail und der alternative Messaging-Dienst Teleguard. In Kürze wird Swisscows eine eigene Cloud sowie einen Browser auf den Markt bringen. Zudem plant das Unternehmen den Einstieg in die Hardware. Wiebe verrät: «Wir wollen spätestens 2023 ein eigenes Smartphone auf den Markt bringen.»

Genau diese Vielseitigkeit und Breite schätzt der 47-Jährige an seiner Berufstätigkeit. Er liebt es, seine Kreativität ausleben zu können – auch wenn er weiss, dass er seine Mitarbeitenden mit seiner Ungeduld hin und wieder auf eine harte Probe stellt. Kreativität lebt er nicht nur im Beruf; früher hat Andreas Wiebe viel gemalt. Aktuell verfolgt er dieses Hobby zwar nicht, «weil man dazu den Kopf frei haben muss», doch er kann sich gut vorstellen, es wieder aufzunehmen.

Der Traum des Fliegens

Die Zeit, die ihm aktuell zur Verfügung steht, widmet er neben seiner Familie der Pflege seines Rosengartens. Oder er entdeckt mit seiner Frau neue Wanderwege und geniesst die atemberaubenden Aussichten, die ihm die Schweizer Berge bieten. Zusätzlich geht er viel laufen. «Ich lege immer weite Strecken zurück, laufe auch Marathons», so der Swisscows-Inhaber. «Neben der sportlichen Komponente, die dafür sorgt, dass ich in Form bleibe, reizt mich daran vor allem die Disziplin, die einen dieser Sport lehrt.»


Für seine Zukunft wünscht er sich, dass seine Familie gesund bleibt, er viel Zeit mit ihr verbringen darf und seine Kinder und Grosskinder ihre Träume verwirklichen können. Und vielleicht erfüllt er sich sogar noch seinen Traum: «Ganz aufgegeben habe ich die Weltraumforschung noch nicht. Wer weiss, vielleicht fliege ich selbst noch ins Weltall. Ich würde unglaublich gerne mal die Erde aus einer anderen Perspektive sehen.»

Andreas Wiebe

Andreas Wiebe ist in Kasachstan geboren und in Bonn aufgewachsen. Nach der Schule absolvierte er aufgrund seines ­Interesses an der Mathematik und Physik eine Lehre zum Optiker, bevor er sich für ein Studium der Industrie-­Elektronik entschied. Seit 2008 lebt er mit seiner Frau in der Ostschweiz, wo er 2009 das auf unternehmensbezogene Datenanalyse spezialisierte Unternehmen Hulbee gründete. 2014 folgte die Gründung von Swisscows, das sich auf den Aufbau eines Ökosystems aus datensicheren Anwendungen ­fokussiert. Wiebe ist Vater von drei Kindern sowie zweifacher Grossvater. (af)


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