Ellison wurde mit dem Verkauf von Software an die Unternehmen reich. Jetzt möchte er als ASP genau so von der schwindenden Investitionslust seiner Kunden profitieren. «Es mag provozierend klingen», meinte er kürzlich gegenüber der britischen Zeitung Sunday Times, «aber ich denke, dass die meisten Unternehmen zu viel für ihre IT ausgegeben haben.»
Im Visier hat er dabei vor allem KMU-Kunden. Die neue «Oracle Small Business Suite» ist ein Bündel von Online-Diensten für Firmen mit unter hundert Mitarbeitern. Sie deckt laut
Oracle alle wichtigen Geschäftsprozesse ab, von der Buchhaltung über Customer Relationship Management bis zur Betreuung der Lieferkette und dem E-Commerce. Ellison: «Die Vorstellung, dass ein kleines Unternehmen verschiedene Softwareangebote kombinieren kann, ist absurd. Das Einzige, das funktioniert, ist ein integriertes Paket an einem einzigen Ort.»
Der Preis ist den Möglichkeiten eines KMU angepasst: 99 Dollar verlangt Oracle pro Monat. Damit zielt Ellison einmal mehr Richtung
Microsoft, deren bCentral-Site auf das gleiche Kundensegment zielt.
Any Place
Oracle bietet die Small Business Suite seit einigen Tagen als ASP online an (www.smallbusinessoracle.com). Dass aber auch anderes denkbar ist, zeigt die Bemerkung von Ellison gegenüber der Sunday Times, dass die Bank Barclays die Small Business Suite als ASP über ihre Website anbieten werde.
Gleichzeitig hat Ellison «E-Business Suite Online any Place» angekündigt. Damit bekommen Oracle E-Business-Kunden die Möglichkeit, ihre Server-Hardware im eigenen Haus zu betreiben. Oracle Vizepräsident Jeremy Burton: «Wo sich die Computer befinden, ist der unwichtigste Teil unserer Software-as-a-Service-Strategie. Das «any Place»-Angebot erlaubt einem Kunden sowohl den klassischen ASP-Weg einzuschlagen als auch, selber Hardware zu kaufen und die Server im eigenen Hause oder irgendwo sonst zu betreiben, falls ihm das besser passt.» Compaq oder Sun liefern vorkonfigurierte Maschinen. Die Betreuung der Software erledigt Oracle über das Internet.
Oracle will aber künftig auch das Online Partner Network für die Betreuung der Software öffnen. Bisher waren dafür Partner wie Systemhäuser, Distis und VARs zuständig. Nun sollen über das Partner Network auch Unternehmen wie etwa
Yahoo bedient werden, die für Oracle bisher als Kunden galten. Wann werden unter diesen Umständen wohl Marktplätze wie Plenaxx oder Conextrade eine deutschsprachige Version der Small Business Suite anbieten und damit die heimischen Business-Software-Anbieter herausfordern? (fis)