Ciscos Sommer-VoIP-Kollektion

Cisco ist der prominenteste VoIP-Player, der aus der «neuen» IT-Welt stammt. Ein knapper Überblick über die Besonderheiten von Ciscos VoIP-Produktelinie, und die Neuheiten dieses Sommers.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/09

     

Was unterscheidet die Cisco VoIP-Produktelinie von den Konkurrenten? Philipp Rotzer, der als System Ingenieur bei Cisco vor allem den Enterprise-Bereich betreut, kann da einiges aufzählen. Allerdings betont er, dass manche der im folgenden genannten Features nicht exklusiv bei Cisco-Produkten zu finden sind. Kein anderer Hersteller könne sie aber in dieser Kombination anbieten kann.
Als erstes hebt Rotzer die Skalierbarkeit des Cisco «Call Managers» (Ciscos SoftPBX) hervor, der bis zu 2500 User verwalten kann. Bis zu 10’000 Teilnehmer könnten also mit einem Cluster von mehreren Call Managern bedient werden. Bei anderen Herstellern komme bei einer Installation dieser Grösse eine erheblich höhere Zahl an Servern zusammen, was einen entsprechen erhöhten Installations- und Managementaufwand nach sich ziehe. Auch Ciscos breite Palette von Voice-Gateway-Modellen erhöht die Skalierbarkeit.
Es ist von Vorteil, wenn die Telefone in Zweigstellen bei einem Ausfall der WAN-Verbindung weiterfunktionieren. Die Router dort sind aber normalerweise über das WAN mit dem Call Manager in der Zentrale verbunden. Einige Cisco-Modelle (z.B. 3600, 2600er Familie) können nun die Telefonate aber bei einem Notfall, wenn auch mit eingeschränkten Funktionen, über das normale Netz umleiten. Das ganze nennt sich «Survivable Remote Site Telephony» (SRST).

VoIP für kleine Unternehmen

Bisher hat in der Cisco Produktpalette eine VoIP-Lösung für kleinere Unternehmen gefehlt. Mit dem Catalyst 4224, der in diesem Sommer in der Schweiz erhältlich werden soll, wird sich das ändern. Das Gerät, das ca. 13’000 Dollar kosten wird, ist sowohl Ethernet-Switch als auch IP-Router und Voice-Gateway, und kann auch mit zusätzlicher Firewall-Software bestellt werden.
Es bietet vierundzwanzig 10/100 Ethernetports und acht Ports, an denen andere Geräte wie analoge Telefone, Faxe oder Modems angeschlossen werden können. Auch der Catalyst 4224 besitzt die SRST-Funktionalität. Für kleinere Unternehmen, die mit der gegenüber dem Call Manager eingeschränkten Funktionsvielfalt zufrieden sind, bietet sich deshalb die Möglichkeit an, eine Standalone-Lösung zu wählen, und so mit wenig Aufwand auf VoIP umzurüsten.

Weniger Kabelsalat

Die Cisco-IP-Telefone sind mit einem internen Switchport ausgerüstet. Ein Datenkabel kann daher vom Telefon zum PC weitergezogen werden, so dass die beiden Geräte nur ein Kabel benötigen und nur einen Port im Kabelschrank belegen. Das fällt bei Kostenberechnungen ins Gewicht. Über das gleiche Kabel läuft auch die Stromversorgung der IP-Phones.
Ausserdem können sie über XML auf Services zugreifen, die auf einem XML-Server bereitgestellt werden. Unter dem Namen «Productivity Services» soll ab diesem Sommer eine Suite von Anwendungen herausgebracht werden, welche diese Eigenschaft ausnützt. Über das Telefone wird man so zum Beispiel auf den Terminkalender zugreifen oder E-Mails lesen können. Bereits heute bieten Drittunternehmen attraktive Services für Cisco Telefone an.

Sanfter Weg zum offenen Standard

Manch einer kritisiert, dass Cisco das proprietäre «Skinny»-Protokoll für die Kommunikation zwischen dem Call Manager und den IP-Telefonen verwendet, statt das von einigen anderen Herstellern verwendete Protokoll H.323. Phillip Rotzer wehrt sich gegen den Vorwurf, dass Cisco so Barrieren gegen andere Hersteller aufbauen wolle. «Skinny», ein Erbe aus der Übernahme der Firma Selsius im Oktober 1998, die Cisco die Call Manager Software einbrachte, biete einfach mehr Features als H.323.
Man könne durchaus auch H.323 Telefone zusammen mit dem Cisco Call Manager verwenden, wenn man die geringeren Möglichkeiten in Kauf nimmt. Noch in diesem Jahr soll ausserdem eine Partnerfirma vorgestellt werden, die Low-cost-IP-Telefone für das «Skinny»-Protokoll herstellen wird. Auf die Dauer wolle Cisco bestimmt nicht proprietär bleiben, sondern in Zusammenarbeit mit anderen Herstellern einen offenen Standard erarbeiten.
Nur müsse man halt einen sanften Weg zu diesem Ziel finden, auf dem die Features des «Skinny»-Protokolls in vollem Umfang erhalten bleiben. (hjm)


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