Mit dem geplanten Börsengang von Complet-e werden dem Unternehmen (je nach Ausgabekurs) zwischen 20 und 26,5 Millionen Franken zufliessen. Es ist klar, dass sich mit diesen Mitteln keine flächendeckende Direktvertriebsorganisation aufbauen lässt. Eine solche würde bei der angestrebten KMU-Kundschaft und den niedrigen Preisen der WinOffice-Pakete auch wenig Sinn machen.
Deshalb vertrauen die Leute von Complet-e vollständig auf ihre Fähigkeit, den Fachhandel von ihrem Konzept und ihrer Software zu überzeugen und als Vetriebs- und Service-Partner zu gewinnen. In Deutschland sind es heute, so Schwarzenbach 60 Partner. Ende Jahr sollen es 80 sein, im Jahr 2002 deren 365. In der Schweiz gibt es heute 75 Complete-e-Partner, Ende Jahr sollen 90 Fachhändler WinOffice verkaufen, installieren und schulen und im Jahre 2002 werden es dann deren 184 sein.
Schwarzenbach hat neben dem Produkt ein gutes Argument, warum sich die Reseller für WinOffice gewinnen lassen sollten: «Mit Hardware verdient man heute noch zwei bis acht Prozent. Vom Hardware-Verkauf kann sowieso niemand mehr leben. Die Fachhändler müssen Lösungen anbieten und Services verkaufen.» WinOffice biete, dank der einfachen Installation und Implementierung einen guten Einstieg in einen sehr lukrativen und stark wachsenden Markt.
Das «e» nicht zu vergessen
Basis dieser explosionsartigen Umsatzvermehrung sollen die bestehenden Software-Pakete der WinOffice-Familie und Internet-Erweiterungen (WinShop) sein. Die Internet-Erweiterungen sollen nach und nach in WinOffice, das heute noch vollständig unter Windows läuft, integriert werden. Eine einfache Shop-Lösung, samt Integration in die Fibu und die Warenbewirtschaftung, wird bereits angeboten. Doch Chef-Entwickler Achilles Rupf kennt das Lied vom hohen «e» und meint: «Wir experimentieren mit Versionen, die im Browser laufen.» Die Einfachst-Lösung WinOffice SE zum Preis von ca. 500 Franken wird übrigens als einziges der betriebswirtschaftlichen Pakete auch direkt per Website an Endkunden vertrieben. Die Leads (Upgrades, Hardware) daraus, meint Schwarzenbach, sollen aber vollständig an Partner weitergegeben werden.
Kritische Stimmen aus dem Markt
Nicht alle teilen den Optimismus der Sarganser. Einige bezweifeln, dass der Markt tatsächlich jenes explosive Wachstum zeigen werde, wie das in den Studien behauptet wird. Andere sind sich nicht so sicher, ob Complet-e den Marketing-Power aufbringen wird, um in ganz Europa die nötige Anzahl Reseller zu finden und zu unterstützen. Ein Schweizer WinOffice-Reseller meint zum Beispiel: «Ich glaube nicht an die Zahlen von Complet-e. Die meisten meiner Kunden haben ihre betriebswirtschaftliche Software auf das Jahr 2000 hin bereits gewechselt. Die werden bis 2001 keinen Bedarf mehr haben. Ich frage mich, ob die Leute von Complet-e sich im Klaren sind, dass wir VARs entscheiden, welche Software der Kunde schliesslich installiert.» Ein anderer Reseller meint zum ITR: «Das Produkt selbst ist seiner Konkurrenz weit überlegen. Aber Complet-e braucht viel grössere Entwicklungskapazitäten. Denn die VARs in anderen Ländern werden laufend Anpassungen benötigen.» (hc)