Bluetooth endlich auf dem Vormarsch

Erst hochgejubelt, dann ausgebuht: Jetzt sollte er kommen – der Bluetooth-Markt.

Artikel erschienen in IT Reseller 2001/22

   

Nachdem die Skeptiker Bluetooth beinahe schon abgeschrieben hatten, scheint die Zahl der Geräte, welche diese Nahbereichsfunktechnik einsetzen, jetzt doch allmählich zu steigen. Laut einer Studie von Frost & Sullivan ist Bluetooth daran, einige wichtige Anwendungsbereiche zu erobern. Als entscheidende Schritte wertet die Studie im Jahr 2001 die Entwicklung der ersten Ein-Chip-Lösungen, die sinkenden Kosten der Subsysteme und die Einführung von Geräten nach der Bluetooth-Spezifikation 1.1.
Auf dieser Basis lasse sich die Kundenakzeptanz ausbauen und die Entwicklung der nächsten Produktgeneration vorantreiben, schreiben die Marktforscher. Sie geben aber zu, in früheren Prognosen die für die Marktentwicklung notwendige Zeitspanne unterschätzt zu haben. Die neue Korrektur beruht ausser auf der gegenwärtigen, weltweiten Konjunkturabschwächung auch auf einer realistischeren Sichtweise der Dinge.

Bluetooth-Handys

In Europa scheint das Handy zur wichtigsten Anwendung für Bluetooth zu werden. Marktführerin Nokia hatte bereits zu Jahresanfang mit einer Erweiterung für das Mobiltelefon 6210 ihr erstes Bluetooth-Produkt lanciert. Im Verlauf des ersten Quartals 2002 sollen nun das kabellose Nokia Headset, das kabellose Nokia Car Kit und die Nokia Connectivity-Karte auf den Markt kommen. Alle drei Produkte verstehen sich auf die aktuelle Bluetooth-Version 1.1 und können mit derzeit erhältlichen Bluetooth-Produkten zusammenarbeiten.
Das Headset ist in erster Linie als Option für das neue Nokia 6310 gedacht, aber es soll auch mit anderen Geräten kommunizieren können, falls sie das entsprechende Audioprofil anbieten. Ebenfalls als Ergänzung für das 6310er Handy ist das kabellose Nokia Car Kit gedacht. Mit der Connectivity-Karte lassen sich Notebooks oder PCs per Bluetooth mit einem Mobiltelefon koppeln, um kabellos zu surfen und E-Mails zu empfangen.
Der Absatz Bluetooth-fähiger Handys soll laut Frost & Sullivan im Jahre 2007 weltweit 547 Millionen Stück erreichen, was einem Umsatz von 88 Milliarden Dollar entspricht.
In den USA setzen vor allem Computer- und Telekommunikationsausrüster wie Palm, 3Com, Motorola und Compaq sowie Chiphersteller wie Texas Instruments und andere auf Bluetooth.
Ein Grossteil der Blootooth-Chips, -Komponenten und -Module wird in Asien gefertigt. Als Anwendungsbereich liegen nach Frost & Sullivan in diesem Teil der Erde tragbare Computer noch vor den Mobiltelefonen.

Gewichtige Gegenstimme

Gerade in den USA beurteilt aber nicht jedermann die Chancen von Bluetooth gleich optimistisch. Sean Maloney, Vize-Präsident der Intel Communication Group, hatte erst gerade am Intel Developer Forum erklärt, dass sich Bluetooth als Funknetzwerk-Standard nicht etablieren werde. Maloney favorisierte dagegen den WLAN-Standard 802.11. Die Bluetooth-Technik werde zwar überleben, meinte er, ihr Dasein jedoch als Nischenprodukt fristen.
Maloneys Aussage kommt insofern Gewicht zu, als Intel schon früh als Förderer von Bluetooth hervortrat und der Special Interest Group (SIG) angehört. Frost & Sullivan weist anderseits darauf hin, dass die SIG inzwischen über 2500 Unternehmen umfasse. Da man zudem auch in Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten Interesse ausgemacht habe, sei Bluetooth auf dem besten Weg, zu einer «wirklich globalen Technologie» zu werden. (fis)


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