Bluewin-PC-Aktion: Keine Gefahr für den Handel

Als erster Schweizer ISP subventioniert Bluewin PCs von Neu-Kunden. Steckt mehr als ein IPO-Marketing-Gag dahinter?

Artikel erschienen in IT Reseller 2000/15

   

Was bei Handies langsam ausklingt, hat Bluewin mit PCs eingeläutet: Wer die Swisscom-Tochter als Provider wählt, erhält einen verbilligten PC. Und so geht das: Bei Interdiscount einen Everex-PC posten, bei Blue Win registrieren und einen Check von 450 Franken zurückerhalten.
Ab dann muss zwei Jahren lang für jeden Monat Internet-Zugang 13,60 Franken bezahlt werden. Wer den günstigsten PC wählt, zahlt noch 349 Franken für den AMD-450er, ohne Bildschirm. Alle drei verbilligten Rechner sind deutlich im low-end Bereich angesiedelt (siehe Kasten). Wieviele Rechner abgesetzt werden sollen, ist unklar: Roger von Gunten spricht von einem Interdiscount-Erfahrungswert von 3000 Stück, während Interdiscount wissen lässt, Bluewin wolle «eine vierstellige Stückzahl» absetzen.
Von Gunten weist auch darauf hin, dass sich nicht alle Käufer beim Provider registrieren lassen werden. Den Rabatt teilen sich die beiden Partner, allerdings nicht fifty-fifty, wie beide Seiten bestätigen.

Skepsis bei der Konkurrenz

Mitbewerber Sunrise fühlt sich nicht bedrängt: «Wir rechnen gerade verschiedene Varianten seriös durch. Es kann noch Monate dauern, sollten wir etwas Ähnliches bringen», kommentiert Hanspeter Lingg. Sunrise-Mann Lingg befürchtet viele virtuelle Kunden: «Bei den PCs handelt es sich um weit abgespeckte Modelle. Leute die solche PCs wollen, sind nicht unbedingt unsere Wunschkunden.» Kurz und bündig meint Diax-Pressesprecherin Monika Walser zum neuen Angebot: «Das ist nicht unser Konzept.»

Bluewin zuversichtlich

Von Gunten teilt diese Ängste nicht. «Der finanzielle Anreiz unserer Aktion ist nicht so hoch wie bei Handys. Zudem ist die Aktion ein Testprojekt, die ersten Resultate sind ermutigend.» Genauere Zahlen gibt es allerdings erst nach Ende der Aktion am 30. September. «Es herrscht reges Interesse», meint Interdiscount-Pressesprecherin Rosalinda Singer.
Von Gunten weiss durchaus von schlechten ausländischen Erfahrungen und räumt ein: «Subventionierte PCs sind nicht das Gelbe vom Ei, aber wir wollen es im hiesigen Markt wenigstens probieren.» Wie teuer dieser Test ausfällt, lässt er sich nicht entlocken. Dass die Aktion mit Blick auf den Börsengang im Herbst gelaunched wurde, dementiert von Gunten. «Der Zusammenhang ist sehr, sehr gering.» Diese These stützt, dass Bluewin nach eigenen Angaben bereits der grösste Schweizer Privat-Provider ist. Die anfallende Publicity wird allerdings kaum abträglich sein.

Gratis-PCs:


Debakel in den USA und Deutschland

Den ersten Free-PC gab die gleichnamige Firma am 8. Februar 1999 in den USA ab. Den Gratis-Rechner bezahlten Kunden mit Daten-Striptease, Werbe-Bombardierung und dreijährigem Koppelvertrag. Trotzdem fanden die Angebote Anklang. Vielleicht sogar zuviel: Heute jedenfalls findet sich kein kostenloses Angebot mehr bei Free-PC - vielleicht auch, weil die Firma vom Billig-PC-Anbieter E-Machines geschluckt wurde.
In Deutschland wollte die Mannesmann-Tochter Mobilcom die Idee mit Gratis-PCs ausprobieren, das hatte zumindest CEO Gerhard Schmid vor einem Jahr «Spiegel Online» erklärt. Realisiert wurde das Angebot schliesslich doch nicht. Presse-Mann Stefan Arlt: «Der Markt hat sich so rasch entwickelt, dass der Free-PC bei uns kein Thema mehr ist.» (phk)


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