Kampf der Standards bei Flash-Speichern

Vor zwanzig Jahren setzte Matsushita seinen VHS-Standard für Videogeräte gegen Sonys Betaformat durch. Mit unterschiedlichen Formaten für Flash-Speicher stehen sich die alten Rivalen wieder gegenüber.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/06

     

Nicht nur bei den grossen Speicherkästen für Unternehmen, auch am anderen Ende der Grössenskala, bei den Flash-Speichermedien für Kleingeräte wie PDAs, Digikameras, Handys, MP3-Player usw. herrscht ein heftiger Kampf um Systeme und Marktanteile.
Der Markt der Winzling-Speicher kann sich neben den Grossen durchaus sehen lassen: IDC schätzte ihn lfür 2003 auf 24 Mrd. Dollar.
Inzwischen mag man die Schätzungen wegen der schleppenden Ökonomie etwas nach unten revidiert haben, aber ungefähr in dieser Grössenordnung dürften sich die Schätzungen immer noch bewegen. Im Moment haben drei untereinander inkompatible Formate die grösste Verbreitung. Von Toshiba stammt Smartmedia, Sandisk entwickelte Compactflash, Sony hat die Memorysticks.
Gemäss GFK Japan haben sich Compactflash und Memorystick im letzten halben Jahr ein Kopf an Kopf-Rennen geliefert, mit ganz leichten Vorteilen für Compactflash. Beide haben Marktanteile auf Kosten von Smartmedia gewonnen, und lagen Ende Januar 2001 bei ca. 24% resp. 27%. Smartmedia hat in diesem halben Jahr etwa acht Prozentpunkte verloren, liegt aber mit 44% immer noch weit vorn.

Verdrängung oder Koexistenz?

Während die Experten das langsame Ende der Smartmedia-Ära prophezeien, sind die meisten inzwischen zur Überzeugung gelangt, dass sich weder Memorystick noch Compactflash gegenseitig verdrängen können. Viele glauben aber, dass das neuere Secure Digital (SD) Format das Zeug dazu haben könnte, eines Tages den Industriestandard darzustellen.
Für die Entwicklung haben sich Sandisk und Toshiba mit Matsushita, einem alten Erzfeind von Sony zusammengetan. Bei Sony könnte das unangenehme Erinnerungen wecken, schon einmal ging ein ähnlicher Kampf gegen Matsushita verloren. Vor knapp zwanzig Jahren ging es um den Standard bei den Videoformaten. Matsushitas VHS triumphierte auf der ganzen Linie, und heute erinnern sich nur noch wenige an Sonys Alternative, das Beta-System.
Secure Digital wurde Mitte des letzten Jahres lanciert, und wurde schnell von 90 Herstellern unterstützt. Trotzdem verlief der Start für SD eher schleppend, erst in den letzten zwei Monaten kam der Absatz ganz langsam in Fahrt.
Man sollte nicht vergessen, dass es noch um mehr als nur den Absatz der Speichermedien geht.

Vielfalt bei Palm, Standard bei Pocket PCs

Das Speichermedium bestimmt auch als wahrscheinlich wichtigste Anwendung das Format des Slots für andere Erweiterungsmodule wie Modems, neuerdings Kameras, Bluetooth-Module, GPS-Zusatzgeräte und ähnliches. Gerade die kleinen Geräte werden nicht mehrere Slots unterbringen können, die Hersteller von Zusatzgeräten müssen sich also anpassen.
Durch die Wahl des Slotformats können sich Hersteller voneinander abgrenzen oder ihre Geräte kompatibel machen.
Bei PDAs mit Palm OS herrscht zum Beispiel babylonische Vielfalt: Es gibt sie mit Compactflash-Slot (TRG), Memorystick-Slot (Sony), Springboard-Slot (Handspring) und Secure Digital-Slot (Die neuen Palm m500 und m505). Pocket-PCs mit Windows CE 3.0, ob von Compaq, Casio oder HP setzen dagegen fast alle das Compactflash-Format ein. (hjm)


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