Das Schicksal der CHS-Gruppe wird sich in diesen Tagen entscheiden. Klar ist, dass der Konzern als Ganzes nicht überleben wird, sondern Stück für Stück verkauft werden muss. Letzten Montag machte das europäische Management von CHS der amerikanischen Muttergesellschaft das Angebot, 51% der europäischen Aktien zu übernehmen. Im Gegenzug würde ein E-Commerce-Arm abgespaltet werden, der zu 51% den Amerikanern um Claudio Osario gehören würde. Unklar blieb allerdings, wie die europäische Leitung den Handel zu finanzieren gedenkt. Mark Keogh, designierter CEO der europäischen CHS sprach in einem Interview von mehreren Investoren, mit denen er im Gespräch sei.
Die grössten Sorgenkinder der CHS-Gruppe, die deutsche CHS, Frank & Walter und die CHS plc in England sind letzte Woche endgültig ins Trudeln geraten. Die beiden deutschen Firmen mussten sich unter Gläubigerschutz nach dem neuen deutschen Konkursrecht stellen. In England scheinen die Verhältnisse am chaotischsten zu sein. CHS plc habe seinen Kundenstamm für einen geringen Betrag verkauft, so der Newsletter IT Europa.
Die Schweizer können liefern
Patrick Matzinger von Karma Schweiz meint zum IT Reseller: «Die Konzern-Situation ist dramatisch, aber ich bin für Karma Schweiz sehr optimistisch. Die Alternative zum MBO wäre ein Verkauf Stück für Stück. Die Karmas sollten zusammen bleiben, denn wir sind die Kirschen auf dem Kuchen.» Gemäss Matzinger ist Karma weiterhin in der Lage zu liefern, da alle Produkte vorfinanziert werden.
Auch Max Tschabuschnig von CHS Schweiz gibt offen zu, dass er in den letzten zwei Wochen in argen Schwierigkeiten steckte. Doch die grossen Lieferanten wie
IBM oder
HP würden nach wie vor zu seiner Firma stehen. Tschabuschnig: «HP und IBM haben uns auf eigenes Risiko hin unterstützt. Schwierigkeiten machen uns jene paneuropäischen Lieferanten, die einen generellen Lieferstop an CHS-Töchter verhängten.»
Das wahrscheinliche Szenario
Der geplante MBO von CHS-Europa könnte am Zeitfaktor scheitern, denn, je mehr CHS-Firmen zusammenbrechen, desto kleiner wird auch das Einkaufsgewicht der künftigen Gruppe. Zu hoffen ist, dass die Karmas es schaffen, sich aus dem maroden und überschuldeten Verband zu lösen und dass einzelne profitable CHS-Ländergesellschaften alleine oder im Verbund den «Seitenausgang» finden werden. In wenigen Tagen wird man mehr wissen. (hc)