Live von der Cebit: Tag 1 - Zuversicht in leeren Hallen

3. März 2009

     

Am Morgen des ersten Tages der bis auf weiteres immer noch weltgrössten Computermesse ergibt sich das erste Aha-Erlebnis: Man hatte es ja schon geahnt, dass weniger Besucher kommen werden. Doch in der Strassenbahn, die einen zur Messe hinaus - beziehungsweise je nach Quartier - hineinfährt, einen Sitzplatz zu erhalten, ist ein Traum, der sich nun wie selbstverständlich erfüllt. Auch ein Blick auf den Westschnellweg, die aus der Stadt herausführende "Messeautobahn", zeigt wider Erwarten gelangweilte Verkehrspolizisten, die die morgendliche Einbahnregelung für den dann bis zu achtspurigen Highway mehr oder weniger sinnfrei begleiten.

Ein Viertel weniger Aussteller als im vergangenen Jahr (davon 46 aus der Schweiz) und sogar nur die Hälfte an Messeständen gegenüber 2001, zugegeben einem Boom-Jahr, ziehen eben auch weniger Besucher an. Und die Reise-Budgets sind wohl ebenfalls knapper geworden. So präsentiert sich manche Halle halb leer, andere, wie etwa der vor normalsterblichen Besuchern abgeriegelte Reseller-Bereich, zeigen sich zumindest dem Augenschein nach geschäftig wie eh und je.


Auch an den Ständen der TK-Provider und Hersteller tummelt sich das Publikum. Dabei haben bekanntlich einige grosse Namen der Cebit den Rücken gekehrt. Zurückgekehrt sind hingegen der Grossdistributor Tech Data (nach vierjähriger Pause) und der ebenfalls europaweit agierende Zwischenhändler Actebis Peacock. Dieser präsentiert sich nach sieben Cebit-abstinenten Jahren nun gemeinsam mit dem TK-Spezialisten NT plus auf immerhin 400 Quadratmetern - fast wie in alten Zeiten. So setzt man - vielleicht eher ungeplant - ein Zeichen gegen die Krise ganz im Sinne von Messechef Ernst Raue.

Das Zusammenwachsen von IT und TK erscheint nebenbei als einer der wenigen echten neben vielen gemachten Trends auf einer Messe, die sich mit Innovationen deutlich zurückhält - nicht nur weil einige Innovatoren gar nicht da sind. Die Augen der anwesenden Presse - sichtlich weniger als in den vergangenen Jahren - richten sich auch besonders gern auf die netten kleinen Netbooks: Asus und MSI zeigen superflache Geräte nach Art des iBook Air.

Das aktuelle Dreamteam der Cebit "Angie & Arnie" (Angela Merkel und Arnold Schwarzenegger) rast derweil heute von einer Reporterwolke umgeben an ausgewählten Ausstellern vorbei. "Wir haben die ITK-Branche nicht vergessen", ruft die deutsche Bundeskanzlerin in den IT-Wald, freilich vorerst ohne Rettungsring in der Hand. Daneben bewies der Gouvernator des diesjährigen Partnerlandes nach Meinung des geladenen Publikums bei der gestrigen offiziellen Eröffnung, dass er sich im Gegensatz zu manchen geborenen US-Politikern nicht nur in der Filmwelt gut auskennt. Und gab sich gewohnt kernig: "Verlierer lamentieren, Gewinner stellen sich den Herausforderungen und tun etwas." Gut, man sollte aber auch wissen, was zu tun ist. Der Sonnenstaat Kalifornien war immerhin einst die Wiege der IT - und amerikanischer Optimismus, auch wenn er aus dem Munde eines ausgewanderten Österreichers kommt, kann der gebeutelten Branche sicher nicht schaden.

"Yes, we can", rief schliesslich noch der Präsident des deutschen IT-Bundesverbandes Bitkom in die Runde. So sei es. (Ralph Beuth, Hannover)

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