Ende der NAS/SAN-Debatte

Der Speicherspezialist EMC gibt sich zukunftsfreudig. Man will rund eine Milliarde Dollar in Entwicklung und Forschung investieren und integriert NAS- und SAN-Funktionalitäten in ein einziges System.

Artikel erschienen in Swiss IT Reseller 2001/06

     

Von der Dotcom-Krise will EMC, der Marktführer in Sachen Speicherlösungen, derzeit nichts wissen. Im Gegenteil: Nachdem das Unternehmen den Umsatz im Jahr 2000 um 32 Prozent auf 8,87 Milliarden Dollar steigern konnte, rechnet der zur Cebit herbeigejettete Executive Chairman Michael Ruettgers für das laufende Geschäftsjahr mit einer Einnahmenssteigerung auf rund zwölf Milliarden Dollar.
Wie Ruettgers an einer Pressekonferenz mit einem Seitenhieb auf Mitbewerber Sun Microsystems ausführte, sei sein Unternehmen niemals der Punkt im Dotcom-Geschäft gewesen. Er erklärte, dass ihn die Probleme der gebeutelten Internet-Firmen kaum tangierten.
Rüttgers ist mit ganz anderen Dingen und Dimensionen beschäftigt: «In den kommenden beiden Jahren werden mehr neue Informationen erzeugt als in der bisherigen Menschheitsgeschichte.» Zur Untermauerung seiner These zum künftigen Speicherbedarf führte Rüttgers eine Studie der University of California in Berkeley ins Feld, der zufolge die in den kommenden zwei Jahren weltweit produzierte Menge an Informationen das Gesamtvolumen aller bis heute erzeugten Daten übersteigt und sich der Speicherbedarf nun jedes Jahr verdoppeln werde.
Laut Studie umfasst das Gesamtvolumen aller heute weltweit verfügbaren Informationen 12 Exabyte oder 12 Milliarden Gigabyte.
Kein Wunder gab der EMC-Topmann den Firmenanwendern die Parole raus, bereits jetzt mit dem Aufbau ihrer Speicherinfrastruktur zu beginnen, sofern sie damit noch nicht angefangen haben. Denn auch wenn die Dotcom-Firmen verschwänden, so sei klar, dass die Datenmengen weiter stiegen. «Die Verwaltung, Sicherung und Bereitstellung dieser Informationsmengen wird zur zentralen Herausforderung für Unternehmen.
Der Wert der Information wird danach bemessen, ob sie jederzeit und an jedem Ort verfügbar sind», meinte Ruettgers. Angesichts solcher Wachstumsmöglichkeiten will EMC erstmals mehr als eine Milliarde Dollar in Forschung und Entwicklung stecken. 70 Prozent davon sollen allein in den Bereich Software-Entwicklung fliessen.

Von Schnittstellen und Protokollen

Dass sich solche Investitionen lohnen, beweisen die jüngsten Produkte des Speichergiganten, die auf das mittlere Leistungssegment des sogenannten Network Attached Storage (NAS), abzielen. So sucht und findet die kürzlich vorgestellte Software-Lösung «High Road» selbständig den besten Übertragungsweg unterschiedlicher Datenmengen in einem unternehmensweiten Netzwerk. Sie integriert und kombiniert das Beste der NAS- und der SAN-Konzepte.
Kleine Datenmengen werden über das IP-Netz geliefert, grosse kontinuierliche Datenströme wie Video- oder Audio-Dateien werden für den Benutzer völlig transparent über das SAN transportiert. Bis vor kurzem schienen Storage Area Network (SAN) und NAS, die beiden Techniken für das Speichern im Netz, unvereinbar.
Beide Ansätze unterscheiden sich grundsätzlich durch die Art des Datenzugriffs. Ein SAN ist ein meist auf dem Fibre Channel (FC) basierendes, dediziertes Speichernetz, bei dem die angeschlossenen Host-Rechner die benötigten Informationen in kleinen Datenblöcken abrufen. Wegen der fehlenden Standards bieten die SAN-Anbieter proprietäre Lösungen mit speziellen Schnittstellen oder Kanalarchitekturen an.
In einer NAS-Architektur hingegen greifen die Host- und Client-Systeme über gängige LAN-Schnittstellen (Ethernet, FDDI, ATM und andere) auf die Daten-Files zu und verwenden dafür Netzprotokolle wie Network File System (NFS) oder Common Internet File System (CIFS), das in der Windows-Welt gebräuchlich ist. Die Datenspeicher sind dabei direkt an ein Netzwek, das unter NFS läuft, angeschlossen. Der Speicher stellt sich damit für die Client-Systeme wie ein lokales File-System dar.

Ein «Chameleon» für beide Welten

EMC ist überzeugt, dass die Debatte NAS oder SAN endgültig vom Tisch ist, da die Anwender einen universellen Informationszugriff benötigen. Solches lässt sich nur mit einem Netzwerk realisieren, das die Stärken von operativen Netzen und Speichernetzen vereinigt. Unterstützung erfährt es beispielsweise durch das kürzlich vorgestellte jüngste Modell der Clariion-Baureihe, die seit zwei Jahren durch die Einverleibung von Data General EMC gehört.
Das System lautet auf den Namen Clariion IP4700 und versteht alle gängigen Netzwerkprotokolle bis hin zum Gigabit-Ethernet. Es lässt sich mit 10 bis 100 Festplatten mit 18 oder 36 Gigabyte Kapazität je Disk konfigurieren. Die maximale Kapazität beträgt 3,6 Terabyte.
Das unter dem Codenamen «Chameleon» entwickelte hoch verfügbare NAS-Produkt kann sich somit geänderten Anforderungen flexibel anpassen, indem es sich je nach den aktuellen betrieblichen Anforderungen aufrüsten lässt und sich damit sowohl für SAN- wie auch für NAS-Aufgaben bestens gerüstet zeigt.
Durchsatz und Bandbreite haben sich gegenüber dem Vorgängermodell verdoppelt. Das Chamäleon weist redundante Datenpfade für jeden Speicherprozessor auf. Leistungsstarke Multi-CPU-Prozessoren, ein 2-Gigabyte-Cache, vier Front-End- und vier Back-
End-Fibre-Channel-Anschlüsse ermöglichen einen hohen Durchsatz.
Darüber hinaus bietet das Speichersystem universelle Hot-Spare-Module, uneingeschränkte Redundanz, einen geschützten Schreib-Cache sowie Paritätsprüfung beim Datentransfer. Ausserdem können unterbrechungsfrei während des laufenden Betriebs Module ausgetauscht (Hot-Swap) und Software-Upgrades durchgeführt werden.
Das Speichersystem arbeitet wegen der redundanten Auslegung aller kritischen Systemkomponenten besonders zuverlässig. Darüber hinaus meldet das integrierte Überwachungssystem automatisch Abweichungen vom Normalbetrieb an das zuständige EMC-Kundendienstzentrum. Damit lässt sich garantieren, dass sich Fehler bereits beheben lassen, bevor sie der Anwender überhaupt merkt. Dieses Wartungsprinzip, so EMC, führe zu einer fast 100-prozentigen Verfügbarkeit. (hc)


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