Die eher gedrückte Stimmung ist nicht nur auf den 11. September zurück zu führen. Das Wachstum der Branche wurde in diesem Jahr gestoppt, erstmals gingen die Umsätze zurück. Auch die Aussichten sind nicht gerade rosig. Erst die zweite Jahreshälfte 2002 lässt auf eine Trendwende hoffen. Darin waren sich in Las Vegas die meisten Branchenexperten einig.
Und das war auch zu spüren. Die Hälfte der sonst vertretenen Aussteller sagte aus finanziellen Gründen oder auf Grund von Sicherheitsbedenken ab. Flächenmässig ging die Comdex auf das Niveau von 1990 zurück. Den Weg in die Spielermetropole fanden nur gerade gut 120’000 Besucher. Manchen war der Messebesuch aus Spargründen gestrichen worden, andere wollten wegen der Terroranschläge kein Flugzeug besteigen oder schreckten vor den gesteigerten Sicherheitsvorkehrungen zurück.
Verspätete Eröffnung
Auf Grund der Sicherheitsmassnahmenn kam auch Bill Gates zu spät zur Eröffnung der Messe. In seiner traditionellen Eröffnungsrede sprach er davon, dass mit den Zwillingstürmen nicht nur der Nasdaq, sondern auch das Vertrauen der Konsumenten zusammengebrochen sei. «Trustworthy Systems», vertrauenswürdige Systeme, waren daher sein Stichwort: Ohne Vertrauen installiert der Konsument keine neuen Computer, ohne Vertrauen kann der «Knowledge Worker» nicht ausserhalb des Büros arbeiten, ohne Sicherheit und Vertrauen kann eine Firma ihr Netz nicht für Kunden und freie Mitarbeiter öffnen.
Gates kündigte eine strategische Initiative an, die zu selbstheilenden Servern führen und die Knowlegde Worker automatisch mit Patches und Sicherheits-Updates versorgen soll, indem Windows während der Arbeit laufend aktualisiert wird. Zudem zeigte Gates Prototypen der bereits im letzten Jahr angekündigten Tablet-PCs von Compaq,
NEC,
Toshiba,
Intel und anderen auf der Basis der Windows XP Tablet Edition.
Dann kam der (Microsoft-) Humor an die Reihe: In einem Video duellierten sich Bill Gates als Harry Potter und Steve Ballmer als Luke Skywalker mit Besen und Laserschwert. Eine weitere Einspielung zeigte Ballmer bei seinem mittlerweile berühmten «Monkeyboy Dance», diesmal vor einem Publikum von Affen. Einige Linux-Fans glaubten, an den Affen Pinguin-Embleme entdeckt zu haben.
L.E. schägt zurück
Larry Ellison folgte seinem Erzrivalen noch am gleichen Tag und garnierte seine Rede mit den üblichen Witzen über
Microsoft. Zudem eröffnete er eine neue Front:
Oracle möchte den Redmondern nun ihre Stellung beim E-Mail streitig machen: «Es geht nicht um Outlook. Damit arbeite ich selber und finde es ganz brauchbar. Die Schwachstelle ist Microsoft Exchange.» Der Oracle-Chef bezeichnete den E-Mail-Server von Microsoft als unsicher und unzuverlässig.
Dagegen betonte er mehrmals, dass die Website seiner Firma schon x mal angegriffen, aber noch niemals geknackt worden sei. Ellison forderte die Hacker in aller Welt auf, sich doch an Oracle zu versuchen, damit sie einen Begriff davon bekämen, was wirkliche Sicherheit sei.
Die auf der Messe vergebenen Best of-Preise sind begehrt.
Allerdings wurden im letzten Jahr eine ganze Reihe von Firmen ausgezeichnet, die wenig später dem Dotcom-Sterben zum Opfer fielen. Diesmal wollte man es besser machen und «Produkte mit Perspektive» auszeichnen. Dummerweise fehlten in diesem Jahr aber wichtige Kategorien wie Software oder Betriebssyteme. Windows XP konnte daher keine Auszeichnung einheimsen.
Bei den Handhelds gewann der Handspring Treo, eine Mischung aus Organizer, Pager und Handy. Als interessanteste Zukunftstechnologie kam das in Schweden entwickelte, mit Sensoren und künstlicher intelligenz ausgestattete Virtual Keyboard zum Handkuss. Gleich zweimal konnte
Novell für Netware 6 und für ZENworks punkten. Das Lifebook P erkor die Jury zum besten Notebook und zum Gesamtsieger «Best of Show». Nicht uninteressant, denn der Hersteller
Fujitsu war der Messe fern geblieben. (fis)